Das Interesse war groß: 270 Donaueschinger informierten sich bei der Bürgerversammlung über den Cityring und die verkehrstechnische Zweiteilung der Innenstadt. Neben zahlreichen Meinungsbeiträgen gab es allerdings auch konkrete Fragen zum Thema:
1. Warum das Ganze?
Diese Frage war immer wieder bei der Bürgerversammlung zu hören. „Es geht um die Attraktivität der Innenstadt“, sagt OB Erik Pauly. Ziel sei es den Durchgangsverkehr aus der Stadt zu bekommen und doch zu ermöglichen, dass weiterhin alle Bereiche in der Innenstadt angefahren werden können. Auch wenn es durchaus Menschen gebe, denen es gefalle, aber die Mehrheit sitze wohl nicht gern im Café, wenn ein Auto nach dem anderen dran vorbeifahre.

Doch was passiert, wenn das Konzept nicht umgesetzt wird? „Gar nichts“, sagt der OB. Oder doch? Wenn sich die Aufenthaltsqualität nicht steigere, könne sich das auch durchaus negativ auf die Innenstadt auswirken und eventuell für ein schlechteres Angebot sorgen. „Für wen ist es denn unattraktiv? Für jeden, der sich dort aufhält: für die Anwohner, für die, die einkaufen, und für die Touristen, die kommen, weil sie unsere Stadt schön finden.“
2. Kann der Hindenburgring überhaupt noch mehr Fahrzeuge aufnehmen?
„Zu Stoßzeiten staut es sich doch jetzt schon auf dem Hindenburgring. Man steht drei bis vier Ampelphasen“, sagt Ulrich Schulz, der in Pfohren wohnt und in der Innenstadt arbeitet. Wenn noch mehr Verkehr über den Hindenburgring fließe, stünde man da morgens dann bald eine halbe Stunde.
Auch andere Teilnehmer der Bürgerversammlung sprachen das Thema Hindenburgring an – auch im Bezug auf das neue Stadtviertel „Ab Buchberg“ und den zu erwartenden Verkehr, wenn die neue Realschule dort gebaut ist.
„Ich bin in Stuttgart aufgewachsen und habe lange in Freiburg gewohnt: Ich wundere mich über den Stau auf den Hindenburgring“, sagt der OB. Sollte die Entscheidung fallen, dass das Konzept umgesetzt werden soll, werde sich ein Planer die zu erwartenden Verkehrsflüsse noch einmal anschauen. Viel könnte man auch durch die Anpassung der Ampelschaltung erreichen.
Und der Verkehr aus dem neuen Stadtviertel „Am Buchberg“? Da hat der Stadtbaumeister die Antwort. „Das Konversionsareal taucht schon in den ursprünglichen Planungen auf“, sagt Christian Unkel und verweist damit auf die Berechnungen zum letzten Verkehrskonzept.
3. Wie wirkt sich das Konzept auf die Feuerwehr aus?
Auf Einsätze der Rettungsdienste soll die neue Verkehrsführung keinen Einfluss haben. „Feuerwehr und Rettungskräfte fahren überall dort, wo sie bisher auch fahren“, sagt Stadtbaumeister Christian Unkel.
Doch was ist mit den Feuerwehrleuten, die ja auch mit ihrem privaten Fahrzeug möglichst schnell zum Feuerwehrhaus gelangen müssen? Eine Frage, die Denis Reich stellvertretend für alle Einsatzkräfte stellt. „Wir werden prüfen, wo die Kameraden wohnen“, sagt der OB. Wenn sich die Dauer der Anfahrt verlängere, werde gehandelt. „Es kann nicht sein, dass durch das Konzept die Feuerwehr nur eine Minute später einsatzbereit ist.“
4. Was ist mit der Müllabfuhr und den Paketdiensten?
„Da wird es keine Auswirkungen geben“, sagt Erik Pauly. Das neue Konzept beinhalte schließlich, dass auch weiterhin jede Stelle in der Innenstadt angefahren werden kann.
5. Warum ist der Stadtbus nicht mit kleinen Fahrzeugen unterwegs?
Der Busverkehr in der Innenstadt ist ein großes Thema. Schon vor Jahren hat die damalige GUB-Stadträtin Claudia Weishaar gezählt und kam auf mehr als 150 Busse, die täglich auf der Josefstraße und der Karlstraße unterwegs sind.
Auch auf der Zehn-Punkte-Liste des Gewerbevereins findet sich das Thema. Unter Drittens steht: Überregionale Busse soweit möglich umleiten, kleinere Busse – auch für den Stadtbus – evaluieren. Und etliche Besucher der Bürgerversammlung sprachen das Thema an – vor allem im Bezug, dass kaum jemand den Stadtbus nutze.

Laut OB Erik Pauly sei die Stadt schon im Gespräch mit dem Landratsamt. Das Ziel: Die überregionalen Busse sollen nur noch über die Käferstraße und die Schulstraße durch die Stadt fahren.
Und der Stadtbus? „Laut dem Unternehmen, das den Stadtbus betreibt, rechnet es sich“, erklärt der OB. Kleiner Busse seien allerdings nicht machbar, da auch die Schüler mit dem Stadtbus fahren und deshalb gerade morgens die großen Busse benötigt werden. Die Busse doppelt – als klein und groß – anzuschaffen, sei nicht wirtschaftlich und umweltfreundlicher wären kleine Busse auch nicht.
6. Wie fahre ich, wenn...?
Frank Buchmann will es konkret wissen: Er wohnt in der Siedlung und würde gerne mit dem Auto erst zur Buchhandlung und dann zum Lidl. Was soll er da fahren? Oder wenn er von der Siedlung ins Freibad will?
OB Erik Pauly bringt für den Freibadbesuch den City-Ring ins Gespräch und viele lachen laut. „Ich deute das Lachen, dass das unpraktikabel erscheint.“ Er selbst wohnt jedoch in der Siedlung und kann auf eigene Erfahrungen verweisen. „Das ist kein Zeitunterschied.“ Er habe das schon selbst getestet.
Und wie ist das mit der Buchhandlung und dem Lidl? „Die Frage ist ja auch, ob es sinnvoll ist, direkt vor jedes Geschäft zu fahren.“
7. Ist es möglich, die Karlstraße versuchsweise am Wochenende für den Autoverkehr zu sperren?
„Es bringt mir für das Einkaufserlebnis nichts, wenn ich direkt vor das Geschäft fahren kann“, sagt Helene Suppanz und steuert damit einen der wenigen positiven Wortbeiträge bei. Ob es denn möglich sei, für zwei, drei Wochen auszuprobieren, wie denn ein autofreies Wochenende in der Innenstadt funktioniert?
Davon rät Christian Unkel ab. „Unser Konzept geht ja gar nicht davon aus, dass Karlstraße autofrei zu machen.“ Die Innenstadt zeitweise für den Verkehr zu sperren wird aktuell schon bei Festen gemacht. „Aber ich würde mir das gut überlegen. Es ist nicht einfach, die Verkehrsströme zu lenken.“
8. Was ist, wenn ich zum Arzt muss und nicht gut zu Fuß bin?
Insgesamt gebe es acht Ärzte in der Karlstraße, so Martina Keller, die ihre Praxis am Rathausplatz hat. Allein bei ihr wären das 10.000 Patientenbesuche. Oft seien das ältere Bürger, oft seien die Patienten nicht mehr gut zu Fuß.

„Patienten werden weiterhin jede Arztpraxis anfahren könne. Da wird sich nichts ändern“, sagt Erik Pauly. Auch die Möglichkeit, in der Nähe der Praxis zu parken, bestünde weiter, da kein einziger Parkplatz im Innenstadtbereich wegfallen werde. „Gehandicapte Patienten müssen auch weiterhin zum Arzt kommen.“
9. Wie viel soll die Umsetzung kosten?
„Bevor Sie riesige Summen für den Verkehr investieren, sollten wir das Geld lieber im Bereich ‚Attraktivität für das Gewerbe‘ ausgeben“, fordert Thomas Tröndle, der seit 18 Jahren in der oberen Karlstraße wohnt. Und er bekommt viel Applaus.
Doch wie viel würde eigentlich die Umsetzung des neuen Konzeptes kosten? Genaue Zahlen gibt es noch nicht. „Wir reden aber nicht von einer riesigen Investition“, sagt der Stadtbaumeister. Noch sei kein Geld ausgeben werden. Für die Umsetzung müsse natürlich noch ein Fachbüro beauftragt werden und es brauche die entsprechende Beschilderung.
Aber: „Beim Zehn-Punkte-Plan des Gewerbevereins reden wir von sehr viel Geld.“ Der beinhaltet schließlich den Bau eines Parkhauses und das war schon vor Jahren mit Kosten von mehr als zwei Millionen Euro aus der Planung gefallen.
10. Wie geht es jetzt weiter?
Die Entscheidung liegt beim Gemeinderat, der das Thema am 2. Mai auf dem Tisch hat: „Die Gemeinderäte müssen die Meinungsbilder abwägen, und entscheiden, was ist das Beste für der Stadt ist“, sagt OB Erik Pauly. Der Diskussionsprozess sei aber noch nicht abgeschlossen.
„Gehen Sie auf die Gemeinderäte zu, gehen Sie auf die Verwaltung zu“, richtet sich Pauly an seine Bürger. Wünsche, Anregungen und eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema sind ausdrücklich erwünscht und können beispielsweise direkt ins Rathaus an die E-Mail InitiativeCityRing@donaueschingen.de geschickt werden.
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