Flüchtlinge erfolgreich integrieren – dafür setzt sich der hiesige Arbeitskreis Asyl ein. Doch die Corona-Pandemie hat die Arbeit der Ehrenamtlichen stark eingeschränkt. Derzeit leben 76 Flüchtlinge in Furtwangen. Das berichtet Erhard Gwosch, der Integrationsbeauftragte der Stadt Furtwangen. Der Villinger ist seit 16 Monaten in der Bregstadt im Bereich Asyl aktiv und zog jetzt Bilanz.

Erhard Gwosch, Integrationsbeauftragter der Stadt Furtwangen.
Erhard Gwosch, Integrationsbeauftragter der Stadt Furtwangen. | Bild: Stefan Heimpel

„Das Asylrecht ist in Deutschland in das Grundgesetz aufgenommen und damit ein hohes rechtliches Gut“, sagte Gwosch im Gemeinderat. Bei ihrer Ankunft in Deutschland werden die Asylsuchenden von den jeweiligen Bundesländern betreut, wofür Baden-Württemberg ein eigenes Flüchtlingsaufnahmegesetz geschaffen hat. Nach den Erstaufnahmelagern werden die Asylsuchenden auf die Landkreise und nach einer gewissen Zeit auf die Gemeinden verteilt, entsprechend der jeweiligen Einwohnerzahl.

Dabei ändert sich die Zahl der Flüchtlinge in den Gemeinden regelmäßig. 2020 waren für Furtwangen 69 Asylbewerber vorgesehen, wobei sich diese Zahl durch weitere Asylsuchende in Deutschland Ende 2020 auf 72 erhöhte, aktuell sind es 76. Im vergangenen Jahr hat Furtwangen zehn Flüchtlinge aufgenommen, zwölf weitere im Dezember.

Die Flüchtlinge in Furtwangen kommen aus zwölf Ländern. Die größte Gruppe sind Syrer mit 40 Personen, gefolgt vom Irak mit 13 und China mit zehn. 32 sind im jugendlichen Alter bis 19 Jahre, am stärksten vertreten ist die Altersgruppe 30 bis 39 Jahre. In Furtwangen untergebracht sind 19 Ledige, zwei Ehepaare und vor allem neun Familien mit insgesamt 53 Familienmitgliedern. Die größte Familie hat neun Kinder.

Entscheidend ist für die Asylbewerber der Stand ihres Verfahrens. 13 Flüchtlinge in Furtwangen haben eine Duldung. Das Asylverfahren ist also abgelehnt, aus humanitären Gründen dürfen sie aber noch in Deutschland bleiben. Im vergangenen Jahr gab es in Furtwangen eine Abschiebung. 15 haben eine Aufenthaltsgestattung. Dies erlaubt den Aufenthalt in Deutschland, wenn das Asylverfahren noch nicht entschieden ist, bis zum Ende des Verfahrens. Nach einem positiven Bescheid gibt es eine Aufenthaltserlaubnis, die aber noch befristet ist und später durch Niederlassungsfreiheit abgelöst wird. In diesen beiden Fällen gibt es unter anderem auch eine Arbeitserlaubnis, während zu Beginn des Verfahrens ein Beschäftigungsverbot besteht, die Betroffenen also auf Sozialleistungen angewiesen sind.

Wesentlich für die Betreuung der Flüchtlinge ist ausreichend Wohnraum, der von der Stadt zur Verfügung gestellt werden muss, so Gwosch. Hier ist die Stadt aktuell wieder dringend auf der Suche nach geeigneten Wohnungen. Genauso wichtig ist die Hilfe für die Flüchtlinge. Gerade zu Beginn brauchen sie viele Informationen und Hinweise. Hier bekam Erhard Gwosch viel Unterstützung durch den Arbeitskreis Asyl, der in Furtwangen schon lange sehr erfolgreich aktiv ist. Allerdings sind dessen Aktivitäten unter Corona stark eingeschränkt, die Zahl der Helfer ist geschrumpft. Unter anderem kann aktuell das Sprachcafé des Arbeitskreises nicht stattfinden.

Flüchtlinge integrieren heißt auch, sie mit den hiesigen Bräuchen vertraut zu machen. Das zeigt ein Archivbild von 2017. Im ...
Flüchtlinge integrieren heißt auch, sie mit den hiesigen Bräuchen vertraut zu machen. Das zeigt ein Archivbild von 2017. Im evangelischen Gemeindehaus findet das wöchentliche Sprachcafé statt. Den beiden jungen Syrern wird dabei eine Fasnetsmaske gezeigt. (Archivbild) | Bild: Hajek

Abschließend ging Gwosch noch auf seinen Arbeitsplatz ein, der sich aktuell im Flur des Bürgerbüros befindet. Hier seien oftmals sehr persönliche Gespräche mit den Betroffenen nur schwierig durchführbar. Nach seiner Ansicht sei es wichtig, so ein Appell an den Gemeinderat, dass auch dann, wenn er in wenigen Jahren in den Ruhestand tritt, diese Stelle weiter bestehen bleibt. Ein ganz wichtiges Anliegen sei ein eigenes Büro für den Integrationsbeauftragten.