Leicht ist der Narrenzunft Frohsinn die Entscheidung nicht gefallen. Schließlich leben die Mitglieder die Eschinger Fasnet. Viel Liebe und zahlreiche Stunden stecken im Zunftball, der eigentlich an diesem Wochenende stattfinden sollte. Rathaussturm, der große Auftritt für den Nachwuchs beim Kinderumzug, volle Gaststätten beim Gaudi-Musik-Obed, das große Schaulaufen der Narren beim Umzug, Strählen im Hirschen und Kinderspaß in den Donauhallen.
Schon im Herbst hatte die Narrenzunft alle offiziellen Veranstaltungen abgesagt – zu groß das Risiko und damals auch die Ungewissheit, wie die Situation im Februar sein wird. Doch damals schwang noch ein bisschen die Hoffnung mit, dass es trotzdem irgendwie eine Fasnet geben könne.
„Das Narrenherz blutet, aber eine Fasnet wird dieses Jahr nicht möglich sein.“Michael Lehmann, Zunftmeister Frohsinn
Doch je näher es auf die Fasnet zuging, umso geringer wurde die Hoffnung. Und nun herrscht Gewissheit: An der Pandemie-Situation hat sich nicht viel geändert und an eine Fasnet ist aktuell nicht zu denken. „Die Botschaft ist klar: Das Narrenherz blutet, aber eine Fasnet wird dieses Jahr nicht möglich sein“, sagt Zunftmeister Michael Lehmann. Weder offiziell noch inoffiziell will der Frohsinn in diesem Jahr Fasnet machen. Zu groß die Verantwortung und zu groß das Risiko.
Auch auf Einzelaktionen soll verzichtet werden
Doch was spricht gegen ein paar Hansel, die durch die Stadt spazieren gehen? „Viele haben mich auch angesprochen, ob sie im Häs durch die Straßen ziehen können“, sagt Lehmann. Schließlich darf man ja auch spazieren und was man dabei trägt, dürfte dem Coronavirus reichlich egal sein. „Aber wenn man als Hansel unterwegs ist, kommt man automatisch mit den Leuten in Kontakt“, sagt Lehmann. Und sein Vize-Zunftmeister Wolfgang Hansel fügt hinzu: „Man will als Hansel ja auch nicht einfach spazieren gehen. Ein Hansel lebt von dem Kontakt und man will seine Sprüchle aufsagen und man will strählen.“ Und was soll man schließlich als Hansel machen, wenn die Kinder begeistert auf einem zustürmen?
Und es gibt auch noch ein weiteres Risiko. Wenn sich viele denken, dass sie doch als Einzelnarr in der Eschinger Innenstadt kein Risiko bilden, kommen ganz schnell ganz viele Menschen zusammen. Und dann gibt es ja auch noch die, die einfach mal durch die Stadt laufen, um zu schauen, ob wirklich nichts los ist. Schnell können sich kleine und dann auch größere Gruppen bilden. Deshalb findet die Zunftleitung deutliche Worte: „Leute, es tut weh, aber wir haben nichts davon, wenn wir eine Infektionshochburg werden.“
Das Häs sollte dieses Jahr im Schrank bleiben
Nun sei es Zeit, Respekt und Einsicht zu zeigen und auf die Fasnet zu verzichten. Auch wenn es einem in den Fingern juckt, doch nach dem Häs zu greifen. Während andere Zünfte es einfach haben und einfach die Häser nicht an ihre Mitglieder rausgeben, sieht die Situation beim Frohsinn anders aus: Hansel und Gretle sind Privatbesitz und der Frohsinn ist auf seine Mitglieder angewiesen, dass diese auch vernünftig damit umgehen. Denn auf der Straße werden die beiden Figuren eben auch mit dem Frohsinn in Verbindung gebracht.
Die Anonymität hilft bei Kontrollen auch nicht viel
Schon jetzt ist auch klar, dass es während der Tage, die eigentlich im Kalender fest für das Narrentreiben vorgesehen sind, zu verstärkten Kontrollen kommen wird. Doch im Zweifelfall nützt auch eine Larve nichts. „Wenn es zu einer Polizeikontrolle kommt, ist die Anonymität nicht mehr gewährleistet“, erklärt Lehmann. Dann heißt es im Zweifelfall: Maske ab und Papiere rausholen. Und teuer kann es auch werden – ab 100 Euro aufwärts.

„Die Fasnet ist eine ernste Sache und noch nie hat der Satz so viel Wahrheit enthalten wie in diesem Jahr“, sagt Lehmann. Im wahrsten Sinne des Wortes todernst. „Es ist auch eine Frage, wie wollen wir mit der Gesellschaft umgehen? Nehmen wir die Sorgen und Ängste ernst?“, fragt Lehmann.
Keine Plattform für närrisches Treiben
Als große Narrenzunft müsse man eben das große Ganze betrachten und alles, was damit verbunden ist – was alles dranhängt und was alles entstehen kann. „Wir bieten normal eine Plattform für alle, die irgendwie Fasnet machen wollen“, erklärt Wolfgang Hansel. Diese nutzten nicht nur die Frohsinn-Narren, sondern eben auch viele andere – und nicht immer so, dass es mit Brauchtum und Tradition zu tun hat. Doch in diesem Jahr wäre es besonders verheerend, wenn irgendetwas aus dem Ruder laufen würde.
Das Verhältnis zur Stadt
Doch kann man sich irgendwie vielleicht doch die Corona-Regeln irgendwie zurecht legen? „Es ist jetzt auch einmal Zeit, den Behörden etwas zurückzugeben“, sagt Lehmann. Denn die Stadt habe sich sehr kulant gezeigt und viel geholfen. Aus der Vereinigung gibt es auch andere Geschichten. Doch in Eschingen hängen die Fasnetsbändel und aus den Weihnachtsbäumen wurden Narrenbäume – nicht hinter dem Rücken der Stadtverwaltung, sondern sogar mit deren Unterstützung.
Im Landkreis Tuttlingen sieht es ganz anders aus
Dass das anders geht, zeigt der Landkreis Tuttlingen: In Möhringen verstehen die Narren die Welt nicht mehr so ganz. Dort hingen auch Fasnetsbändel und dann bekamen die Verantwortlichen Post. Sie sollen doch ganz schnell die Fasnetsbändel entfernen, da diese doch dazu animieren würden, Fasnet zu machen – ganz so höflich soll das behördliche Schreiben allerdings nicht formuliert gewesen sein. „Die Stadt hat hier ein anderes Augenmaß an den Tag gelegt“, sagt Lehmann, der von einem Vertrauensvorschuss von Seiten der Stadtverwaltung spricht.
Einmal Verzichten für die zukünftige Fasnet
Solche Zustände will der Frohsinn in Donaueschingen verhindern. Die Stadt habe viel geholfen, man könne sie jetzt nicht vor den Kopf stoßen, in dem man über die Strenge schlage und dieses Entgegenkommen mit Füßen trete. „Wir wollen schließlich in den kommenden Jahren wieder eine tolle Fasnet machen“, sagt Lehmann.