Völlig unscheinbar zeigt ein kleines Schild den Weg an. Fast versteckt ist das Unternehmen Backtechnik SI in zweiter Reihe im Gewerbegebiet Breitelen Strangen zu finden. Auf den ersten Blick könnte man nicht vermuten, dass hier für einen weltweiten Markt produziert wird. Asien, Australien, Nord- und Südamerika – eine Karte an der Wand zeigt, wo überall die Backtechnik-Geräte, die von der kleinen Bäckerei bis zur Großbäckerei reichen, stehen. „Einzig Afrika ist noch ein weißer Kontinent“, sagt Gerd Maag, einer der beiden Geschäftsführer, der 1998 den Grundstein für das Unternehmen legte – nachdem sein vorheriger Arbeitgeber, der Villinger Backmaschinen-Hersteller Winkler, Insolvenz anmelden musste.
Die Ursprünge sind in Unterkirnach zu finden
Damals lautete die Anschrift allerdings noch Gutmann-Areal in Unterkirnach. Doch der Mietvertrag wurde gekündigt, weil das Unterkirnacher Unternehmen Wahl mit einer Erweiterung liebäugelte. Somit musste sich Backtechnik nach einem neuen Standort umsehen. „Für uns war das ein Glücksfall“, sagt Maag. Eine Aussage, die der Unterkirnacher Bürgermeister Andreas Braun wohl nicht machen wird. Denn nicht nur Backtechnik ist nach Donaueschingen gezogen, Wahl wird Unterkrinach ebenfalls in Richtung St. Georgen verlassen.
Vor allem verkehrstechnisch hat Donaueschingen Vorteile
„Wenn man in Unterkirnach nur eine Schraube gebraucht hat, war man schon eine Stunde unterwegs“, erklärt Maag und Jakob Preisenberger – ebenfalls Geschäftsführer – fügt hinzu: „Auch für die Spediteure ist Donaueschingen wesentlich besser zu erreichen.“ Vorteile bringt auch die Halle, in der einst die Schlosserei Müller untergebracht war: Sie ist wesentlich höher. „Wir können hier sogar einen Kran aufstellen“, sagt Maag.
Im Kasachstan ist eine ganze Bäckerei entstanden
Wer Almaty, die größte Metropole Kasachstans, besucht, der kann dort die Bäckerei „Das deutsche Brot“ finden. Es ist eines der großen Projekte von Backtechnik. „Wir sorgen da für alles – vom Plan bis zum Bäcker, die wir entsprechend einlernen, erklärt Maag und fügt hinzu: „Es ist extrem spannend, wenn jemand kommt und fragt, ob man ihm eine Bäckerei bauen kann.“ Denn während es früher vor allem in Asien Brot und Brötchen nur in Hotels für die Touristen gab, wollen auch die Einheimischen Backwaren und diesen Bedarf wollen Investoren auch entsprechend decken. Gut ein Jahr braucht es von den Plänen, bis die Bäckerei dann steht. „Natürlich muss man da auch öfters hinfliegen“, erklärt Maag. 85 Prozent der Backtechnik-Maschinen gehen in den Export. Während im Ausland oft noch ganze Bäckereien aufgebaut werden, geht es auf dem deutschen Markt meist nur noch um den Kauf von einzelnen Maschinen.

Zwar gibt es auf dem Markt für Backtechnik viele Konkurrenten, doch Preisenberger und Maag sehen in ihrem Unternehmen einen Vorteil: die individuellen Lösungen. „Die Maschinen bauen können viele, aber wir können es richtig“, sagt Maag, der sich über die Jahrzehnte ein entsprechendes Fachwissen angeeignet hat. 37 Jahre arbeitet er bereits in diesem Metier und schon als Fünfjähriger hat er seinem Vater bei Winkler bei der gleichen Arbeit beobachtet. Und so weiß er: Brot ist nicht gleich Brot und die regionalen Unterschiede müssen berücksichtigt werden. Beispielsweise ist der Teig in Amerika wie Kaugummi, da müssen die Maschinen extra verstärkt werden. „Wir verändern die Maschinen entsprechend, damit sie in dem Land mit dem Mehl und dem Teig auch richtig funktioniert.
Wie im Baukasten-System funktionieren die Backtechnik-Maschinen
Während der Handwerksbetrieb vielleicht nur eine Maschine zum Teigportionieren möchte, soll in der Großbäckerei alles automatisch funktionieren. Großbäckereien bedeuten auch gleichzeitig große Maschinen und große Produktionsvolumen: Die größte Maschine des Unternehmens misst 3,75 Meter auf 38 Meter und kann 4500 Brote in der Stunde produzieren.
Und dann gibt es noch die alten Winkler-Maschinen
Auch wenn es Winkler nicht mehr gibt, die Maschinen, die vor Jahrzehnten in Villingen produziert wurden, funktionieren immer noch. Und manchmal kommen sie auch zurück in ihre alte (fast) Heimat. Beispielsweise von einer New Yorker Bäckerei, die nach und nach ihre Winkler-Maschinen erneuern lässt. „Die hier wird komplett zerlegt und wieder neu aufgebaut“, erklärt Maag. Wenn die Winkler-Drei-Tonnen-Maschine dann wieder in New York steht, wird sie 24.000 Wecken am Tag produzieren. Sie läuft 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 364 Tage im Jahr. Nur einen Tag steht sie still zu Wartung, dann läuft sie wieder, denn auch die New Yorker haben Hunger auf Brot und Brötchen – wie der Rest der Welt.