Es ist das Jahr 2014 und in Behla steigt die Young Farmers Party. Es gibt zu trinken, die Partygänger stehen bereit. Was jetzt noch fehlt, ist die passende Musik. Dafür sollen an diesem Abend Albatros und Mr. Bay zuständig sein, oder Raphael Albert und Marian Bayer, wie die beiden eigentlich heißen. Die anderen Namen benutzen sie für ihre Kunst. Die beiden sind Disc-Jockeys, kurz: DJs. Und die Young Farmers Party ist ihr allererster Auftritt: „Diesen Moment werden wir wohl nie vergessen“, beschreibt Bayer Anspannung und Nervosität. Er ergänzt: „Um 21 Uhr war die Halle ausverkauft. Das ist ungewöhnlich.“

Der Club Aquarius an der kroatischen Küste gehört zu den beliebtesten weltweit. Hier legen Raphael Albert und Marian Bayer im Frühjahr. ...
Der Club Aquarius an der kroatischen Küste gehört zu den beliebtesten weltweit. Hier legen Raphael Albert und Marian Bayer im Frühjahr. Einer der größten Auftritte in ihrer bisherigen DJ-Karriere. | Bild: Privat

Die Bühnen werden größer

Inzwischen sind der gelernte Tourismuskaufmann Bayer aus Bräunlingen und der gelernte Bankkaufmann Albert aus Hüfingen routinierter. Und auch die Orte, an denen sie auflegen, haben sich verändert. Neben Festen in der Region sind sie auch international unterwegs. Ihre Musik ist auf richtig großen Feiern zu hören, wie dem Spring Break Europe in Kroatien. Bei dieser Großveranstaltung am Strand von Zrce sind jedes Jahr über 10 000 Feierwillige mit dabei. Ein unvergessliches Erlebnis.

„Dieses Gefühl ist kaum zu beschreiben. Man freut sich riesig, aber hat genauso wackelige Knie, weil man eben möchte, dass natürlich alles perfekt klappt. Spätestens aber wenn das Intro läuft, ist das mulmige Gefühl verflogen und man hat einfach nur Spaß“, erklärt Bayer. Auch in der Heimat habe man schon vor mehreren tausend Leuten gespielt. Hier sei es jedoch „etwas ganz anderes gewesen.“ Am Abend zuvor stehen hier Headhunterz auf der Bühne, tags zuvor der deutsche Rapper Bausa.

Zu den Höhepunkten in ihrer Karriere zählen neben dem Auftritt in Kroatien auch der Summerdream in Bräunlingen, das Summerbreak Festival in Löffingen, wo die beiden den DJ-Wettbewerb gewinnen konnten. Auch auf einer Mallorca Party mit der Ballermann-Sängerin Mia Julia zeigten die DJs von der Baar bereits ihr Können.

Raphael Albert (von links), Rudy MC und Marian Bayer. Rudy MC ist einer der bekanntesten österreichischen DJs, der auch international ...
Raphael Albert (von links), Rudy MC und Marian Bayer. Rudy MC ist einer der bekanntesten österreichischen DJs, der auch international auftritt. Seit Jahren ist er die Stimme von Spring Break Europe. | Bild: Privat

Was braucht ein DJ alles?

Aber wie kamen die beiden überhaupt dazu, als DJs auf die Bühnen zu steigen? Schon immer habe sie die Liebe zur elektronischen Musik vereint. Vor etwa sechs Jahren wollten sie es wissen – und haben es einfach ausprobiert, sich die nötige Ausrüstung besorgt und einfach losgelegt. Aber was gehört zu solch einer Ausrüstung? „Zum normalen DJ-Equipment gehören zwei CD-Player. Wobei das mittlerweile Media Player sind, denn sie spielen MP3-Dateien von einem USB-Stick ab. Außerdem ein Mischpult“, erklärt Bayer. Damit bewege man sich dann schon im Bereich von 2000 bis 5000 Euro. Zum Start reiche jedoch auch ein Controller, den man über den Laptop ansteuere. Den gibt es bereits für 100 bis 1000 Euro. Albatros und Mr. Bay verfügen über zwei Mediaplayer und ein Mischpult. Auf größeren Veranstaltungen sei das Standard.

Flexibilität ist wichtig

Wie ein Auftritt schlussendlich genau ablaufe, das habe man nie so wirklich in der Hand. Daher bereite man sich ausreichend darauf vor. „Man muss flexibel sein und auf das Publikum eingehen“, sagt Bayer. Dabei gebe es einen Unterschied zu einem gemischten Publikum oder einem, wie in Kroatien, das speziell wegen der elektronischen Musik gekommen sei. „Da kann man dann ziemlich viel vorbereiten.“ Der Reiz liege dann schlicht darin, mit der Musik den Leuten eine Freude zu bereiten, sie zum Tanzen zu bringen.

Beruflich als DJ arbeiten

Ob es sich irgendwann einmal von den Gagen leben lässt? „Das wäre natürlich ein Traum, aber davon träumen viele. Für uns ist es ein Hobby, wir haben es begonnen aus der Leidenschaft zur Musik. Wenn sich mehr ergibt, gerne. Bis dahin freuen wir uns über jeden, dem wir mit unserer Musik und unseren Partys eine gute Zeit bieten können“, erklärt Bayer.

Remix und Bootleg

Die beiden DJs arbeiten auch an neuer Musik. Das sei allerdings sehr schwer und aufwendig. Albert und Bayer versuchen hauptsächlich, Remixe und Bootlegs aus bestehenden Liedern zu machen – und so ein neues entstehen zu lassen. „Hier stehen wir jedoch noch in den Kinderschuhen“, sagt Bayer. Man sammle bei privaten Besuchen vieler Veranstaltungen und entsprechender Festivals weitere Inspiration und Anregungen. Als Bootleg (engl.: Stiefelschaft) bezeichnen DJs das Erstellen einer Art musikalischer Collage verschiedener Stücke. Die fließen dann optimalerweise passend ineinander. Das können mitunter auch Stücke sein, die vom Stil her nicht unbedingt zusammenpassen, nach der Bearbeitung jedoch harmonieren.

In Stuttgart beim Festival

Für Albatros und Mr. Bay geht es derzeit von Auftritt zu Auftritt. Der Sommer 2019 sei der bisher erfolgreichste in ihrer Karriere. Und ein weiterer Höhepunkt im Jahr steht noch an: Am Samstag, 14. September, sind sie in der Landeshauptstadt beim Stuttgart Techno und Rave Festival (STAR) auf der Bühne. Und das neben nationalen und internationalen Szene-Größen, wie Cuebrick, Mostwanted und den Gebrüdern Brett. Auf dem Festival wird der Fokus auf elektronischer Musik liegen.