Einmal mehr wurden die Verordnungen für den Schutz vor Corona im Land angepasst. Für Erleichterung sorgten diese Anpassungen besonders bei den Kirchen: Im letzten Moment wurde die für Montag, 14. Februar, angeordnete 3G-Kontrolle wieder zurückgenommen.

Für die katholischen Kirchengemeinden im Bregtal, die regelmäßig Präsenz-Gottesdienste unter Corona-Vorgaben feiern, wäre die neue Verordnung eine drastische Änderung gewesen. Nach drei Monaten ohne Gottesdienste im Frühjahr 2020 gab es in Baden-Württemberg in den folgenden gut eineinhalb Jahren keine Einschränkungen für die Gottesdienste.

Die Landesregierung hatte klar formuliert, dass das Grundrecht auf freie Religionsausübung nicht angetastet werden dürfe. In der Folge gab es im Gespräch mit den Kirchen und Diözesen klare Regelungen für die Gottesdienste, auf deren Einhaltung strikt, unter anderem durch den Einsatz vieler Ordner in den Kirchen, geachtet wurde.

Die Erzdiözese Freiburg formulierte: „Gottesdienste sind Teil der wesentlichen Daseinsvorsorge (wie zum Beispiel auch der Einkauf im Lebensmittelgeschäft). Als solches soll der Zugang für alle Menschen möglich sein – unabhängig davon, ob die Person immunisiert oder getestet ist: Die freie Religionsausübung ist ein besonders geschütztes Recht. Um dennoch einen möglichst hohen Schutz gewährleisten zu können, gelten Einschränkungen wie Abstand oder das Tragen von Masken.“

Doch nach eineinhalb Jahren rückte die Landesregierung von ihrer Position ab und kündigte mit der Verordnung vom 28. Januar an, dass ab 14. Februar der Zugang in die Kirchen nur noch mit 3G möglich sei: also für vollständig Geimpfte oder Genesene. Ansonsten muss ein maximal 24 Stunden alter Test vorliegen.

Pfarrer Harald Bethäuser, Seelsorgeeinheit Oberes Bregtal.
Pfarrer Harald Bethäuser, Seelsorgeeinheit Oberes Bregtal. | Bild: Pfarrgemeinde (Archiv)

Pfarrer Harald Bethäuser, Leiter der Seelsorgeeinheit Bregtal, überraschte diese plötzliche Verschärfung. Er habe den Eindruck gehabt, dass das bisherige Konzept sich seit fast zwei Jahren gut bewährt habe. Ihm sei kein einziger Fall einer Verbreitung von Corona in einem Gottesdienst der Erzdiözese bekannt. Auch er selbst habe sich mit diesen Vorgaben sicher und gut aufgestellt gefühlt. Nicht zuletzt habe ihn sehr erstaunt, dass in anderen Bereichen wie dem Einzelhandel oder beim Besuch von Fußballspielen deutliche Lockerungen eingeführt werden, gleichzeitig für die Gottesdienste eine drastische Verschärfung geplant war.

Etwas Bauchschmerzen bereite ihm aber vor allem die Umsetzung dieser Vorgaben. Dies wäre nur mit einem riesigen Aufwand möglich gewesen, so Bethäuser. Bereits am vergangenen Sonntag hatte der Pfarrer die Gläubigen in den Kirchen darauf aufmerksam gemacht, dass man ab 14. Februar mit einem größeren Aufwand beim Betreten der Kirche rechnen müsse. Während bisher lediglich die Daten der Besucher erfasst werden mussten (zum Teil bereits online vor den Gottesdiensten), hätte jetzt für alle Besucher der 3G-Nachweis überprüft werden müssen. Das hätte womöglich zu einer Warteschlange geführt, und das nicht nur bei Sonntagsgottesdiensten, sondern auch bei jedem Werktagsgottesdienst oder einem Seelenamt bei einer Beerdigung.

„Wie können wir das stemmen?“, hatte sich Pfarrer Bethäuser gefragt. Denn das Ganze hätte mit ehrenamtlichen Helfern abgewickelt werden müssen, die ohnehin schon stark gefordert seien.

Die Kontrolle der Impfnachweise hätte auch elektronisch erfolgen müssen, möglicherweise hätte man dafür über die Pfarrgemeinde noch Handys anschaffen müssen. Dieser große Kontrollaufwand war nicht zuletzt der Grund für viele Vereine, ihre zum Teil traditionsreichen Veranstaltungen in der Corona-Zeit abzusagen.

Am Dienstag dieser Woche hatte der Vorstand des Pfarrgemeinderates eine Sitzung geplant, wie man das Ganze realisieren könnte. Dann kam am selben Tag der Hinweis, dass die Verschärfung für die Gottesdienste doch wieder zurückgenommen werde.

Ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, so Pfarrer Bethäuser. Er hätte sonst ein ungutes Gefühl gehabt. Er sei allerdings sicher gewesen, dass man es mit den Helfern aus der Pfarrgemeinde geschafft hätte.