Ein Sturm fegte am Dienstagabend durch den kleinen Saal im Rathaus in Waldhausen. Dort diskutierte der Ortschaftsrat heftig die Verpachtung städtischer Gebiete an die Windkraftbetreiber des Konsortiums „DGE Wind Baar eins“, die zwischen Waldhausen und Döggingen einen Windpark mit sieben Anlagen errichten wollen. Das Ergebnis: Der Rat entschied sich gegen eine Verpachtung.

Dass es keine einfache Diskussion werden würde, stellte Ortsvorsteher Horst Kritzer schon zu Beginn fest: „Es gefällt mir, dass so viele da sind. Allerdings wird es heute Abend nicht so einfach sein.“ Zahlreiche Bürger waren zur öffentlichen Sitzung gekommen, an der viele Emotionen hochkochten. Zwischenrufe und lautstarke Kommentare führten dazu, dass Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle zur Ordnung rufen musste. In einer Fragerunde hatten Bürger Gelegenheit, Sorgen und Fragen zum Thema an die Investoren zu richten (siehe Erklärteil).

Kritzer bemängelte fehlendes Vertrauen gegenüber den Investoren: „Das war für mich nicht gegeben. Ich schaue als Ortsvorsteher, dass es den Leuten hier gut geht. Sie bauen die Windräder, dann sind sie weg“, richtete er sich an die Vertreter des Konsortiums, Frank Holfert und Bernhard Wieland.

Micha Bächle erläuterte, worum es hier aus Sicht der Stadt gehe: „Wir entscheiden als Stadt nur, ob verpachtet wird, oder nicht. Ob schließlich Windkraftanlagen entstehen, ist nicht unsere Entscheidung.“ Das liege daran, dass die DGE-Wind bereits mit dem Fürstenhaus einen Pachtvertrag unterzeichnet habe. Nur zwei Drittel des Gebietes sind in städtischer Hand, der Rest gehört dem Fürstenhaus. Entscheidet sich die Stadt gegen eine Verpachtung, sollen dort auf kleinerer Fläche entsprechende Anlagen entstehen. Ein Punkt, der in Waldhausen für Ärger sorgte: „Wir kriegen das so vor den Kopf geknallt, dass sie auf jeden Fall bauen. So führt man keine Verhandlung. Das ist unverschämt“, sagte ein Besucher.

Bächle plädierte für eine Zustimmung unter bestimmten Bedingungen, welche die Stadt an die Investoren richtet: „Wenn wir mit im Boot sind, können wir Kriterien aushandeln, die für die gesamte Fläche gelten“, so der Bürgermeister. Zu den Bedingungen der Stadt zählen unter anderem eine maximale Nabenhöhe der Anlagen von 160 Metern sowie eine Reduzierung des Schattenschlages auf Null. „Wir wollen das gemeinsam mit der Stadt machen und nicht in Konfrontation. Der Bürgermeister hat vieles bereits reinverhandelt, bei dem wir jetzt prüfen müssen, ob es für uns noch wirtschaftlich ist“, erklärte Bernhard Wieland von der DGE-Wind. Das Konsortium will die Ergebnisse bis zum 6. April vorliegen haben. Der Bräunlinger Gemeinderat trifft die Entscheidung über die Verpachtung am Donnerstag, 12. April.

Großes Interesse am Thema: Etliche Zuschauer sind zur Sitzung des Ortschaftsrates in das Rathaus nach Waldhausen gekommen. Bild: Guy Simon
Großes Interesse am Thema: Etliche Zuschauer sind zur Sitzung des Ortschaftsrates in das Rathaus nach Waldhausen gekommen. Bild: Guy Simon

„Es ist unsere Heimat und es ist gefährlich, dass der Ort jetzt zerstritten sein könnte. Jeder sollte sich in die Lage der Einzelgehöfte versetzen. Das ist ein Einschnitt in die Landschaft, der so nicht hinnehmbar ist“, erklärte Ortschaftsrat Andreas Fürderer.

Markus Fischer sprach sich hingegen dafür aus, der Verpachtung zuzustimmen: „Es geht hier nicht darum, ob die Windkraft gut oder schlecht ist, es geht darum, ob wir mitreden und den Betreibern Vorgaben machen können.“ Man müsse außerdem dem Dögginger Ortschaftsrat danken, der in seiner Entscheidung über eine Zustimmung zur Verpachtung auch Waldhausen mit berücksichtigt habe.

Horst Kritzer wies vor der Abstimmung auf das neue Baugebiet in Waldhausen hin: Der Gemeinderat werde sich bei Errichtung des Windparks auch darüber Gedanken machen müssen, so der Ortsvorsteher, der hier einen Attraktivitätsverlust befürchtet.

.Wissenswertes rund um den geplanten Windpark in Bräunlingen lesen Sie unter www.sk.de/9657956

Fragen der Bürger an die Investoren

  • Gesundheit: "Unabhängige Untersuchungen haben ergeben, dass sich Infraschall ab einer Entfernung von 150 Metern unter der Wahrnehmungsschwelle des Menschen befindet und keine gesundheitliche Gefahr darstellt. Die gesetzlichen Werte werden eingehalten", erklärte Frank Holfert vom Konsortium.
  • Windhöfigkeit: "Aktuelle Messungen bestätigen sie. Wir würden nicht bauen, wenn die Anlage wirtschaftlich nicht rentabel wäre. Die Werte rechnen wir uns nicht schön", so Holfert.
  • Rückbau: "Der erfolgt nach 20 bis 30 Jahren. Die Verwertung der Baumaterialien ist kein Problem. Vieles kann recycelt werden, auch die Rotorblätter. Der Rückbau erfolgt auf Kosten der Betreiber", sagte Holfert.
  • Öl- und Brandschutz: "Für die Stadt sind keine neuen Anschaffungen notwendig. Ein notwendiges Konzept wird von uns erstellt, die Anlage wird sensorisch überwacht. Die Brandgefahr wird als sehr gering eingestuft", so Holfert. Eine Anlage beinhalte maximale Ölmengen von etwa 300 Litern, die über Auffangbehälter gesichert sind, sagte Bernhard Wieland.
  • Artenschutz: "Es gibt dazu aktuelle Gutachten, die mehrfach wiederholt wurden, zuletzt 2017", erklärte Wieland.
  • Gewerbesteuer: "Da es sich um einen Wirtschaftsbetrieb handelt, wird auch Gewerbesteuer bezahlt. Üblicherweise gehen 70 Prozent an die Stadt, 30 Prozent an das Konsortium. Diese Aufteilung ist jedoch nicht zwingend", sagte Holfert.
  • Zufahrt: "Wir brauchen mindestens vier Meter, zum Transport etwa 6,50 Meter. Der Bereich kann danach aber wieder aufgeforstet werden."