Wenn die Besucher zur Kilbig kommen, dann bietet sich ihnen in der Innenstadt ein breites Spektrum an Attraktionen, Ständen, Schlemmerbuden. Darunter auch immer Fahrgeschäft, die für einen ordentlichen Adrenalinrausch sorgen. Dafür ist dieses Mal der „Best XXL“ verantwortlich. Eine überdimensionale Schaukel mit 45 Metern Höhe und einer rotierenden Gondel, in der sich die Sitze für Passagiere befinden.

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Morgens geht es los

Bereits am Mittwochmorgen sind Mitarbeiter der Firma Zinnecker damit beschäftigt, die große Attraktion auf dem Schulhof aufzubauen. Seit 8 Uhr sind sie damit beschäftigt, das Gerät ins Wasser zu bringen. Alles muss waagerecht stehen – das ist der erste Schritt. Nur in Grundzügen ist erkennbar, wie die Schaukel in fertigem Zustand einmal aussehen wird. Bis das der Fall ist, wird es allerdings noch etwas gehen.

Michael Heigl ist bereits seit 25 Jahren für die Firma Zinnecker mit dem Auf- und Abbau großer Fahrgeschäft betraut. In Bräunlingen ...
Michael Heigl ist bereits seit 25 Jahren für die Firma Zinnecker mit dem Auf- und Abbau großer Fahrgeschäft betraut. In Bräunlingen kümmert er sich um die Schaukel „Best XXL“. Bilder: Guy Simon | Bild: Simon, Guy

In fünf Stunden kann alles stehen

„Wenn es schnell gehen muss, kann das Gerät in fünf Stunden fertig dastehen“, erklärt Michael Heigl. Er ist Vorarbeiter bei „Best XXL“ und bereits seit 25 Jahren mit der Firma Zinnecker unterwegs. „Ich kam eigentlich über einen guten Freund dazu. Die hatten etwas zeitlichen Stress und haben Helfer beim Aufbau gesucht. Also half ich“, erklärt Heigl. Er half und blieb. Was für ihn den Reiz an seiner Arbeit ausmacht? „Eigentlich bin ich aus München, durch die Arbeit bin ich allerdings überall unterwegs. Mal eine Woche hier, mal zwei Wochen da. Ich bin nicht sesshaft.“

Ein Lastwagen zum Auseinanderfalten. So sieht Best XXL aus, bevor die Schaukel emporgefahren wird.
Ein Lastwagen zum Auseinanderfalten. So sieht Best XXL aus, bevor die Schaukel emporgefahren wird. | Bild: Simon, Guy

Die größte Schaukel

Die Attraktion gehört zu den größten ihrer Art. „Mehr geht nicht“, sagt Heigl. Transportiert wird das Gerät mit einem Lastwagen. Die komplette Schaukel lässt sich zusammenklappen und wird dann zu drei Anhängern. Fast so wie ein Transformers-Kinderspielzeug. Nur eben in einem wesentlich größeren Maßstab.

Vier Mitarbeiter sind am Best XXL beschäftigt. Das Öl wird aufgefüllt. Dazu stehen unter dem Gerät mehrere Fässer. 400 Liter sind es insgesamt, die in die Attraktion gehen. „Es ist allerdings biologisch abbaubar“, sagt Heigl. „Wenn etwas platzt, etwa ein Hydraulikschlauch, dann laufen schnell mal 20 bis 30 Liter raus.“ Entsprechend sollte die Flüssigkeit auch umweltverträglich sein.

Stefan Rotariu sorgt für die richtige Schmiere. Bevor alles aufgebaut werden kann, müssen etliche Stellen mit Öl eingeschmiert werden.
Stefan Rotariu sorgt für die richtige Schmiere. Bevor alles aufgebaut werden kann, müssen etliche Stellen mit Öl eingeschmiert werden. | Bild: Simon, Guy

Feinheiten werden gerichtet

Ist die Arbeit mit dem Öl beendet, werden die Schaukel-Achsen an beiden Seiten festgemacht, dann wird alles mit der Sitzgondel hydraulisch nach oben gefahren. Das passiert allerdings wohl erst am Donnerstag. „Die Hydraulik ist schon etwas laut“, so Heigl. Außerdem gibt es davor noch einiges zu tun. Dann muss es gereinigt werden, defekte Glühbirnen auf der Passagier-Gondel werden ersetzt. Wenn alles erst mal aufgebaut ist, dann geht das nicht mehr. 45 Meter sind für diese Arbeit einfach zu hoch.

Jetzt werden noch defekte Lämpchen ausgetauscht und die Attraktion wird gereinigt. Haben die Bräunlinger Schulkinder Feierabend, wird ...
Jetzt werden noch defekte Lämpchen ausgetauscht und die Attraktion wird gereinigt. Haben die Bräunlinger Schulkinder Feierabend, wird die Schaukel nach oben gefahren. | Bild: Simon, Guy

Ist alles aufgebaut, dann wartet auch noch ein gewohntes Prozedere für die Schausteller. Der TÜV kommt und kontrolliert das Fahrgeschäft. Probleme bereitet das allerdings keine: „Wir sind regelmäßig irgendwo anders und 300 Tage im Jahr unterwegs. Wir bauen auf und ab, werden kontrolliert. Wir wissen genau, worauf es ankommt und worauf wir achten müssen.“ Der Austausch mit dem TÜV sei dabei stets professionell und freundlich. Sicherheit habe bei einem solchen Fahrgeschäft oberste Priorität.

Jeden Tag wird mitgefahren

Aus diesem Grund sitzt auch Michael Heigl jeden Betriebstag etwa 20 bis 30 Mal selbst in einem Sitz der Schaukel und fährt mit. „Klar ist das Adrenalin immer dabei. Es gibt allerdings für mich nichts mehr, das besonders reizt“, erklärt er. Er sei selbst schon Fallschirm gesprungen, außerdem kenne man sich unter Schausteller-Kollegen, entsprechend auch nahezu jedes Fahrgeschäft: „Da darf man dann auch mal so mitfahren.“ Eine Fahrt dauert genau drei Minuten. Das schreibt der TÜV so vor. Der Computer stoppt die Fahrt dann automatisch. „In einer Millisekunde wirken da 5 G auf die Passagiere. Über einen langen Zeitraum wäre das eine zu große Belastung“, so Heigl.

Das sind die Plätze für die Fahrgäste. In vier Gondeln können jeweils fünf Personen mit dem Best XXL fahren.
Das sind die Plätze für die Fahrgäste. In vier Gondeln können jeweils fünf Personen mit dem Best XXL fahren. | Bild: Simon, Guy

Im Kassenhäuschen

Ist schließlich alles für die Besucher bereit, ist die Arbeit von Heigl allerdings nicht beendet. Er ist nicht nur am Anfang dabei, er sitzt auch im Kassenhäuschen, wenn die Fahrgäste kommen. Dort wechsle man sich allerdings ab. Und was da auch dazugehört: Über die Lautsprecher-Anlage für Stimmung sorgen. Sätze wie „Und jetzt geht es richtig los“ oder „Jetzt fahren wir mal voll aus“, um einige repräsentative Beispiele zu nennen, tönen dann über die Schaukel. Für die Effekte gibt es etwa auch ein Hallgerät im Kassenhäuschen. Für die richtige Stimmung und die passenden Sprüche zu sorgen, sei allerdings eine Gefühlssache, die man im Laufe der Jahre entwickle: „Man gibt dann von alleine Gas“, so Heigl.

Dass ein solch großes Fahrgeschäft zur Kilbig komme, spreche für das Fest: „Wenn eine solche Größe da ist, dann muss auch was geboten sein.“

Die Schaukel

Best XXL ist 45 Meter hoch und erreicht eine Neigung von 120 Grad. Gebaut wurde sie im Jahr 2006. Beim Hin- und Herschwingen werden Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 126 Kilometern pro Stunde erreicht. Sie gehört zu den größten Geräten dieser Art, die in Deutschland erlaubt sind. 400 Liter Öl befinden sich in dem Fahrgeschäft. Für eine Fahrt kann es maximal 20 Personen aufnehmen. In der Anschaffung kostet die Best XXL etwa 2,2 Millionen Euro.