Die eierlegende Wollmilchsau: Dieses Bild führt Angela Nisch gerne an, wenn sie vom Citymanager redet. Die Beraterin weiß, wovon sie spricht, nicht nur weil sie Kommunen und Gewerbevereine in dieser Sache berät, sondern auch, weil sie selbst fast zehn Jahre Citymanagerin von Nagold war.

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Rund 430 Citymanager gibt es in ganz Deutschland und auch in der Region sind sie keine Seltenheit mehr: Tuttlingen hat einen, Bad Dürrheim seit 1. Januar und auch in Villingen-Schwenningen gibt es entsprechende Bestrebungen. In Donaueschingen sind sich Gewerbeverein und Politik grundsätzlich einig, dass auch eine entsprechende Stelle durchaus positive Effekte auf die Innenstadt haben könnte.

Wer bezahlt den City-Manager?

Doch bislang ist die Suche nach einer geeigneten Person daran gescheitert, weil noch nicht klar war, wie die ganze Sache finanziert werden soll. Seit Juli des vergangenen Jahres steht zwar fest, dass Stadt und Gewerbeverein sich die Kosten teilen wollen. Doch während es von der Politik bereits ein grünes Licht gegeben hat, stand bislang die Frage im Raum, ob sich der Gewerbeverein die Hälfte der Kosten überhaupt leisten kann.

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Die Bandbreite, die ein City-Manager kosten würde, ist groß – ganz nachdem, ob man gleich mit einer Vollzeitstelle anfängt oder erst einmal mit einer Teilzeistelle – beispielsweise 50 Prozent – startet. Doch egal, welchen Weg man wählt. Aus den aktuellen Einnahmen kann der Gewerbeverein seine Hälfte nicht aufbringen. Doch welchen Weg wählen? Erhöhung der Beiträge oder doch der Griff in die Spareinlagen? Für letzeres haben sich die Mitglieder in einer eigens einberufenen Sitzung entschieden.

Gewerbeverein will Ersparnisse investieren

Zwar hätte das Vorstandstrio Patrick Schmoll, Gerhard Werb und Christian Köster dafür noch nicht einmal einen Mitglieder-Entscheid gebraucht, denn die Satzung erlaubt eine Investition der Ersparnisse, doch über den Kopf der Mitglieder hinweg sollte die Entscheidung dann doch nicht getroffen werden. Ein Großteil sprach sich auch dafür aus, dass Teile des Vermögens, das für schlechte Zeiten angespart wurde, in der Anfangsphase für den City-Manager ausgegeben werden sollen. Erst wenn auch die ersten Erfolge spürbar sind oder wenn der City-Manager seinen Dienst angetreten hat, will man beim Gewerbeverein über eine Beitragserhöhung nachdenken.

Mehr Kunden für die Donaueschinger Geschäfte und mehr Geschäfte für die Donaueschinger: Kann ein City-Manager das leisten?
Mehr Kunden für die Donaueschinger Geschäfte und mehr Geschäfte für die Donaueschinger: Kann ein City-Manager das leisten? | Bild: Simon, Guy

Wenn alles nach Plan verläuft, könnte Donaueschingen noch im Sommer einen City-Manager bekommen: Am 14. Mai wird der Stadtmarketing-Ausschuss sich mit diesem Thema beschäftigen und Ende des Monats könnte dann schon die Stelle ausgeschrieben werden, sodass bereits am 1. August ein City-Manager seinen Dienst antreten könnte.

Erste Aktionen könnten schon dieses Jahr laufen

Doch Nisch warnt auch vor zu hohen Erwartungen, denn das City-Management sei ein langfristiger Prozess. Zwar gebe es in Donaueschingen Aufgaben, die schon in diesem Jahr angegangen werden könnten. Hier sieht sie vor allem das Herbstfest, eine Advents- und Weihnachtsbaumaktion, einen Geschäfte-Führer und ein Händerkolleg im Rahmen des Möglichen.

Doch ein City-Manager soll langzeitig wirken

Doch vieles wären auch Langzeitprojekte – wie zum Beispiel die Steigerung der Aufenthaltsqualität. "Ich war an einem Novemberabend in Donaueschingen und alles war dunkel", blickt Nisch zurück. Mit entsprechenden Beleuchtungen könnte man das Sicherheitsempfinden entsprechend erhöhen und auch eine schöne Atmosphäre schaffen. Auch die Möblierung des öffentlichen Raums und die Begrünungen würden die Donaueschinger Innenstadt entsprechend aufwerten.

Das Thema Verkehr bewegt die Stadt – und vor allem die Donaueschinger Innenstadthändler.
Das Thema Verkehr bewegt die Stadt – und vor allem die Donaueschinger Innenstadthändler. | Bild: Simon, Guy

Und dann das Thema Verkehr: "Wenn vor den Geschäften geparkt werden darf, dann können sich die Händler eigentlich den Dekorateur und auch gleich ihre Schaufenster sparen", erklärt die Beraterin. Und jeder Parkplatz produziere einen Parksuchverkehr von 300 Fahrzeugen. In Nagold beispielsweise habe man 640 Parkplätze rund um die Innenstadt geschaffen und am Wochenende werde die Haupteinkaufsstraße sogar für den Verkehr gesperrt.

City-Manager könnte auch zwischen Gewerbeverein und Handel vermitteln

Und genau das Thema Verkehr ist es auch, bei dem der Gewerbeverein große Hoffnungen in den City-Manager setzt. Denn der hätte auch die Aufgabe, Stadt und Gewerbe an einen Tisch zu bringen und zu vermitteln. Denn obwohl Politik und Gewerbe eine schöne, attraktive Innenstadt wollen, hatte das Verkehrskonzept und vor allem die Reihenfolge der Maßnahmen zu großen Spannungen geführt.

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Was macht ein City-Manager?

  • Die Aufgaben eines City-Managers sind recht vielfältig: So soll er die sogenannten City-Akteure, wozu unter anderem Händler, die Stadt und die Politik gehören, vernetzen. Er gilt als kommunikative Schnittstelle, die die unterschiedlichen Parteien an einen Tisch bringt und zwischen ihnen vermittelt. Außerdem führt ein City-Manager die Geschäfte der Organisation. Er soll motivieren, moderieren, koordinieren und kommunizieren und das Eventmanagement betreiben. Auch soll er Arbeitskreise bilden und leiten. Ein City-Manager soll passende Werbekonzepte erstellen und umsetzen. Ebenso ist er für die Attraktivitätssteigerung der Innenstadt verantwortlich. Und es soll an dieser Position auch um die Digitalisierung des Einzelhandels gehen.
  • Die Eigenschaften, über die der City-Manager verfügt, sollten laut Beraterin Angela Nitsch folgende sein: Interdisziplinäres Denken, Vermittlungsgeschick, Hartnäckigkeit, Freundlichkeit und Verbindlichkeit ausausstrahlen, zuverlässig sein und eine hohe Frustrationstoleranz haben.
  • Hemmende Faktoren: Laut Nisch gibt es auch viele Faktoren, die ein City-Management zum Scheitern bringen können. Das sind unter anderem falsche Erwartungen und kleinkariertes Denken. Auch könnten Profilneurosen, Egoismen und Eitelkeiten der City-Akteure dem City-Manager die Arbeit ebenso erschweren wie Interessenlosigkeit der Akteure, eine althergebrachte, negative Grundhaltung und wenn das Miteinander nicht vorhanden ist. Fehlende Unterstützung durch Politik oder fehlende Bereitschaft zur Finanzierung und zum Engagement wären ebenso hemmende Faktoren.