Die Nachricht ist zwei Wochen alt und der Geisinger Stadtteil Gutmadingen mit seinem Baugebiet Westäcker jetzt ein fetter Punkt auf der Karte archäologischer Ausgrabungen in Baden-Württemberg. 122 Gräber wurden freigelegt, die teilweise einmaligen Grabschmuck bargen.
Chronologie einer Erfolgsgeschichte
Der Entdeckung einer steinzeitlichen Grabstelle sowie eines frühmittelalterlichen Friedhofs ging ein akribischer Prozess voraus: Anlass, jetzt die Zeitspanne der Arbeiten auszubreiten. Zuerst war es nur ein Anfangsverdacht des Landesdenkmalamtes, dass im Neubaugebiet Westäcker ein Gräberfeld vorhanden sein könnte.
Im Juni 2021 wurden dann sogenannte Suchschlitze angelegt, und man wurde fündig. Beim Spatenstich für das Baugebiet am 18. Juni hatte niemand gedacht, dass dieser direkt über vielen Gräbern stattfindet. Gesucht wurde dann auch nach historischen Gräbern oder möglichen anderen denkmalrelevanten Gegenständen im Norden, in unmittelbarer Nähe zur Bahn, wo das Rückhaltebecken gebaut wird.

Dort wurde man mit einem besonderen Grab fündig. Gefunden wurde ein Steinzeitmensch, der zwischen dem zweiten und dritten Jahrtausend vor Christus gelebt hat und dort beerdigt wurde. Neben den Knochenresten lag Steinwerkzeug.
Anfang Juli 2021 wurde dann auch das erste Grab im Gebiet Westäcker freigelegt. 2021 war für die Archäologen ein schwieriges Jahr, oft mussten die Grabstellen abgedeckt und manchmal auch wieder leergepumpt werden. Denn es regnete oft und viel.

Im September 2021 wurden die Grabungen eingestellt. Durch Suchschlitze wurde sichergestellt, dass im Straßenverlauf des Baugebietes kein Gräberfeld mehr vorhanden war; vorhandene Funde wurden geborgen, sodass weitergebaut werden konnte.
Vom Kleinkind bis zum Greis
In diesem Jahr wurden dann die Grabungen fortgesetzt. Das Alter der bestatteten Menschen reichte vom eineinhalb Jahre alten Kleinkind bis zum Greisenalter. Die Verstorbenen wurden häufig mit wertvollem Schmuck wie etwa Ohrringen bestattet.
Bei vielen Frauen fanden die die Archäologen Perlen, bei Männern Waffen wie Schwerter oder Speere. Das Holz, etwa der Speere, war meist verfault, Metall aber war noch vorhanden, sofern die Gräber nicht geplündert worden waren.
Auch andere Grabbeigaben wie Keramikgefäße oder Trinkbecher, Schnallen, Gürtel und mehr wurden gefunden und geborgen. Jedes Grab wurde nummeriert, dokumentiert und vermessen, bis nun Mitte August die archäologischen Erkundungen als abgeschlossen erklärt wurden. Sie gelten als sehr erfolgreich.

Weitere Überraschungen gelten nicht als ausgeschlossen. Zumindest in den Gärten der Häuser des Baugebietes Hausers Wiesenring im nordwestlichen Bereich könnten noch Gräber liegen.