Jörg-Dieter Klatt

Gut 100 interessierte Bürger nahmen jüngst an einem Informationsabend der Interessengemeinschaft „Ostanbindung – so nicht“ teil. Mit anwesend waren auch Vertreter der Interessengemeinschaft „Kreuzäcker„. Diese wendet sich gegen das im Flächennutzungsplan avisierte Gewerbegebiet im Osten der Gemeinde. Um dieses Gewerbegebiet verkehrstechnisch zu erschließen, ist eine Verbindungsstraße zwischen dem Bärenkreisel und der Verbindungsstraße zwischen Marbach und der B33 bei Bad Dürrheim angedacht. Diese Planung lässt in allen drei Ortsteilen die Bürger auf die Barrikaden gehen, wird doch eine erhebliche Zunahme des Verkehrsaufkommens sowohl in Ost-West-Richtung als auch zwischen Marbach und Kirchdorf prognostiziert (Der SÜDKURIER berichtete).

In einem Gespräch mit dieser Zeitung nahm Bürgermeister Schmitt Stellung zu den Planungen. Dabei ging der Rathauschef auch auf Vorwürfe seitens der Interessengemeinschaften ein, die der Verwaltung eine diffuse Informationspolitik vorwerfen. Dagegen verwahrt sich Schmitt mit deutlicher Vehemenz, zumal alle Entscheidungen und Diskussionen nicht nur den Sitzungsprotokollen aus dem Gemeinderat, sondern auch dem Jahresrückblick, der an alle Haushalte verteilt werde, entnommen werden können. Auch eine großangelegte Infoveranstaltung im Jahr 2018 sollte das Informationsbedürfnis der Bevölkerung stillen. Die regelmäßige Teilnahme an den öffentlichen Gemeinderatssitzungen zählt Schmitt zu den guten Chancen, die Entscheidungsfindung des Gemeinderates nachvollziehen zu können.

  • Gewerbegebiet: Einer der großen Diskussionspunkte in Brigachtal ist derzeit der künftige Standort eines Gewerbegebietes. Nach Aussage von Bürgermeister Schmitt sieht der Flächennutzungsplan auch das Gewann Kreuzäcker mit gut 12 Hektar Fläche als mögliches Gebiet vor. Sollte der Gemeinderat dieses Gebiet tatsächlich zum Gewerbegebiet erklären, so stelle sich die Frage: „Wie soll das Gebiet verkehrstechnisch angebunden werden?“ Es gäbe einen engen Zusammenhang zwischen dem Gewerbegebiet Kreuzäcker und einer Erschließungsstraße in Richtung Osten, so der Bürgermeister. Die Möglichkeit eines interkommunalen Gewerbegebietes sieht er nicht. „Wo sollte das entstehen können?“, so Schmitt. In einem künftigen Gewerbegebiet können ausschließlich einheimische Interessenten, die expandieren wollen, Zuschlag bekommen. Ein Anwerben von Gewerben von außerhalb sei nicht zulässig. Konkret wurde der Schultes nur, als es um die notwendigen Flächen ging: „Ich habe Anfragen für 13 Hektar vorliegen.“ Wer Bedarf angemeldet habe, dürfe er jedoch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen. Er möchte keinen Spekulationen Vorschub leisten, gehe aber davon aus, dass nur kleinere Betriebe umsiedeln wollen. Mit den Worten „Ich freue mich, wenn sich heimisches Gewerbe entwickelt“ schloss Schmitt diesen Themenbereich.
  • Erschließungsstraße: Wenn „Kreuzäcker„ zum Gewerbegebiet erklärt werde, muss eine Straße in Richtung Osten geschaffen werden, so das Junktim. Derzeit liefen die gesetzlich vorgesehenen Gespräche mit dem Regierungspräsidium, dem Landkreis und der Stadt Villingen-Schwenningen. Während die Interessengemeinschaften mit der möglichen Schließung der K5734 die große Gefahr zusätzlichen Verkehrs im Ortskern Brigachtal sehen, runzelt der Bürgermeister bei diesem Gedanken die Stirn und verweist auf anstehende Verkehrsgutachten. Ob die Schaffhauser Straße als Ausgleichsfläche herhalten muss, sei so noch lange nicht entschieden. Die nun ins Auge gefasste Trassenplanung der Ostanbindung beruhe auf einem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2018. Nach 2008 wurden auch 2016 und 2018 Verkehrszählungen durchgeführt, deren Ergebnisse auch offengelegt wurden. Die 2019 durchgeführte Zählung werde demnächst veröffentlicht. Dieses Ergebnis fließe in die weitere Planungen ein. Der in einer Machbarkeitsstudie geprüften Trasse einer Umgehungsstraße aus Richtung Grüningen bis zur Kirchdorfer Straße, vorbei am östlichen Ortsrand, wird offenbar keine Chance mehr eingeräumt.
  • Wohngemeinde: Der Regionalverband hat Brigachtal als Wohngemeinde definiert. „Als Bürgermeister der Gemeinde habe ich das Wohl aller Einwohner hier im Blick zu haben“, ergänzte Schmitt seine Ausführungen. Das heißt aber auch, dass den heimischen Betrieben, die ja Arbeitsplätze vor Ort anbieten, Gelegenheit zur Entwicklung geboten werden müsse. Man sei darum bemüht, Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. „Um die Wohnqualität werden wir allein schon aufgrund der sehr guten Infrastruktur im Ort allenthalben beneidet. Und das soll auch bleiben“, so Schmitt mit zuversichtlicher Stimme.