„Meine Botschaft an die Menschen, die ich mit meiner Arbeit erreichen will: Zu erkennen, dass man selbst aktiv werden muss.“ Dafür möchte Petra Quintini ein gutes Vorbild sein. Die Konstanzerin ist seit 2007 ehrenamtlich bei der Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ aktiv.
Die Stolpersteininitiative verlegt kleine Messing-Gedenksteine, die an die verfolgten Menschen während der NS-Zeit erinnern sollen. Doch die kleinen Steine enthalten nur wenig biografische Informationen. Dennoch ist es wichtig, auch an das Leben zu erinnern, das diese Menschen vor ihrer Verfolgung noch hatten.
Damit beschäftigt sich Petra Quintini. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liege auf der Zusammenarbeit mit jungen Menschen, um umfangreiche Recherchen von Biografien der Opfer des NS-Regimes zusammenzutragen. „Wir wollen die Stolpersteine mit ganz viel Leben füllen“, betont Quintini.
Deswegen sei es auch so wichtig, die Recherchen sehr detailliert zu gestalten. „Wenn wir Fotografien und persönliche Dokumente finden, dann ist das etwas sehr Besonderes und Wertvolles“, findet sie. Bilder verleihen der Biografie eine zusätzliche Tiefe. „Ein Bild ist neben dem Namen sehr wichtig für das Erinnern an den einzelnen Menschen.“
Sie will sich alles merken „wie eine Festplatte“
Schon in ihrer Kindheit habe Quintini sich viel mit den Geschichten und Biografien der Zeitzeugen auseinandergesetzt: „Das Thema hat mich schon immer begleitet.“ Die gebürtige Frankfurterin musste viel mit ihrer Familie reisen, da ihr Vater beruflich international tätig war. Vor 37 Jahren kam sie in die Konzilstadt, um Biologie zu studieren. Sie blieb am Bodensee und arbeitet heute an der Universität.
Die vierfache Mutter erzählt, dass ihr Interesse an der NS-Zeit früh geweckt wurde. Ein Erlebnis ist ihrer Empfindung nach dafür ausschlaggebend: Als sie im Alter von fünf Jahren mit ihrer Familie im Auto durch Amsterdam fährt, bemerken Passanten das Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen und rufen Beleidigungen hinterher.
Dieses Kindheitserlebnis habe Petra Quintini stark geprägt und sie dazu motiviert, sich intensiv mit den Opfern der NS-Zeit auseinanderzusetzen. „Ich habe als Jugendliche versucht, mir alle Namen der Opfer zu merken wie eine Festplatte“, sagt die 55-Jährige. Heute engagiert sie sich dafür, dass die NS-Zeit bei den Deutschen nicht in Vergessenheit gerät. Dies sei in der heutigen Zeit wichtiger denn je.
„Ich bin überzeugt, dass die Erinnerungsarbeit auch für die Gegenwart sehr wichtig ist“, so Quintini. „Man muss sich erinnern, wie schnell aus einer Demokratie eine Autokratie werden kann.“ Die Konstanzerin setzt sich gegen das Vergessen der NS-Gräueltaten ein, indem sie mit jungen Erwachsenen und Schülern Rechercheprojekte und Seminare plant und veranstaltet.
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