In kleinen Bächen war früher der Edel- oder Steinkrebs zuhause. Was heute auf der roten Liste steht und vom Aussterben bedroht ist, war früher eine Delikatesse. Derzeit findet man in der Donau massenhaft eine andere Krebsart, die aus Nordamerika eingeführten Signalkrebse. Er ist dem europäischen Edelkrebs sehr ähnlich, jedoch aggressiv. Er wird im Gegensatz zum heimischen Dohlenkrebs größer und hat eine weitaus höhere Vermehrungsrate. Im letzten Jahr fand der Jugendwart der Geisinger Anglervereinigung, Andrej Reinhardt, diese Signalkrebse in der Donau. Man nahm dies zur Kenntnis, informierte aber auch den Landesfischereiverband. Jüngst ging man seitens der Anglervereinigung einmal intensiver auf die Suche, und siehe da, es wurden viele Exemplare gefunden, und allen Größen.

Anfang Oktober wurde bei einem vereinsinternen Fischen ein Signalkrebs gefangen, derzeit ist Martin Braun auf der Suche nach dieser eingeschleppten Art (Neozoon). In einer Woche hat der Angler über 50 gefangen. "Es waren auch zwei Weibchen dabei, die am Hinterleib die Eier tragen. Sie tragen auch noch die Jungkrebse bis zum Frühjahr mit sich herum und beschützen den Nachwuchs", sagt Braun. Der Signalkrebs stammt ursprünglich aus dem Gebiet westlich der Rocky Mountains in Nordamerika. "Vor rund 150 Jahren wurde der europäische Edelkrebs durch die Krebspest dezimiert, und um die Krebsfischerei wieder zu beleben wurden 1960 zunächst von Schweden aber auch aus anderen Ländern der Signalkrebs als Neozoon eingeführt", sagt Braun, der sich intensiv mit diesem Krebs beschäftigt hat. Eingeführt wurde auch die zweite Neozoon, der Kamberkrebs aus Nordamerika. Beide Krebsarten übertragen jedoch die Krebspest, ohne an ihr zu erkranken. Damit werden die noch vorhandenen letzten Krebsbestände massiv bedroht. In verschiedenen Schwarzwaldbächen gibt es noch die Edelkrebse.

"Das massenhafte Vorkommen dürfte sich aber nicht nur auf die Donau bei Geisingen beschränken, äußerte sich der Biologe des Landesfischereiverbandes in Freiburg", Ingo Kramer. Bei ihm sind die Alarmglocken in gleicher Farbe wie die Unterseite der Krebsschere: rot. Es gibt in den Schwarzwaldbächen noch Edelkrebse, in Wolterdingen wurden von einigen Jahren Edelkrebse wieder angesiedelt. Er sieht diese Bestände gefährdet.

Der Biologe überlegt sich, eventuell Kontrollbefischungen auf der Baar durchzuführen, um einen Überblick über die Bestandsdichte zu erhalten. Er weist darauf hin, dass die Signalkrebse keine Schonzeit haben, und wenn sie gefangen wurden, nicht wieder ins Wasser zurückgesetzt werden dürfen. "Es gibt Vereine in anderen Regionen", so Kramer, "die haben auch massenweise Signalkrebse und veranstalten mit den gefangenen Krebsen spezielle Krebsessen".

Ein massenhaftes Auftreten von Signalkrebsen wird derzeit in Geisingen in der Donau beobachtet. Martin Braun von der Anglervereinigung ...
Ein massenhaftes Auftreten von Signalkrebsen wird derzeit in Geisingen in der Donau beobachtet. Martin Braun von der Anglervereinigung hat einige Exemplare gefangen, wie hier bei der Donaubrücke. Bilder: Paul Haug

Signalkrebs

Der Signalkrebs stammt eigentlich aus Nordamerika und wurde ab 1960 aus Schweden nach Deutschland eingeführt. Er verdrängt heimische Krebsarten und überträgt die Krebspest. Der Signalkrebs frisst alles, was ihm vor die Schere kommt, bedroht also auch manche Fischarten. Der Signalkrebs mutiert derzeit zur häufigsten Krebsart und ist dabei, den Kamberkrebs zu überholen, der ebenfalls aus Nordamerika eingeführt wurde und ebenfalls die Krebspest überträgt. Der Signalkrebs kann sogar bis zu zwei Kilometer über Land gehen, um an ein anderes Gewässer zu gelangen. (ph)