Ist die Gasflasche noch gefüllt? Hat der Wohnwagen oder das Wohnmobil überhaupt noch TÜV und ist im Staufach im Heck noch ein Sack Grillkohle? Das sind Fragen, die sich Camper im Frühjahr normalerweise stellen. Doch dieses Jahr ist alles anders, denn in Deutschland und den meisten europäischen Ländern sind die Campingplätze und selbst Wohnmobilabstellpläzue wegen der Corona-Krise geschlossen. Für Campingfreunde ist das ärgerlich, aber auszuhalten. Anders sieht es für die Betreiber von Campingplätzen aus, denen fallen die Einnahmen komplett weg. „Die Verluste, die wir jetzt schreiben, sind nicht wieder einzuholen“, sagt Thomas Eike, der Betriebsleiter des Riedsee-Campingplatzes in Pfohren. „Bleibt gesund. Ihr fehlt uns alle!“ Mit diesen Worten auf der Homepage grüßt Eike seine Gäste.

Es wäre ein Traumstart in die Saison 2020 geworden. Da ist sich Eike ganz sicher, denn die Schönwetterperiode, die schon vor Ostern begann und weitgehend auch über die Feiertage anhielt, hätte seine schön gelegene, gepflegte Anlage rasch gefüllt. Mit dem eigenen Strandbad und mehreren Tennisplätzen ist die Camping-Einrichtung sehr wetterabhängig. Rund 400 Dauercamper haben das Riedsee-Ufer zu ihrer zweiten Heimat gemacht, die meisten davon kommen aus der Region oder aus einem Umkreis von 100 Kilometern, aus Freiburg, Stuttgart oder Zürich.
Eine Tendenz zu jungen Familien machte sich in den letzten Jahren bemerkbar. Oft sind es Familien mit Stadtwohnungen, die die Natur suchen. Zu den Dauercampern kommen noch Urlauber hinzu, für die es circa 100 weitere Stellplätze gibt es. Doch seit dem 18. März, an diesem Tag trat die erste Corona-Verordnung des Landes in Kraft, muss der Campingplatz als „touristischer Betrieb“ geschlossen bleiben. Das gilt auch für das angeschlossene Restaurant.

25 bis 30 Menschen finden auf dem Campingplatz und im Lokal Arbeit, darunter auch Aushilfen. Für einige Beschäftigte hat Eike Kurzarbeit beantragt, auch hat er Anträge gestellt, um an die Gelder aus den Corona-Hilfsprogrammen von Bund und Land zu kommen. Die Unterstützungszahlungen begrüßt er, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die meisten Zuschüsse in Form von Krediten fließen, die wieder zurückbezahlt werden müssen. Für Eike ist es jetzt deshalb an der Zeit, ein altes Thema wieder auf die Tagesordnung zu setzen: Nämlich die Senkung des Mehrwertsteuersatz im Gastgewerbe von 19 auf 7 Prozent – eine Forderung, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) immer wieder bei der Bundesregierung anmahnt.
„Das Jahr wird extrem schwierig“, sagt Eike, der während der Saison – vor allem Dank des in Donaueschingen beginnenden Donauradwegs – Besucher aus rund 35 verschiedenen Nationen begrüßen darf. Denn die Fixkosten für Versicherungen, Wasser oder Strom bleiben, wenn dieses aufgrund der fehlenden Gäste auch nicht so hoch wie gewöhnlich ausfallen. Da seine Mitarbeiter jetzt viel freie Zeit haben, lässt er sie Renovierungsmaßnahmen vornehmen, die eigentlich erst zum Saisonende vorgesehen waren.

Ärgerlich: Da bis zum 31. August ein Veranstaltungsverbot gilt, musste Eike die zehn über die Sommermonate geplanten Auftritte von Musikern und Bands streichen. Damit belebt er ansonsten sein Lokal, das 60 Menschen Platz bietet, dazu kommt eine große Außenterrasse für 80 Gäste und ein Nebenzimmer. In Letzteres mieten sich gerne Familien für größere Feiern ein – was auch nicht mehr geht. Der Campingplatz-Geschäftsführer zeichnet ein pessimistisches Bild: „Ich habe keine Hoffnung, dass wir bald öffnen dürfen.“ Es wäre ihm zu gönnen, dass er sich täuscht.
Riedsee-Camping
Der Riedsee Campingplatz bietet auf einem acht Hektar großen Areal das,
was das Herz des Campingurlaubes begehrt: einen herrlich gelegenen Badesee mit Sandstrand, jede Menge Wasser zum Surfen, Bootfahren, Tauchen oder Angeln. Im platzeigenen Laden gibt es alles, was für den Campingalltag benötigt wird. Und dem Gast, der im Urlaub die Wohnwagenküche oder den Einflammen-Gasherd im Zelt gerne kalt lässt, bietet das angeschlossene Reataurant vielseitige kulinarische Alternativen.
In der Hauptsaison wohnen bis zu 2000 Personen in der dann ausgebuchten Wohnwagen- und Zeltstadt am Riedsee. Und wenn an heißen Wochenenden Sonnenhungrige sich auf den Weg zum Strandbad machen, dessen Wasserqualität alle zwei Wochen vom Landesgesundheitsamt untersucht wird, dann sind es noch einmal bis zu 1000 Menschen mehr. Nur wenige Campingplätze in der Region haben wie das „Riedsee-Camping“ normalerweise ganzjährig geöffnet und sind durch die niedrigen Preise attraktiv für Dauercamper. Die schöne Lage am See und der Donauradwanderweg sind zusätzliche Anziehungspunkte. (hon)