Was macht eine Stadt eigentlich zu einem lebenswerten Ort? Da gibt es verschiedene Dinge. Ein ganz wichtiger Faktor sind allerdings die Menschen, die dort leben und mit ihrem selbstlosen Einsatz dafür sorgen, dass die Gemeinschaft viele Aufgaben leichter stemmen kann.

Brigitte Römers Fasnet-Auftritte sind legendär

So ist das auch bei Brigitte Römer. Sie wohnt seit elf Jahren in Gutmadingen, fühlt sich hier sehr wohl und ist im ganzen Ort bekannt. Das hat einen besonderen Grund.

Die 1946 geborene Wuppertalerin zog es 1968 an den Bodensee, sie wohnte dort lange in Konstanz, dann auch in Markelfingen und Bankholzen. Ihr Wunsch war es aber, wenn sie in Rente ist, sich auf der Baar niederzulassen.

Wie führte ihr Weg sie nach Gutmadingen? Sie habe den Ort gesehen und sofort sei ihr klar gewesen: „Hier möchte ich meinen Lebensabend verbringen.“ Sie fuhr in den Ort, am ehemaligen Adler hing ein Schild „Zu verkaufen“. Sie hielt an, kam mit der Besitzerin ins Gespräch und man wurde sich einig. 2013 war dies, am 1. Juli zog sie ein.

Gutmadingen wurde die neue Heimat. Entweder man engagiert sich dort in der Dorfgemeinschaft und ist ein Teil davon – oder man gehört nicht dazu. Ihre gesellige und offene Art führte dazu, dass sie dazugehört. Und noch ein bisschen mehr: In fast allen Vereinen ist sie passives Mitglied und leitet seit sechs Jahren den Seniorenclub.

„Waren wir am Anfang noch um die 40, sind es heute leider nur noch 26 Mitglieder. Viele sind verstorben oder krank und eingeschränkt, viele sind 90 Jahre und älter“, sagt Römer. Sie freut sich bei den monatlichen Treffen auch, neue Gesichter begrüßen zu können.

Ein Jahr nach dem Einzug hat sie das Kramerfest direkt vor dem Haus hautnah miterlebt. Das war dann auch der Inhalt eines Auftritts an der Fasnet, dem viele weitere folgen sollten. Sie hielt beim Dorfjubiläum im vergangenen Jahr eine gereimte Ansprache, die einer Kurzfassung der Gutmadinger Geschichte mit allen Facetten gleichkam, oder bei der Glockenweihe im Dezember, dem Aufstieg des FC Gutmadingen.

Wann immer es heißt: nun hat Brigitte Römer noch einen Auftritt, dann sind schon alle gespannt. Der ehemalige Adler hat es ihr besonders angetan. Wenn sie noch etwas jünger wäre, würde sie gerne ein Café daraus machen. Platz ist im ehemaligen Adler viel, sie und ihr Lebensgefährte fühlen sich wohl, ebenso auch die Enkel. Die älteren kommen inzwischen auch mit den Freundinnen, und die jüngste ist fast in allen Ferien bei der Oma und lässt sich verwöhnen.

Ob sie an der nächsten Fasnet wieder auftritt, das weiß sie noch nicht. Seit sie in Gutmadingen ist, sammelt sie alle Artikel und Berichte auch über den Ort. Ab und zu findet sie auf dem Speicher oder an sonstigen Orten im Adler noch alte Dokumente. Wenn sie auch kein Café hat: Am Fasnetmontag ist bei ihr Tag der offenen Tür, die Narren sind bei ihr zu Gast.

An Gisela Raus kommt kein Leser vorbei

Ein Name ist in Kirchen-Hausen und darüber hinaus bekannt und wird mit einem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement in Verbindung gebracht: Gisela Raus. Sie leitet die öffentliche Bücherei der Pfarrgemeinde Kirchen-Hausen. 1992 wurde die Bücherei in Kirchen-Hausen eröffnet, und Gisela Raus war bei der Gründung dabei. Sie ist es bis heute und leitet die Einrichtung. Waren es bei der Gründung 412 Bücher und Medien, so sind es heute 4000.

Wird heute noch gelesen? Ja, sagt Gisela Raus, 2200 Ausleihungen pro Jahr, wobei dies neben Bücher auch noch andere Medien sind. Bei denen hat sich die Zeit gewandelt, von den ersten Kassetten, dann CDs und DVDs. Vieles kann heute über das Internet abgerufen werden, was noch gefragt ist, sind Wissens-CDs.

Wer ist Kunde in der Bücherei? Das beginnt eigentlich im Kleinkindalter. Da kommen Mütter mit ihren Kindern und leihen Bilderbücher aus. Für die Vorschüler des Kindergartens wird der Bibliothek-Führerschein „Bibfit“ angeboten. Lesebücher folgen den Bilderbüchern und vielen Spielen. „Es ist motivierend für mich und das vierköpfige Team, wenn die Nachfrage vorhanden ist und Mütter mit ihren Kindern, später aber auch wieder verstärkt Erwachsene zu den Kunden zählen.“

Bei den jährlichen Büchereiausstellungen im Herbst erhält die Bücherei eine Provision, mit der zusammen mit Zuschüssen vom Ordinariat, der Stadt sowie der Pfarrgemeinde das Angebot laufend aktualisiert werden kann. Von den rund 600 Stunden des Büchereiteams gehen allein 400 auf „ihr Konto“. Denn neben den Ausleihzeiten müssen der Bestand aufgefrischt, die Bücher erfasst und codiert werden. Alles über EDV überwacht.

Der Name Gisela Raus ist auch mit der Pfarrgemeinde selbst verbunden. Sie war rund drei Jahrzehnte Pfarrsekretärin für das Kirchtal in Leipferdingen und ist im Team der Kommunionshelfer sowie des Wortgottesdienst-Teams tätig. Sie bereitet auch viele Wort-Gottesfeiern vor. Und seit sie in Rente als Pfarrsekretärin ist, stellt sie sich noch als Jugendbegleiterin der Grundschule in Kirchen-Hausen zur Verfügung.

Die Teilnahme am Kinderferienprogramm mit der Bücherei ist obligatorisch. Dann gibt es noch eine Gisela Raus, die mit der Narretei verbunden ist. Sie ist Mitglied der Latscharigruppe, aber in einer anderen Position bei Umzügen vorne mit dabei, nämlich als Narrenmutter. Und das seit 1981, im Narrenrat seit 1979. Damit dürfte sie wohl die dienstälteste Narrenmutter der ganzen Vereinigung sein. Langweilig wird es ihr natürlich nicht und freut sich auch, wenn ihre Enkel bei der Oma sind. Was mit denen gemacht wird? Auch spielen und Lesen.

Geisingen in Zahlen, Daten, Fakten

  • Fläche in Hektar: 7375
  • Bevölkerung: 6296
  • Einwohner pro km²: 85
  • Einpendler: 2077
  • Auspendler: 2253
  • Altersdurchschnitt: 44,1
  • Bildung: 3 Grundschulen, 1 Altenpflegeschule.
  • Miete pro Quadratmeter in Euro: 6,1
  • Wohnung Kaufpreis pro qm² in Euro: 2431,56
  • Haus Kaufpreis pro qm² in Euro: 2949,05
  • Bautätigkeit: Aktuell gibt es in Geisingen Bauplätze im Stadtteil Gutmadingen, Neubaugebiet „Westäcker“. Dort sind noch 18 Bauplätze verfügbar.
Bild 1: So machen wir Geisingen lebenswert: Ob an der Fasnet, im Vereinsleben oder in der Kirche
Bild: SK
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja
  • Gastro: ja
  • Pflegeheim/Seniorenzentrum: Ja
  • Hausärzte: 2
  • Kitaplätze: Aktuell gibt es in Geisingen 284 Kindergartenplätze für Ü3-Kinder und 40 Krippenplätze. Die Betreuungszeiten sind unterschiedlich.
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