In Geisingen schießt die Kanone

Der erste Höhepunkt der närrischen Saison 2024, der Schmotzige Donnerstag, hat Narren und Bevölkerung der Region Geisingen im Griff. Musiker und Narren sowie am Vormittag allerlei Krachmacher waren teilweise schon ab fünf Uhr unterwegs, um die Bevölkerung zu wecken.

In Geisingen zündeten die Kanoniere um sechs Uhr zum Glockenschlag der Stadtkirche die erste Patrone, und dann ging es los. Die Narren haben am Schmotzigen Donnerstag ein strenges Programm, da müssen etliche Stationen angesteuert werden: sowohl um die Bürger zu wecken, als auch, um sich zu stärken.

Hurra die Schule ist aus: Für die Schüler aus Geisingen und Gutmadingen endet der närrische Unterricht mit dem Besuch der Narren.
Hurra die Schule ist aus: Für die Schüler aus Geisingen und Gutmadingen endet der närrische Unterricht mit dem Besuch der Narren. | Bild: Paul Haug

Die sogenannten Verpflegungsstationen warteten schon auf die Narren. Mit einem Schnaps, Kaffee oder auch Deftigem als Unterlagen. Dann gingen es in allen Orten in die Kindergärten und, dao wo Schulen vorhanden sind, auch in diese. Die Kinder in den Kindergärten und Schulen warteten schon sehnsüchtig auf die Narren und die Befreiung.

In Geisingen ziehen traditionell die Kinder den Narrenbaum. Auch wenn er 28 Meter lang ist und frisch geschlagen, wird der Baum durch ...
In Geisingen ziehen traditionell die Kinder den Narrenbaum. Auch wenn er 28 Meter lang ist und frisch geschlagen, wird der Baum durch die Straßen gezogen. | Bild: Paul Haug

In Geisingen zogen die Narren von der Schule zu den drei Kindergärten und dann hinter das Rathaus. Dort wartete das Rathauspersonal schon auf die hundertköpfige Narrenschar mit Getränken und Süßigkeiten für den Narrennachwuchs.

Danach stand ein Besuch im Pflegeheim an, im Gewächshaus der Gärtnerei warteten schon die Heimbewohner auf die Musik und die Narren, und danach auch in der Sozialstation bei der Tagespflege.

Den Rathausschlüssel rückt Bürgermeister Martin Numberger ohne großen Widerstand heraus und überreicht ihn Udo Heppler vom Narrenrat. ...
Den Rathausschlüssel rückt Bürgermeister Martin Numberger ohne großen Widerstand heraus und überreicht ihn Udo Heppler vom Narrenrat. Damit haben die Narren die Regierung übernommen. Links Ehrenzunftschreiber Uwe Schrawattke und Ehrennarrenrat Bernd Bendschneider. | Bild: Paul Haug

Am Nachmittag wurde Bürgermeister Martin Numberger entmachtet. Ohne großen Widerstand rückte er den symbolischen Rathausschlüssel heraus. Ab nun regieren die Narren auch in Geisingen. Die Rathausabsetzung und das Narrenbaumstellen wurde in Geisingen von einigen hundert Zuschauern verfolgt.

Viel närrisches Volk begleitet die Stromglonki beim Sturm auf das Rathaus.
Viel närrisches Volk begleitet die Stromglonki beim Sturm auf das Rathaus. | Bild: Franz Dreyer

Am Nachmittag wurden dann überall die Narrenbäume gestellt, auf dem Geisinger Postplatz führten die Nachwuchshansele den Hanselsprung auf und die kleinen Hexen den Hexentanz. Einen Geschenkkorb erhielten die Kanoniere, die in diesem Jahr ihren 50. Fasnetgeburtstag feiern. Nachdem der Narrenbaum dann stand, erhielten die Kinder die traditionelle Fasnetwurst und Wecken.

In Gutmadingen feiern die Narren im Ochsen

In Gutmadingen warteten die Kinder im Kindergarten auf die Raben, Narrenmusiker und Burgbläri, damit sie abgeholt werden. Nach einigen Auftritten der Kinder wurden sie von den Narren ins Gasthaus Ochsen eingeladen.

Die Kinder in Gutmadingen freuen sich, dass sie von Raben, Narrenmusik, Elferrat und den Burgbläri abgeholt werden.
Die Kinder in Gutmadingen freuen sich, dass sie von Raben, Narrenmusik, Elferrat und den Burgbläri abgeholt werden. | Bild: Paul Haug

Die Gutmadinger feierten nach dem Stellen des Narrenbaumes im Ochsen sowie in der sogenannten Max-Hütte. Der Ochsen wurde den Narren zur Verfügung gestellt, es war wohl die letzte Fasnet im Ochsen, der in den nächsten Monaten abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt wird. Dort fand am Donnerstag auch der traditionelle Kinderball statt, die Kinder führten verschiedene Tänze auf.

In Leipferdingen klagt der Zeremonienmeister

Nach der Befreiung der Schüler und der Kindergartenkinder setzten die Strohglonki mit viel närrischem Volk, Musik und Getöse zur Eroberung des Rathauses an. Wortgewaltig hielt der Zeremonienmeister Michael Amma die Anklagerede und behauptete: „Es brennen viele Themen auf den Fingernägeln, doch liberalnärrischer Dorfchef, wir haben die Klageschrift auf zwei Seiten gekürzt.“

Viel närrisches Volk begleitet die Stromglonki beim Sturm auf das Rathaus.
Viel närrisches Volk begleitet die Stromglonki beim Sturm auf das Rathaus. | Bild: Franz Dreyer

An den lieben Jürgen Weber ging die Empfehlung, sich darüber Gedanken zu machen, wie man aus dem verschwindenden Wald Nutzen ziehen könnte, indem man die Straßen mit den Namen Tannenweg, Fichtenweg, Buchen- und Birkenweg als historische Straßen einordnet, dann könnte man auf ganz andere Fördertöpfe zugreifen, um endlich diese Straßen einer längst überfälligen Kernsanierung unterziehen zu können.

Ein guter Rat wäre zudem, örtliche Veranstaltungen über die Stadt laufen zu lassen, damit der Bauhof wie in Geisingen die Absperrungen besorgt. Doch es gab auch Lob für sein Einsatz für den schönen Spielplatz.“ Dort könne nun der Narrensamen mit Spaß kraftvoll wachsen und gedeihen.

Auch die Kindergartenkinder geben bei der Rathauserstürmung ein Stelldichein.
Auch die Kindergartenkinder geben bei der Rathauserstürmung ein Stelldichein. | Bild: Franz Dreyer

Der Oberhäuptling nahm es gelassen und setzte pfiffig zur Verteidigung an. Nach dem Lob für die 70er-Feier der Zunft kam er auf den Grund der geforderten Straßensanierung: Die Straßen wollen wir 2028 bei der 1250-Jahrfeier in ihrem ehemaligen Zustand haben. Er empfahl, die Strohglonki sollten bei der kommenden Wahl auf eine eigene Liste Freie Strohglonki Leipferdingen.

Auf die ultimative Forderung: „Schmeiß de Schlüssel runter auf der Stell‘“ kam der Ortschef prompt nach und wünschte allen eine glückselige Fasnet.

Kirchen-Hausen

Das lustige Treiben begann in Kirchen-Hausen bereits um 6 Uhr mit dem sogenannten Antrommeln der Fasnet durch die Musiker des örtlichen Musikervereins. Mit dem Narrenmarsch werden so traditionell die Dorfbewohner in der Früh aus dem Schlaf gerissen.

Um 9.30 Uhr wurden dann die Kinder des katholischen Kindergartens befreit, für sie hat nun auch die fünfte Jahreszeit begonnen. Weiter ging es dann zur Grundschule, deren Schüler sich über eine große Schar von Narren freuen konnten.

Die letzten Hexen machen sich in Kirchen-Hausen bereit für die Übernahme des Kindergartens.
Die letzten Hexen machen sich in Kirchen-Hausen bereit für die Übernahme des Kindergartens. | Bild: Johannes Haug

Sie trugen Sprüche vor und ihre freudigen Gesichter zeigten, wie sehr sie sich auf die kommenden schulfreien und närrischen Tage freuen. Nachdem die Schüler befreit waren, ging es über in die Rathausübernahme, hier spielte neben dem Musikverein dann auch die Guggenmusik Kaputte 13.

Aulfingen

Schon in aller Frühe stürmten die Zundermännle mit den Haubergwieble und der Narrenkapelle das Rathaus, um die Obrigkeit abzusetzen.

Als Pizzabäcker treten die Mitglieder der Stadtmusik auf: als Hommage an Rocco, den Wirt des Hislibeck, für den es nach fast 30 Jahren ...
Als Pizzabäcker treten die Mitglieder der Stadtmusik auf: als Hommage an Rocco, den Wirt des Hislibeck, für den es nach fast 30 Jahren die letzte Fasnet als Gastwirt ist. | Bild: Paul Haug

Zunftmeister Michael Amma forderte ultimativ: „Endlich ist sie do die Fasnet und die Obrigkeit ist ohne Macht. Regieren will der Zunderma, drum hängen wir den Fahne a. Die letzte Tat is gar nit schwer, drum Fabian gib den Schlüssel her.“

In Aulfingen setzen die Narren zum Sturm auf das Rathaus an.
In Aulfingen setzen die Narren zum Sturm auf das Rathaus an. | Bild: Franz Dreyer

Der Ortschef Fabian Setz nahm es zusammen mit der Schlossdame Roberta gelassen: „Ich gebe jetzt den Schlüssel ab und hoffe, dass unsere Fasnet klappt.“

Ortschef Fabian Setz (Mitte) gibt den Schlüssel als Symbol der Macht an Marlus Wullich (links) und Zunftmeister Michael Amma (rechts).
Ortschef Fabian Setz (Mitte) gibt den Schlüssel als Symbol der Macht an Marlus Wullich (links) und Zunftmeister Michael Amma (rechts). | Bild: Franz Dreyer

Doch zuvor ging er in seinem inhaltsreichen und in Reimform schön getexteten Beitrag mit den Zuständen im Land und mit der Politik als Mönch auf der Wanderschaft nach Norden kräftig ins Gericht: Die Streikwelle wie das Gebäude-Energiegesetz waren seine Themen. „Jetzt muss au, im ä Schattäloch, ä Solaranlag ufs Dächle druf.“ Und trotz Wärmepumpe im Garten: In der Kirche friere man trotzdem.

Rathaussturm in Aulfingen. Der Zunderma besteht auf die Ortsgewalt.
Rathaussturm in Aulfingen. Der Zunderma besteht auf die Ortsgewalt. | Bild: Franz Dreyer

Alles zu Fasnet finden Sie in unserem großen Überblick:

Ho Narro, Narri Narro! So läuft die Fasnacht in unserer Region

In Geisingen ziehen traditionell die Kinder den Narrenbaum. Auch wenn er 28 Meter lang ist und frisch geschlagen, wird der Baum durch ...
In Geisingen ziehen traditionell die Kinder den Narrenbaum. Auch wenn er 28 Meter lang ist und frisch geschlagen, wird der Baum durch die Straßen gezogen. | Bild: Paul Haug