Brigachtal - Brauchtum verpflichtet. Das sieht auch die Brigachtaler Narrenzunft so. Vor allem in puncto Fastnachtsoutfit soll die Tradition mit den Häsern des bunt bemalten Strohhansel auf jeden Fall erhalten bleiben, sagt Andreas Käfer von der Brigachtaler Narrenzunft. Er ist Initiator des Workshops mit dem Motto Häsmaler, der kürzlich stattgefunden hat.

Dass das Bemalen der aus grobem Leinenstoff bestehenden und von Hand geschneiderten Häser etwas Spezielles ist, weiß auch einer der bekanntesten Häsmaler der Region, Elmar Dold aus Bräunlingen: „Jeder Maler hat da so sein Geheimrezept, in puncto Farben, Grundierungen und Maltechnik“, sagt er. Für die Brigachtaler Narren ist er bereits seit mehr als acht Jahren tätig und hat schon Dutzende Gewänder mit den typisch bäuerlichen Motiven gestaltet. Früher war der Brigachtaler Franz Bertold der bekannteste Häsmaler im Ort. Zwischenzeitlich gebe es jedoch auch in diesem Bereich eine Art Fachkräftemangel, meint Käfer. Daher sei es nun an der Zeit, einige Häsmaler zu akquirieren, mit dem Ziel, dass die Zunft eigene Leute habe, die Häser bemalen könnten, so Käfer weiter.

Elmar Dold war nun kürzlich in der Brigachtaler Narrenhalle zu Gast, um dort einen Kurs abzuhalten. Gleich vier junge Damen hatten sich angemeldet, dazu gehörten Stephanie Bölling, Sabine Schleicher, Rebecca Steack und Karin Dengler. Ein bisschen nervös seien sie gewesen. Sie fragten sich, ob sie das alles so exakt hinbekommen würden, bekannten die Damen einhellig. Denn schaue man sich ein fertiges Kostüm an, so fänden sich dort viele unterschiedliche Symbole, sehr filigran aufgemalt. Da sei ein Strohmann zu erkennen, eine weitere Figur der Brigachtaler Narrenzunft. Es gebe aber auch rote Mohn- und blaue Kornblumen sowie Disteln zu sehen. Und entsprechend der ländlichen Gegend zierten auch Getreideähren aus hiesigen Gefilden die Gewänder. Man brauche da eigentlich nur eine ruhige Hand und ein bisschen Talent zum Malen, sagte Dold, und junge Damen hätten das in der Regel, das wisse er aus Erfahrung. Um das ganze Prozedere ein wenig zu vereinfachen, würden auch Tricks angewandt: „Per Schablone werden mit feingeriebenem Kohlestaub die Linien auf den Leinenstoff aufgebracht, die Linien werden anschließend mit einem groben Bleistift nachgezogen, und schon hat man den Umriss der Motive“, erklärte Dold. Dann könne es losgehen. Zunächst müsse die Grundierung aufgetragen werden. Das sei sehr wichtig, um die Haltbarkeit der Farben zu verbessern. Wie lange die Farben halten, das komme darauf an, wie stark das Häs beansprucht werde und ob es oft der Sonne ausgesetzt sei, so Dold. Daher werde ein solches Häs nur bei wenigen Anlässen wie dem Zunftball oder beim Umzug am Fasnet-Mentig getragen. Um den Vergleich zu verdeutlichen, hielt Dold ein mehrere Jahrzehnte altes, bemaltes Oberteil hoch. Die Motive waren noch gut zu erkennen, nur die Farben waren deutlich heller als bei einem neu bemalten Häs, das er zum Vergleich aus einer Kiste hervorholte.

Die Damen sind beim Kurs derweil gut vorangekommen, die Grundierungen waren so gut wie fertiggestellt. Dass sich so eine Bemalung über Tage oder gar Wochen hinziehen kann, erklärte Dold ebenfalls: Nach dem Grundieren müsse das Ganze gut austrocknen. In der Regel lasse man alles über Nacht liegen und fange erst am nächsten Tag mit dem Bemalen an. Andreas Käfer beobachtete das Ganze aus ein wenig Entfernung. Er war begeistert, wie schön die Häser schon aussahen, und freute sich, dass bald wieder genügend Häser im Fundus seien, die entliehen werden könnten. Ein komplettes Häs sei nicht billig, der Wert liege etwa bei 2000 Euro, schätzte Christina Käfer, die den Workshop ebenfalls mit organisiert hatte.

Dann neigte sich der Tag dem Ende zu. Die Damen nahmen ihre angefangenen Kunstwerke mit nach Hause; dort geht es in den nächsten Wochen in Eigenregie weiter. An die 50 Arbeitsstunden dürften noch vor ihnen liegen, denn so lange dürfte es dauern, bis das Häs komplett bemalt ist.