Wer beim Sprechen über die schönen Künste das Wort Synästhesie gebraucht, meint damit etwas Besonderes: die Verschmelzung unterschiedlicher Sinneseindrücke. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die als Einheit erlebte Wirkung von Musik zusammen mit grafischen Formen und Farben in einem bestimmten Raum. Das Benefizkonzert des Fördervereins der Musikhochschule Trossingen im Spiegelsaal des Museums Art.Plus war solch einem sinnlichen Kleinkosmos gewidmet.
Erlebnis für betrachtende Hörer
Bewusst haben sich drei Trossinger Musikstudenten als Ensemble den Namen „Trio Synästhesie„ zugelegt: der Flötist Jonas Ribeiro, die Akkordeonistin Manuela Glock und die Cellistin Linda Evelina Heiberga. Gemeinsam mit den angehenden Musikdesignern Aaron Hammermeister und Ori Zylberstein sowie der Grafikdesignerin Marilia Porto Saravia haben sie ein Programm geboten, das als Erlebnis für betrachtende Hörer konzipiert war.
Zwei Wirkungen
Musikgeschichtlich zurück bis ins frühe 18. Jahrhundert reicht das multimediale Projekt. Heiberga interpretiert das Präludium der Suite Nr. 1 für Violoncello Solo im Fastdunkel zu zentrifugal streuenden Lichtstrahlen. Das um 1794 entstandene, im Urtext für Klavier, Violine und Cello geschriebene Trio in G-Dur von Joseph Haydn (Hob. XV:15) bekommt durch die Querflöte von Ribeiro und insbesondere durch das mächtige Akkordeon von Glock ganz ungewohnte Klangfarben. Dazu projizieren die Musikdesigner sich konzentrisch bewegende Lichtovale, spielen mit von Violett nach Senfgelb changierenden Farben oder begleiten den frohgemuten Finalsatz fantasievoll mit blauen und orangen Figuren. Das Lichtdesign kann dabei zwei gegenteilige Wirkungen erzeugen. Entweder es erweitert spürbar den sinnlichen Genuss oder es lenkt massiv von der Klangschönheit der zu hörenden klassischen Kompositionen ab, die zunächst Grundlage des Programms sind.
Reizvolles Szenario
Eine Komposition mit dem Titel „Synästhesie„, die Jonas Ribeiro selbst geschrieben hat, lässt dann zweifelsfrei hören und sehen, was damit angestrebt ist: ein akustisch-optisches Kunstwerk, bei dem Propellergeräusche, Anblaseffekte der Flöte, schroffe Akkordeoneinwürfe und verfremdete Filmschnipsel ein insgesamt reizvolles Szenario ergeben. Zum fast schon konservativen Schluss gibt es seelenvoll gespielte Tangomelodien von Astor Piazzolla.