Sie sind wohlbehalten zurück: Die zweite Rotation des Jägerbataillons 292 wird bei einem Rückkehrappell am Dienstag, 17. Juni, vor dem Fürstlich Fürstenbergischen Schloss in Donaueschingen von rund 100 Bürgern, Angehörigen und Schaulustigen in Empfang genommen. 13 Monate waren Einsatzkräfte des Jägerbataillons im Kosovo stationiert.
Kurzfristiger Einsatz
Der Einsatz war sehr kurzfristig, wie der befehlshabende Offizier Timo Elbertzhagen ausführt. Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen im Jahr 2023 und aufflammenden Konfliktherden im Kosovo sei das Jägerbataillon kurzfristig eingesprungen, da die Einsatzstärke des KFOR aufgrund der Vorkommnisse erhöht wurde.
KFOR steht für Kosovo Force, eine multinationale Nato-geführte Friedenstruppe, die seit 1999 im Kosovo stationiert ist. Ihr Hauptauftrag ist es, ein sicheres Umfeld und die Bewegungsfreiheit für alle Bevölkerungsgruppen im Kosovo zu gewährleisten.
Was die Soldaten im Kosovo erwartet, war zum Zeitpunkt der Abreise im Mai 2024 nicht klar: „Es war ein schwieriges Vorhaben. Ob Patrouillentätigkeit oder CRC-Maßnahmen oder ein Zusammentreffen mit bewaffneten Störern. Man musste zu diesem Zeitpunkt mit allem rechnen“, erklärt Elbertzhagen die Ausgangslage. Zur Erläuterung: CRC steht für Crowd-and-Riot, auf Deutsch: Überwachung von unfriedlichen Menschenansammlungen und Eindämmung von Krawallen.
Zwei Rotationen mit je 200 Soldaten waren über 13 Monate hinweg im US-amerikanischen Camp Bondsteel stationiert. Und der Start war besonders für die erste Rotation herausfordernd.
Innerhalb weniger Wochen musste die Truppe unter Kompanieführer und Hauptmann Hagen Fetzer ein deutsches Lager errichten und dort ein Logistiknetz und eine Infrastruktur aufbauen – was die Soldaten aber mit Bravour meisterten. Das Lager hat gar einen eigenen Namen bekommen: „German Town“, also deutsche Stadt.

„Die Kompanie wurde durch Kreativität, Flexibilität, Leidens- und Leistungsbereitschaft aller schnell zum Einsatz gebracht“, so Elbertzhagen. Auch die nachfolgende Kompanie unter Führung von Major Vadim Lorenz habe einen exzellenten Job gemacht.
Der Auftrag war, die noch jungen Sicherheitskräfte des Kosovo bei polizeilichen Groß- und Ausnahmelagen wie Demonstrationen oder Grenzübergriffen aus dem nahe gelegenen Serbien zu unterstützen. „Wir sind stolz auf all ihre Leistungen“, lobt er die Truppen.
Keine Gefährdungslagen
Während des Einsatzes sei glücklicherweise alles reibungslos verlaufen. „Es kam zu keinen gewalttätigen Auseinandersetzungen oder Gefährdungslagen“, so der Offizier. Das sei unter anderem der hohen Militärpräsenz zu verdanken.
Auch der General der deutsch-französischen Brigade, Christian Friedl, lobt den Einsatz des Jägerbataillons. „Eine neue Kompanie unter US-amerikanischer Führung zu implementieren ist nicht einfach.“
Doch die Soldaten, darunter auch Pionierkräfte und Feldjäger, hätten eine spezielle Taskforce gebildet, die sich auch multinational und besonders bei den US-amerikanischen Truppen einen exzellenten Ruf erarbeitet habe.
„Einsatz für gerechtere Welt“
Dann schreiten Oberbürgermeister Erik Pauly, Christian Friedl und der FDP-Landtagsabgeordnete Niko Reith die Truppen ab. Rund 700 Soldaten haben sich gemäß Presseoffizier Kevin Lahr zum Appell eingefunden.

Auch Erik Pauly richtet sein Wort an die Soldaten: „Wir können alle froh sein, dass es Menschen gibt, die uns, unsere Heimat und unsere Sicherheit beschützen. Ihr Mut und Engagement verdient den höchsten Respekt. Ihr Einsatz steht für eine gerechtere Welt.“
Niko Reith geht in seiner Ansprache darauf ein, dass die Bundeswehr in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert genieße – und besonders hier in Donaueschingen ein prägender Akteur sei. „Die Kriege der Welt erfüllen uns mit Sorge. Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie alleine ermöglichen uns das.“
Dann wird dem Jägerbataillon noch eine besondere Ehre zuteil: General Friedl verleiht dem Bataillon das Einsatzfahnenband. Mit dem Fahnenband werden die Leistungen der Einsatzkräfte in zahlreichen Auslandseinsätzen und anerkannten Missionen gewürdigt. Es ist die höchste für einen Verband und honoriert in der Öffentlichkeit den Dienst der Soldaten und Soldatinnen.

Fokus auf Ausbildung
Nun haben die Einsatzkräfte Zeit, sich zu erholen und auszuruhen, denn dieses Jahr sei kein weiterer Auslandseinsatz mehr vorgesehen, wie Friedl ausführt. „Doch das kann sich hinsichtlich der aktuellen Herausforderungen der Zeit täglich ändern. Wer weiß, was in der Ukraine oder anderswo noch passiert“, schwört er das Publikum auf die Zukunft ein. Deshalb ist seine Forderung auch klar: Um künftig Soldaten adäquat ausbilden zu können, brauche es wieder einen Truppenübungsplatz in der Nähe.

Hintergrund: Der Truppenübungsplatz in Immendingen, auf welchem das Jägerbataillon über Jahrzehnte übte, wurde vor zehn Jahren geschlossen.
Die Auflösung des Truppenübungsplatzes war Teil der damaligen Bundeswehrreform, die zu Stellenstreichungen und Standortschließungen führte. Das Gelände wurde an Daimler veräußert, welche darauf ein Test- und Prüfcenter errichtete.