Normalerweise würde an diesem frühlingshaften Morgen in den Friseurgeschäften ein Kommen und Gehen herrschen. Seit zehn Wochen sind jedoch überall bei den Geschäften die Jalousien unten. So haben auch Friseursalon Elmar Weißer, das älteste Friseurgeschäft am Platze, Hairstyle Heike Blessing (Ruß) sowie Sonjas Friseursalon zum 16. Dezember ihre Pforten schließen müssen. Am kommenden Montag, 1. März, soll es nun weitergehen. Doch wie sind die Brigachtaler Salons durch die Pandemie gekommen? Öffnen alle ihr Geschäft nach dem zweiten Lockdown überhaupt wieder?

Elmar Weißer, Friseurmeister, ist schon seit gut 40 Jahren im Friseurhandwerk. Der Friseurmeister betreibt in Klengen ein gut gehendes ...
Elmar Weißer, Friseurmeister, ist schon seit gut 40 Jahren im Friseurhandwerk. Der Friseurmeister betreibt in Klengen ein gut gehendes Geschäft samt Online-Handel für Friseurbedarf. Bilder: Klaus Dorer
  • Salon Weißer: „Die Pandemie hat die Friseure natürlich extrem hart getroffen“, sagt Friseurmeister Weißer, der fünf Angestellte beschäftigt. „Ich bin natürlich froh, wieder öffnen zu können, auch für meine Angestellten. Dennoch ist die Gesamtsituation nach wie vor schwierig.“ Er denke da auch an die anderen Branchen wie Gastronomie oder die Veranstaltung- und Eventagenturen, die noch nicht öffnen können. Man halte sich strikt an das geltende Hygiene-Konzept, ein Risiko sehe er daher nicht, zumal er in seinen Räumen schon vor Jahren eine Entlüftungsanlage einbauen ließ, so Weißer.

Über die staatlichen Hilfen ist der Friseurmeister zweigeteilt. Im Frühjahr kam nach gut zwei Wochen bereits Geld. „Viel zu kompliziert und handwerklich ganz schlecht gemacht“ sei das staatliche Verfahren in der zweiten Welle gelaufen. Denn die Hilfen kamen weder unbürokratisch noch schnell bei den notleidenden Betrieben an. Er selbst sei jedoch ganz gut durch die zweite Welle gekommen, da er neben seinem Friseurgeschäft noch einen florierenden Online-Handel mit Friseurprodukten betreibe. Schaut der 56-Jährige jetzt in sein Terminkalender, ist in den nächsten 14 Tage bereits alles ausgebucht. Aus der ganzen Umgebung kommen Kunden zu Weißer, dessen Geschäft schon 1956 von seinem Vater gegründet wurde. „Wir machen dann erstmal Überstunden und arbeiten von 8 bis 20 Uhr“, sagt Weißer.

Heike Ruß, Friseurmeisterin von Heikes Hairstyle-Salon, hat eine harte Zeit hinter sich. Sie hatte durch die Schließung große ...
Heike Ruß, Friseurmeisterin von Heikes Hairstyle-Salon, hat eine harte Zeit hinter sich. Sie hatte durch die Schließung große finanzielle Verluste. Die 54-Jährige freut sich sehr auf die Wiedereröffnung am 1. März.
  • Heikes Hairstyle: Seit Mai 2011 betreibt Heike Ruß ihr kleines Friseurgeschäft an der Brigachtaler Hauptstraße. Früher hatte sie ein größeres Geschäft in Trossingen mit mehreren Angestellten und drei Auszubildenden. Nun ist sie soloselbständig und daher von der Schließung ihres Geschäfts ganz besonders hart getroffen worden. „Ohne Unterstützung durch den Ehegatten, meine Mutter und meinen Schwager, der mir die Februarmiete für die Geschäftsräume erlassen hat, wäre ich jetzt komplett pleite. Denn das Ersparte ist längst aufgebraucht“, sagt die Friseurmeisterin. Von den Banken sei sie auch enttäuscht worden. Dort heiße es lapidar, nehmen sie doch ihren Dispo in Anspruch.

Die 54-Jährige will auf jeden Fall weitermachen und freut sich riesig über den Neustart am kommenden Montag. In der Branche hat Heike Ruß einen guten Namen. Das helfe natürlich beim Weitermachen, denkt sie. Und einen Termin bei ihr zu bekommen sei momentan ziemlich schwierig, denn sie habe ausschließlich Stammkundschaft und in den nächsten zwei Wochen sind bereits alle Termine vergeben, so die gebürtige Tannheimerin. Ob sie weitere Unterstützung vom Staat bekommen wird, sei derzeit unklar. Die Anträge laufen erst seit kurzem. Noch wichtiger als irgendwelche Gelder sei die Hoffnung, dass es keinen dritten Lockdown mit erneuter Schließung gebe. Sie denke aber immer positiv. Und wenn alle Stricke reißen, mache sie gerade nebenher eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin. Quasi als zweites Standbein, so Ruß.

Sonja Spadafora, Friseurmeisterin: „Von vielen Kunden habe ich sehr positive Reaktionen und auch Wertschätzung erhalten.“
Sonja Spadafora, Friseurmeisterin: „Von vielen Kunden habe ich sehr positive Reaktionen und auch Wertschätzung erhalten.“
  • Sonjas Friseursalon: Sonja Spadafora hat seit gut acht Jahren einen kleinen Friseursalon in der Klengener Zielgass. Auch sie ist soloselbständig und hat fast nur Stammkunden. „Ich bin schon froh, dass ich nicht noch für Angestellten verantwortlich bin.“ Denn in ihrem Fall komme sie besser durch Krise, ist Spadafora überzeugt. Doch auch bei ihr sei es mit den Staatshilfen teilweise etwas holprig gelaufen, sagt die Mutter zweier erwachsener Töchter.
    Die Öffnung zum 1. März hält sie für richtig, da sie die Sicherheitsvorkehrung akribisch umsetze. Sie habe von vielen Kunden sehr positive Reaktionen und auch Wertschätzungen erhalten. Dies bestätigt auch ein Blick auf ihren Terminplaner: Der ganze März ist bereits ausgebucht. Und sie freut sich schon auf ihre Kunden. Denn viele, so die Friseurmeisterin, brauchen neben einem neuen Haarschnitt auch mal ein Lächeln und jemand zum Reden in der langen Lockdown-Zeit.