Der Wochenmarkt in Singen ist aus seinem Winterschlaf erwacht. Seit ein paar Wochen hat der Markt neben dem ganzjährigen Samstag auch wieder am Dienstag geöffnet. Doch viele Besucher sorgen sich nun um den Fortbestand des Marktes. Denn in den vergangenen Wochen ist der Dienstagsmarkt extrem geschrumpft: An einem Tag haben dort lediglich zwei Beschicker ihre Waren angeboten. Daraufhin meldeten sich mehrere besorgte Leser beim SÜDKURIER. Die Frage, die sie umtreibt: Steht der Singener Wochenmarkt vor dem Aus?

Auch in den sozialen Medien entbrannte dazu eine hitzige Diskussion. Während die einen Nutzer die aktuelle Situation als „erbärmlich“ und „schlimm“ bezeichneten, machten andere die anscheinend hohen Gebühren für den Beschicker-Schwund verantwortlich. Der SÜDKURIER hat bei der Stadtverwaltung Singen nachgefragt: Rennen dem Wochenmarkt die Beschicker weg?

Keine Sorgen nötig

Wie der städtische Pressesprecher Stefan Mohr auf Anfrage betont, müsse man sich um den Fortbestand des Singener Wochenmarktes keine Sorgen machen – weder am Samstag noch am Dienstag. „Aktuell gibt es auf dem Dienstagsmarkt ein Angebot von Obst, Gemüse und Backwaren aus eigener Produktion“, so Mohr. Da der Dienstagswochenmarkt jedoch nur halbjährlich – von Mai bis Oktober – stattfinde, brauche es laut dem Stadtsprecher immer eine gewisse Anlaufzeit, bis dieser dann richtig laufe.

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Aber Mohr gibt auch unumwunden zu: „Zugegebenermaßen ist er nicht gut besucht.“ Zum einen liege dies an der großen Konkurrenz. „Beschicker, die am Samstag in Singen sind, haben ihren Stand unter der Woche woanders“, so Mohr. Zum anderen könnten an einem Wochentag beziehungsweise Arbeitstag ein großer Teil der potentiellen Kunden den Markt aus Zeitgründen nicht besuchen. Es sei eine Frage von Angebot und Nachfrage. „Je weniger Anbieter, desto weniger Kunden, je weniger Kunden desto weniger Anbieter“, schildert Mohr.

Ein ganz anderes Bild zeige sich etwa auf dem Wochenmarkt am Samstag. Laut Mohr seien derzeit circa 40 Anbieter auf dem Herz-Jesu-Platz, um ihre Waren anzubieten. „Es gibt eine gute Produktauswahl und die Auslastung ist gut. Über das ganze Jahr gibt es saisonale, natürliche Produkte – Regionalität wird hierbei großgeschrieben“, sagt er. Zu den Anbietern würden Obst- und Gemüsebauern aus dem Hegau und der Umgebung gehören. Zudem gebe es Wurst- und Fleischwaren, frischen Fisch, Käse und Delikatessen.

Ein Gewürzhändler fehlt auf dem Markt

Allerdings ist der Rückzug langjähriger Marktbeschicker in Singen nichts Neues. Des SÜDKURIER hatte im November 2024 zuletzt darüber berichtet, dass mit den Hägeles, die zuletzt den Vitaminmarkt in Hilzingen betrieben hatten, ein weiterer Stand den Wochenmarkt für immer verlassen hatte. Damit hatte sich bereits der dritte Gemüsehändler binnen kürzester Zeit aus Singen verabschiedet. Zuletzt hatten zwei weitere Händler im November 2023 ihre Stände geschlossen. Aber Stefan Mohr betont, dass es dennoch kaum Bereiche gebe, die unterversorgt seien: „Der tägliche Bedarf wird auf dem Wochenmarkt am Samstag gedeckt. Es gibt lediglich keinen Gewürzhändler.“

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Der Singener Wochenmarkt hat nicht nur bei Kunden eine große Tradition in Singen. Auch bei den Beschickern gibt es viele, die bereits seit Jahren ihre Waren dort anbieten. Allerdings gebe es laut Stadtsprecher Mohr schon seit Jahren keine Warteliste für Beschicker mehr. Zuletzt hatte auch Marcus Berger, Leiter des Ordnungsamtes, gegenüber dem SÜDKURIER bestätigt, dass die Warteliste leergefegt sei. „Während bis zum Beginn der Corona-Pandemie bei uns noch eine Warteliste bestand, ist diese nunmehr vollständig geleert“, so Berger im November 2023.

Die Probleme mit den Nachfolgern und den Arbeitszeiten

Zum einen, da mögliche Nachrücker mittlerweile auf anderen Märkten einen Platz bekommen hätten. Zum anderen aber auch, da Nachrücker nach der Pandemie mit wirtschaftlichen Problem zu kämpfen hätten und eine Bewerbung nicht aufrecht erhalten konnten. Und dann wäre da noch die schwierige Mitarbeiterfindung, denn viele Mitarbeiter würden lieber andere Jobs annehmen, als frühmorgens auf dem Wochenmarkt zu arbeiten.

Wie Marcus Berger schon 2023 schilderte, sei die Singener Problematik keine Seltenheit. „Auch andere Wochenmärkte haben mit den selben Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Marktbild ist ein anderes“, sagte er damals.

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Und dennoch, zur neuen Markt-Sommer-Saison 2025 bestätigt Stefan Mohr zwei Zuwächse auf dem Wochenmarkt – zumindest am Samstag. „Es gab dieses Jahr zwei Nachrücker auf dem Samstagswochenmarkt und zwar ein Bäcker aus dem Hegau und einen Blumenstand“, sagt er.

Damit auch weiterhin neue Beschicker den Weg nach Singen finden, müsse die Stadt laut Stefan Mohr aber kreativ werden: „Um neue Beschicker nach Singen zu locken, wurde der Singener Wochenmarkt bei einem speziellen Portal für Standbetreiber auf Wochenmärkten angemeldet. Auf der Webseite der Stadt Singen wird dieser ebenfalls vorgestellt.“