Der Fahr ist rot lackiert, der Eicher blau. Beide Traktoren sind seit Jahrzehnten in Kommingen im Einsatz. Allerdings: Schwer arbeiten mussten sie nie, erzählt der 78 Jahre alte Rentner Berthold Sauter. Die Landwirtschaft wurde immer nur im Nebenerwerb betrieben, er hat viele Jahre bei Firmen auf dem Bau, im Sägewerk und zuletzt auch in einer Fabrik gearbeitet.

Damals 19 Hektar Landwirtschaft

25 Jahre alt war er, als er sich den Eicher zulegte; hergestellt in Oberbayern und gerade in den 1950ern und 1960ern ein gebräuchlicher Schlepper. 15.000 Mark, heute rund 7500 Euro, gab er aus, um die damals 19 Hektar große Landwirtschaft stärker zu motorisieren. Plötzlich konnte er 52 PS auf den Acker bringen – im Vergleich zu den 32 PS, mit denen der von seinem Vater 1959 angeschaffte Fahr ausgestattet ist.

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Ja, der Fahr: Was den Verschleiß und die Zuverlässigkeit anlangt, steht er bei Bernhard Sauter hinter dem Eicher. „Beim Fahr gab es schon immer mal wieder Reparaturen“, sagt er. Es liege am Motor, wie ihm mal ein Landmaschinenmechaniker versichert habe. Verbaut sei nämlich ein Mercedes-Dieselmotor. „Einfach zu hochtourig, nichts für Belastungen.“ Dem Eicher dagegen musste er zuletzt lediglich eine hydraulische Lenkung spendieren – oder eher sich selbst in Sachen Fahrkomfort.

Borkenkäfer macht viel Arbeit

Denn nachdem er 1989 nach dem Tod des Vaters die Landwirtschaft im Wesentlichen aufgegeben hatte, blieb der Wald übrig. Und dort macht der Borkenkäfer viel Arbeit. Und auf dem rumpeligen Waldboden „habe ich den Eicher fast nicht mehr verdreht bekommen“.

So gibt es also für die seit 54 Jahren bestehende Hausgemeinschaft in Sauters Scheune eine Arbeitsteilung für den Wald – des Eichers Revier – und die 10 Ar Ackerland, die Sauter für sich, Sohn und Tochter zum Eigenbedarf bewirtschaftet. Mit dem Eicher pflügt er das Feld, mit dem Fahr und ganz altem Anbaugerät werden die Kartoffeln gesetzt. So wie früher: Vier Furchen, mechanisch gehackt, aufgehäufelt, die Kartoffeln rausgerudert und von Hand aufgelesen.

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Und wie fühlt man sich so mit dem alten DS-Kennzeichen? Die Zulassungsdaten von Sauters Traktoren umfassen fast die gesamte Zeitspanne, in der der Alt-Landkreis Donaueschingen seine eigenen Kennzeichen ausgegeben hatte. Das war von 1956 bis 1972. Aber Ummelden? „Mir gefällt das DS-Kennzeichen“, sagt der Rentner.

Er hat es noch: Hans Albert Elsässer aus Kirchen-Hausen mit seinem Oldtimer-Traktor der Marke Massey Ferguson, der ein altes ...
Er hat es noch: Hans Albert Elsässer aus Kirchen-Hausen mit seinem Oldtimer-Traktor der Marke Massey Ferguson, der ein altes DS-Kennzeichen trägt. | Bild: Paul Haug

Und vermutlich wird er es behalten können. Wenn nämlich im Januar der Tüv-Prüfer bei Sauter auf den Hof kommt und dort noch weitere landwirtschaftliche Fahrzeuge abnimmt, stehen die Chancen gut. „Lichter, Blinker und Bremsen sind derzeit ok und die Lenkung hat wenig Spiel“, zeigt sich Sauter zufrieden.

Die grüne Nummer reicht ihm

An Oldtimertreffen allerdings nimmt er mit keinem seiner Schlepper teil. Das erklärt ein Detail seiner DS-Kennzeichen. Sie sind grün, bedeuten Steuerfreiheit und erlauben aber lediglich landwirtschaftliche Fahrten. So bleibt es bei zwei Traktorausflügen vor Jahren: „Ich war mal in Sumpohren und auch mal in Riedöschingen“. Es bleibt bei kurzen Strecken. Zuletzt hat Sauter den Grasschnitt weggeführt. Mit dem Fahr. Der braucht weniger Diesel.