Von Weitem sieht das Haus Hohenbaden immer noch imposant aus. Wer näher kommt, realisiert, dass das frühere Kindersolbad nach Jahren des Leerstands gelitten hat. Jetzt endlich soll das leerstehende Anwesen verkauft werden. Es ist bereits der zweite Versuch.
Insolvenzverwalter Martin Mucha bestätigt, dass es am Montag, 4. August, zur Gläubigerversammlung kommen werde. Das Haus Hohenbaden liegt in der Insolvenzmasse des Projektentwicklers Ralf Dickscheid.
Die Immobilie steht seit 2004 leer, 2013 verkaufte sie das Rote Kreuz an Dickscheid. Der hatte große Pläne, so wollte er im Haupthaus ein Vier-Sterne-Hotel einrichten. Doch der Plan misslang, im März 2019 musste er Insolvenz anmelden.
Der Zustand des Gebäudes sei „jedenfalls sicher nicht besser geworden“, berichtet Mucha: zerbrochene Fenster, Graffitis und ein verbarrikadiertes Erdgeschoss zeugen vom schlechten Zustand des Gebäudes. Was und wie es erhalten werden könne, müsse der künftige Käufer direkt mit dem Denkmalamt klären.

30 Gläubiger gibt es
30 Gläubiger, darunter drei größere, so Mucha, hoffen am Montag auf eine einvernehmliche Lösung. Es muss, bezogen auf die Forderungen, eine einfache Mehrheit für den Vorschlag des Insolvenzverwalters erreicht werden. 2020, beim ersten Termin, gelang das nicht, „die Gläubiger hatten noch andere Vorstellungen“.
Welche das waren, wurde wenig später im Gemeinderat der Stadt deutlich. So sollte das Haus Hohenbaden saniert werden, um es als Klinik oder Pflegeheim nutzen zu können. Im Norden des rund 70.000 Quadratmeter großen Areals war aber an eine massive Wohnbebauung gedacht. Dafür verweigerte das Gremium seine Zustimmung.

Zweiter Versuch
Das Angebot der benachbarten Luisenklinik dagegen hatte die Gläubigerversammlung abgelehnt, da man ja eigene Vorstellungen von der Nutzung des Geländes hatte. Der Vorstandsvorsitzende der Luisenklinik, Sven Wahl, beabsichtigte zu expandieren, eine denkmalgerechte Sanierung des Hauses Hohenbaden war geplant. Doch er kam nicht zum Zug.
Das soll sich jetzt ändern. Konkret wird vorgeschlagen, die drei Grundstücke samt Gebäude an die Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Gesundheitsforschung AG (GVG AG) zu veräußern. Die GVG AG betreibt die Luisenklinik in Bad Dürrheim, zudem zwei weitere Einrichtungen in Stuttgart und Radolfzell. Damit dürfte als die Klinik doch noch zum Ziel kommen, sie leidet unter Raumnot und beantragte sogar die Aufstellung von Containern. Wahl will aber derzeit keine Aussagen über die anvisierten Grundstücke treffen, lässt er auf Anfrage ausrichten.
In der Vergangenheit schwierige Bedingungen
Dass bisher, sechs Jahre nach Insolvenzantrag, keine Lösung gefunden worden sei, begründete Mucha mit den widrigen Begleitumständen. „Corona, Ukraine-Krieg, steigende Bauzinsen“ hätten zu einem schwierigen Umfeld geführt.
Das Haus Hohenbaden wird übrigens immer noch über ein Immobilienportal angeboten. Dort wird von der Immobilie als einem „Refugium im Dornröschenschlaf“ gesprochen, gebaut 1906 von der Großherzogin Luise im Schwarzwaldjugendstil.
Dann war der Komplex Kurstätte, Lazarett, Kindersolbad des Deutschen Roten Kreuzes. Als Letzteres kam die Einrichtung zu einer traurigen Berühmtheit, weil Verschickungskinder bis in die 1970er Jahre systematisch psychischen und physischen Gewalterfahrungen ausgesetzt waren, wie eine vom Roten Kreuz selbst angestoßene Untersuchung im Nachhinein feststellte. Im Jahr 2004 wurde der Betrieb des Hauses dann eingestellt.