Immer mehr Bürger im ländlichen Raum hätten keinen festen Hausarzt. Auch müssten zwischenzeitlich viele Menschen auf Notfallpraxen ausweichen. „Ansonsten bliebe nur die Fahrt in die Notfallambulanz eines Krankenhauses, was häufig nicht unbedingt sein muss“, erklärt Mike Lübke. Der Facharzt für Allgemeinmedizin mit Praxis in Schwenningen skizziert die aktuelle Situation in der Ärzteversorgung.
Gegenmittel steht bereit
Ein Gegenmittel wurde am Freitag, 13. September, beim Tag der offenen Tür vorgestellt. Mike Lübke betreibt jetzt in Bräunlingen eine Zweigstelle im Bildungs- und Betreuungszentrum der Stadt an der Schulstraße 2.

Ein großes Büffet war aufgebaut und dazu ein Getränkewagen, bereitgestellt von der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Heuberg, die das Modellprojekt Zweigpraxis, mit dem die ärztliche Versorgung in Bräunlingen und der Südbaar verbessert werden soll, organisatorisch begleitet. Die Anzahl interessierter Besucher blieb dagegen übersichtlich. Gemeinderat Benjamin Glunk (Gruppe 84) meinte: „Es dauert in Bräunlingen manchmal etwas bis es angenommen wird, ich bin jedoch überzeugt, dass es künftig gut laufen wird.“
Bürgermeister Micha Bächle, der Mike Lübke mit einem Willkommensgeschenk der Stadt begrüßte, hob hervor, wie wichtig es sei, neue Wege zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung zu finden. Die Zweigpraxis sei ein Modellprojekt, von dem man erwarte, dass es von der Bevölkerung gut angenommen wird und aus dem Projekt eine feste Einrichtung werden wird. Er dankte Henriette Stanley von der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Heuberg für die Unterstützung beim Zustandekommen des Modellprojektes.
Mike Lübke führt in Schwenningen eine Praxis, mit der die Zweigpraxis digital verbunden ist. So können alle diagnostischen und andere Patientendaten direkt erfasst, dokumentiert und gesichert werden. „Wir können unter anderem Blutabnahmen durchführen, haben ein EKG und andere diagnostische Hilfsmittel vor Ort und bieten daher alle Leistungen einer Hausarztpraxis an“ erklärt Mike Lübke.

„Weitere Untersuchungen können wir in unserer Praxis in Schwenningen übernehmen oder die Patienten, je nach Diagnose an Fachkollegen weiterleiten“, ergänzt er. Derzeit ist man auch dabei zu klären, wie man, gerade zum Herbst und Winter, auch Impfungen in der Zweigpraxis organisieren und anbieten könne.
Langsame Anlaufzeit erwartet
Man gehe von einer eher langsamen Anlaufzeit aus. Doch man sei überzeugt, dass aus dem Modellprojekt künftig eine erfolgreiche Ergänzung für die notwendige medizinische Versorgung entstehen wird, sind Mike Lübke und Micha Bächle einer Meinung.
Ein Arzt vor Ort und das auch samstags sei für viele attraktiv, die lange Wege vermeiden und auch außerhalb üblicher Praxisöffnungszeiten ärztliche Hilfe beanspruchen wollen. Kollege Roland Baur freue sich über den kollegialen Zuwachs und auf künftige Zusammenarbeit.
Besucherinnen begrüßen die Neuerung
Die Praxis sei eine offene Sprechstunde, was bedeute, dass jeder ohne Terminbindung zu den Öffnungszeiten die Praxis aufsuchen könne. Besucherin Corinna Duffner ist der Meinung, „dass es wichtig ist, mit dieser Zweigpraxis mehr ärztliche Leistung vor Ort anzubieten.“ Auch Nadine Backfisch und Petra Albicker lassen sich die Praxis zeigen. Den Modellversuch begrüßen sie. „Ein tolle Neuerung für Bräunlingen“, freut sich Petra Albicker.