„Klasse Gesellschaft“ – unter diesem Motto, das zur vielfältigen Interpretation einlädt, steht die kommende Spielzeit 2025/26 des Theaters Konstanz. Derzeit laufen noch die Aufbauarbeiten für das Münsterplatz-Theater auf Hochtouren, das zur Spielzeit 2024/25 zählt, die sehr erfolgreich verlaufen sei, so die Verantwortlichen. Daran wolle man nahtlos anknüpfen.

Deshalb blicken Intendantin Karin Becker und ihr Dramaturginnen-Team bereits auf die Pläne, Stücke und Besonderheiten für die kommende Spielzeit. Viele Texte habe man gelesen und heiß darüber diskutiert, welche Stoffe und Schwerpunkte es auf die große Bühne schaffen. Was gibt es also Neues? Welche Dinge bleiben beim Alten? Welche Stücke und Themen sollen behandelt werden?

Intendantin Becker: „Wo stehen wir als Gesellschaft?“

„Mit unserem Programm bieten wir ein weiteres Mal die ganze Palette zeitgenössischen Theaters – von Klassikern bis Stückentwicklungen, mit Inszenierungen für Klein und Groß, mit zahlreichen Uraufführungen sowie Deutschen Erstaufführungen – und dem Open-Air-Spektakel auf dem Münsterplatz“, teilt das Theater mit.

Freuen sich auf die neue Spielzeit (von links): Annika Hilger, Intendantin Karin Becker, Meike Sasse, Carola von Gradulewski, Romana ...
Freuen sich auf die neue Spielzeit (von links): Annika Hilger, Intendantin Karin Becker, Meike Sasse, Carola von Gradulewski, Romana Lautner und Lea Seiz. | Bild: Timm Lechler

Genaugenommen wird es sechs Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung bei 19 Premieren geben. Das Motto der Spielzeit „Klasse Gesellschaft“ ist laut Intendantin Karin Becker keinesfalls zufällig gewählt. Es stellt die Frage: „Wo stehen wir als Gesellschaft?“, fragt Becker. „Gerade in Zeiten, in denen die Grenzen des Sagbaren sich verschieben, und in denen Krieg in Europa herrscht. Was hält unsere Gesellschaft noch zusammen.“

Gerade jetzt sei es wichtig, sich zu fragen: „Was ist unser Auftrag?“, pflichtet Chefdramaturgin Meike Sasse bei. „Hier wird Empathievermögen vermittelt, hier sind Verständigung und Annäherung möglich. Hier weitet sich der Blick für andere Realitäten“, meint sie. Worauf können sich Besucher außerdem freuen?

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Hier ist für jeden etwas geboten

Eröffnet wird die Saison mit dem Theaterfest am 20. September und Premierenstart ist exakt eine Woche später am 27. September. Dann feiert „Glaube Liebe Hoffnung: oder Leistung muss sich leider lohnen“ nach den Motiven von Ödön von Horvath als Uraufführung Premiere. Es handele sich um „einen Roadtrip durch Deutschland an den Rändern der Demokratie“.

Darauf folgt „Die Tiefe“, ein Stück nach dem gleichnamigen Roman von Ishbel Szatrawska, der in Polen bereits vielfach nominiert und ausgezeichnet wurde. Gut zu wissen: Im Herbst erscheint auch die deutsche Übersetzung des Buchs im Handel. Wie im Roman dreht sich auch das Theaterstück um die deutsch-polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dramaturgin Annika Hilger setzt es ab dem 28. September auf der Werkstattbühne um.

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In der Spiegelhalle ist ab dem 18. Oktober „Wie jede andere hier“ zu sehen. Dieses Stück handelt von Margot Spiegel, einer aus Konstanz geflohenen Jüdin, die ihre Erinnerungen aufgeschrieben hat. Mithilfe der Stolperstein-Initiative sei man laut den Verantwortlichen auf die Frau gestoßen, nun kommt ihre Geschichte auf die Bühne. Ein Theaterstück „gegen das Vergessen“, heißt es im Programmheft zur neuen Spielzeit.

„Hinter verzauberten Fenstern“ von Bestseller-Autorin Cornelia Funke lässt derweil die Fantasie hochleben. Julia und ihr Bruder Olli retten darin „nichts weniger als die geheimnisvolle Welt hinter den Fenstern ihres Adventskalenders“, heißt es dazu. Carola von Gradulewski ist die verantwortliche Dramaturgin, aufgeführt wird das Familienstück auf der Bühne im Stadttheater.

Klassiker und Partizipation

Ab dem 28. November widmet sich das Stück „Vater“ einem anspruchsvollen Thema, das vielen Menschen aus dem eigenen Erleben im familiären Umfeld bekannt sein dürfte. Es werde ein „anrührendes Porträt eines an Alzheimer Erkrankten und Psychogramm einer schwierigen Vater-Tochter-Konstellation“, ist dabei im Programmheft zu lesen. Aber auch ein „spannender Psychothriller“.

In der Spiegelhalle soll zudem ab dem 13. Dezember auf ein akutes Problem unserer Zeit aufmerksam gemacht werden. In „Und alle so still“ legen sich Frauen an einem Sonntag reglos auf Straßen und Plätze und zwingen damit binnen kürzester Zeit den gesellschaftlichen Alltag in die Knie. Warum sie das tun, müssen Gäste bei einem Besuch herausfinden.

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Doch nicht nur neue Stoffe und Geschichte will das Theater erzählen, mit „Macbeth“ von Shakespeare gibt es auch einen wahren Klassiker der Literatur. Die blutige schottische Tragödie soll dabei ab dem 30. Januar 2026 die Besucher begeistern.

Und auch Partizipation ist dem Team vom Theater wichtig: So entscheiden bei der Produktion „Aufgepasst!“ nicht die Theatermacher, wohin die Reise geht, sondern junge Menschen aus ihrer Perspektive. Wie Romana Lautner, Leiterin des Jungen Theater Konstanz, angibt, haben sich dabei 16 zwölf- bis 17-jährige Jugendliche zusammengefunden und darüber gesprochen, was sie bewegt.

Und das Sommertheater 2026?

Der Münsterplatz wird im kommenden Jahr ab dem 13. Juni außerdem erneut Ort der Open-Air-Aufführungen. Dieses Mal geht es um eine Liebesgeschichte wider Willen nach Georg Büchner. Das waren lediglich ein paar Highlights im Kalender, das vollständige Programm beziehungsweise das Heft zum Download sowie Ticketpreise finden Interessierte auf der Internetseite www.theaterkonstanz.de.

Dort gibt es weitere Informationen zu Extras und Kooperationen wie dem Theaterfest, dem Spielzeitfrühstück, Theater hinter Gittern und dem „Long Table“. Gedruckt gibt es das knapp 100-seitige Heft ab sofort in den Spielstätten des Theaters sowie an der Theaterkasse des Kulturkiosks zu erwerben.