Vergangenes Wochenende war Geisingen von rund 300 Schülerinnen und Schülern aus ganz Baden Württemberg belagert. Der Landesschülerbeirat hatte zum alle zwei Jahre stattfindenden Landesschülerkongress nach Geisingen eingeladen. Da waren die Stadthalle und die Turnhalle komplett besetzt. Auch etliche Schulräume wurden für die Workshops in Anspruch genommen. Der Kartenvorverkauf der Narrenzunft Grünwinkel wurde am Samstag eine Stunde später angesetzt, da das komplette Foyer der Stadthalle noch von den Teilnehmern besetzt war, die dort ihr Frühstück einnahmen.

Trotz Bahnstreik kamen viele Teilnehmer, nicht nur Schülerbeiräte, nach Geisingen, manche hatten noch einen Zug erwischt, andere kamen mit dem Bus oder bildeten Fahrgemeinschaften und reisten mit Privat-Pkws an. Am Freitag stand eigentlich ein Gedankenaustausch beziehungsweise eine Podiumsdiskussion mit Kultusministerin Teresa Schopper auf dem Programm, die jedoch erkrankt war und durch Bildungsstaatssekretärin Sandra Boser vertreten wurde.

Die Vorstandschaft des Landesschülerbeirates hatte den Kongress intensiv vorbereitet. In der Turnhalle befand sich das große Massenlager der Teilnehmer. Hausmeister Bruno Caprino war voll des Lobes über das Verhalten der Teilnehmer. In der Turnhalle fanden tagsüber auch Sportkurse für sie statt. An beiden Tagen wurden verschiedene Workshops angeboten – zum Beispiel über den neuen bevorstehenden Lebensabschnitt mit dem Verlassen des Elternhauses nach der Schule, etwa für ein Studium oder eine Berufsausbildung fern der Heimat.

Bei der Podiumsdiskussion während des Landesschülerkongresses stand vor allem die flächendeckende Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien zur Debatte. Teilnehmer waren die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen des Stuttgarter Landtags. Dies waren Stefan Fulst-Blei von der SPD, Thomas Poreski von den Grünen, Timm Kern von der FDP, Alexander Becker von der CDU und Rainer Balzer von der AfD. Moderiert wurde die einstündige Diskussion von Selman Özen.

Alle fünf Diskussionsteilnehmer zeigten sich für das G9 offen. Timm Kern führte aus, dass das G8 2020 beschlossen wurde. Man müsse die Kraft haben, sich die Frage zu stellen, ob sich die Hoffnungen erfüllt haben. Dies sei offensichtlich nicht der Fall – müsse man reagieren. Durch das G8 wurde vielen Schülern durch den großen Druck zum Beispiel die Zeit für ein ehrenamtliches Engagement genommen.

Ferner wurde auch die Frage gestellt, wie es denn mit der Förderung der Realschule aussieht. Abbrecher kommen in andere Schulen zurück, weil sie überfordert waren und sind. Und nicht zuletzt wurde auch eine Lanze für die Werkreal- und Gemeinschaftsschulen gebrochen. Dennoch ist das Schul- und Ausbildungssystem nach wie vor für alle offen.

Während der Diskussion zeigten die Schülerinnen und Schüler anhand von grünen oder roten Zetteln oder mit Handys, deren Displays rot oder grün eingestellt waren, ob sie mit der Äußerung einverstanden waren und diese für gut befanden oder eben nicht. Eine Disziplin, von der sich bei manchen Talkshows die Teilnehmer ein Stück abschneiden könnten. Ab und zu gab es zu entsprechenden Aussagen auch mal Beifall. Am Spätmittag ging der Kongress in Geisingen dann zu Ende.