Einen großen Flächenbrand mochte man sich in der Region früher nicht vorstellen. Und dennoch rückt dieses Szenario bei der inzwischen großen Sommerhitze und Waldbrandgefahr näher. Die Feuerwehren üben das. Zuletzt auf einem stillgelegten Firmengelände in Mönchweiler. Und unter Anleitung eines gebürtigen Donaueschingers, der sich bestens auskennt mit Wald- und Flächenbränden: Volker Hauger.
Seit 14 Jahren bei @fire aktiv
Der Feuerwehrmann aus Leidenschaft startete seine Karriere bei der Jugendfeuerwehr Donaueschingen. Mit dem Thema Waldbrand kam er in den frühen 2000ern in Berührung. Im heißen und häufig von Bränden heimgesuchten Portugal entstand das Bewusstsein für die Gefahr und die Faszination, Menschen zu unterstützen. Nach kurzen Recherchen wurde er auf die Katastrophenschutzgruppe @fire aufmerksam: eine der wenigen Organisationen die sich auf das Thema Waldbrand spezialisiert haben. Seit gut 14 Jahren ist Hauger bei @fire aktiv und hat, schwerpunktmäßig in Portugal, schon viele Einsätze erlebt.
Dabei geht es bei @fire, bei 250 Männern und Frauen zwischen Südtirol und Flensburg, sehr familär zu. Schon beim fröhlichen Wiedersehens-Hallo in Mönchweiler, wo 28 Freiwillige der Katastrophenschutzgruppe ihre Zelte aufgeschlagen haben.
Nach dem Frühstück wird die Ausrüstung vorgestellt. Mit dabei sind Feuerwehrleute aus Donaueschingen und Mönchweiler. “Wir wollen den Feuerwehrleuten näherbringen wie wir arbeiten. Wir sehen uns als Lückenschließer für das, was die Feuerwehren bei einem Vegetationsbrand manchmal nicht schaffen. Wir versuchen mit Taktik das Feuer zu lesen und abzuschätzen, wie es sich weiter verhält. Dann erarbeiten wir eine Taktik, wie sich das Feuer nicht weiter ausbreitet. Dabei versuchen wir mit wenig Aufwand tief einzudringen und flexibel und mobil zu sein.“ erklärt Volker Hauger.
Das erklärt die Ausrüstung. Ein Mitglied von @fire trägt circa 20 bis 25 Kilogramm Ausrüstung am Körper. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Schläuche, Hacken und Schaufeln, einen Rucksack oder ein Aggregat. Der Fokus liegt darauf, dass die Feuerwehrleute alle Hilfsmittel, welche sie benötigen bei sich tragen und auch in schwer zugänglichen Gebieten nicht auf ein Löschfahrzeug angewiesen sind.
Die Standardausrüstung besteht aus einem Helm mit Nackenschutz sowie einer Brille. Zusätzlich ist jedes Mitglied mit einer Funkausrüstung ausgestattet und einem Rucksack, in welchem unter anderem eine größere Menge Wasser sowie Snacks verstaut sind. Wird Volker Hauger zu einem Einsatzort gerufen, so kann das auch mal via Helicopter sein. In Mönchweiler wird er, weil auch das Abwerfen von Wasser mit dem Helikopter geübt wird, mit einem Helikopter eingeflogen.
Helicopter-Einsatz ist mit Risiken verbunden
Hierzu wird das gesamte @fire-Team sowie die Feuerwehrleute aus Donaueschingen und Mönchweiler unterwiesen, wie man sich zu verhalten hat, wenn ein Helikopter in der unmittelbaren Nähe landet.“Für uns ist das Proben mit dem Heli sehr wichtig, einerseits für die Leute am Boden, dass sie wissen, wie sie sich zu verhalten haben, andererseits für die Piloten und die Heli-Crew. Denn auch für sie ist ein solcher Einsatz etwas Besonderes und immer auch mit gewissen Risiken verbunden“, so Volker Hauger. Bei dieser Übung wird @fire vom Unternehmen HeliSeven unterstützt.
Die Übung beginnt. Offiziell mit einem Funkspruch des Donaueschinger Kommandanten Gerd Wimmer, der aufgrund der Katastrophensimulation die Unterstützung des Fachberaters für Waldbrandbekämpfung anfordert. Die Antwort erfolgt prompt. Hauger und sein Führungsassistent Ralf Jester – sie kennen sich seit Donaueschinger Feuerwehrzeiten – besteigen den Hubschrauber. Nach einem kurzen Flug über Mönchweiler fliegt der Hubschrauber dann den Einsatzort an.
Am Einsatzort angekommen wird das Equipment ausgepackt und sich auch selbst ein Bild zur Lage gemacht: Dies heißt, dass die Windrichtung und Windstärke sowie die Luftfeuchtigkeit gemessen werden. All diese Informationen werden schriftlich festgehalten und ausgewertet. Anhand dieser Informationen versucht Volker Hauger den weiteren Brandverlauf abzuschätzen und Maßnahmen festzulegen, wie der Brand eingedämmt werden kann.

Als zusätzliches Element des Übungsszenaros wird in einiger Entfernung zum Waldbrand ein sogenanntes „Spotfire“, ein zusätzlichliches Feuer, entdeckt. Es entwickelt sich aufgrund des Funkenflugs des eigentlichen Hauptfeuers. Hauger ordnet an, dass eine weitere Gruppe des @fire-Teams direkt mit dem Helikopter zum Spotfire geflogen wird. Dieses Vorgehen wird „Helitack“ genannt. Eine Kombination aus dem englischen „helicopter“ und „attack“ (Angriff).
Zur weiteren Brandbekämpfung wird nach diesem Flug eine Big Box mit Gerätschaften an den Einsatzort geflogen. Darin befinden sich Gerätschaften wie Hacken und Schaufeln, welche die Bodentruppen benötigen. Diese werden an die @fire Teammitglieder verteilt.
900 Liter Wasser am Haken
Zusätzlich fordert Hauger die Helikopter-Crew auf, das Einsatzteam am Brand bei der Versorgung mit Wasser zu unterstützen. Hierzu nimmt der Helikopter einen Löschwasser-Außenbehälter, auch „Bambi Bucket“ genannt, an seinem Last-Haken auf. Er wird bei dieser Übung mit mit rund 900 Liter Wasser befüllt. Für die Löschwasserversorgung der Einsatzkräfte am Boden kann die zuvor abgesetzte Big Box zum Wassertank umfunktioniert werden.
Das Befüllen der Big Box wird trainiert. Der erste Versuch ist nur teilweise erfolgreich, da zwar ein Teil des Wassers in der Big Box landet, diese jedoch nicht komplett gefüllt war. Hauger ordert einen zweiten Anflug. Dieses Mal funktioniert das Manöver. Nach dem geglückten zweiten Manöver ist nicht nur Volker Hauger von @fire glücklich, sondern auch Jan Weber vom HeliSeven-Team.

Im Anschluss an die Befüllung bereiten die Einsatzkräfte von @fire die zum Wassertank umfunktionierte Big Box zur Entnahme von Löschwasser mittels einer tragbaren Pumpe vor.
Zusätzlich zur Brandbekämpfung beziehungsweise Eindämmung am Boden wird das Abwerfen von Wasser aus der Luft von der Helikopter-Crew geübt. Hier kommt sowohl der bereits zum Befüllen der Big Box genutzte Bambi Bucket als auch der neue Feuerlöschbehälter „SEMAT“ zum Einsatz.
Dieser neue Behälter wurde von @fire erst kürzlich angeschafft und ist derzeit in Baden-Württemberg einzigartig. Dank verschiedener Einstellungen kann der Behälter sowohl zum schnellen Abwurf großer Mengen Wasser als auch zum sogenannten Sprühabwurf für eine großflächige Verteilung des Löschmittels genutzt werden.
Sobald das überirdische Feuer gelöscht ist, kommt es zum arbeitsintensivsten Teil des Einsatzes: Mit Hilfe von Hacken wird das Erdreich umgegraben, sodass unterirdische Feuer zum Vorschein kommen, welche dann von den Einsatzkräften gelöscht werden.
Nach getaner Arbeit stellen sich die Organisatoren und Einsatzkräfte noch den Fragen der Zuschauer aus den umliegenden Feuerwehren. “Mit der Übung bin ich sehr zufrieden. Es lief nicht immer alles glatt, aber so ist es auch oftmals bei echten Einsätzen. Die Kunst liegt darin, auf neue Situationen zu reagieren und das Beste daraus zu machen.“, so Volker Hauger.
Nach Abschluss der Übung geht es dann für alle Feuerwehrleute und @fire Mitglieder zum gemütlichen Teil über und es wird gemeinsam gegrillt und die Übung nachbereitet.