Geisingen Mit großem Bahnhof wurde im Dezember 2016 die einzige Wasserstoff-Tankstelle der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg in Kirchen-Hausen bei der Shell-Tankstelle eröffnet. Nunmehr, etwas mehr als acht Jahre später, wird sie mehr oder weniger still zum Monatsende geschlossen und abgebaut.

Das Nachsehen haben nun Autofahrer, die in den letzten Jahren oder gar erst Monaten auf den umweltfreundlichen Antrieb ihrer Autos mit Wasserstoff als Energiequelle gesetzt haben. Es gibt zwar nicht viele Autos, die Wasserstoff als Energiequelle nutzen – es sind pro Landkreis meist weniger als eine Handvoll. Diese trifft es aber umso härter. Entweder sie müssen nach Sindelfingen oder Freiburg zum Tanken, oder ihr Auto einmotten oder verkaufen. In der Region finden sie sicherlich kaum einen Käufer.

Das Netz an Wasserstoff-Tankstellen ist in Deutschland ohnehin sehr dünn, mit gerade mal derzeit noch 70 Tankstellen. Im Vergleich dazu gibt es 14.377 Tankstellen, an denen Diesel oder Benzin getankt werden kann. Zum Monatsende gebe es dann elf Wasserstoff-Tankstellen weniger, wie H2-Mobility in einer Pressemitteilung vom 17. Februar mitteilte. Dazu gehören auch die in Kirchen-Hausen und in Ulm. Während auf der Homepage von H2-Mobility Werbung für den umweltfreundlichen Treibstoff gemacht wird, wird gleichzeitig das Aus für 22 Tankstellen in diesem Jahr verkündet. H2-Mobility will sich neuen Kunden im Bereich Lkw und Busse widmen. Dort sei eher eine Zukunft für Wasserstoff als für PKW vorhanden.

Die Tankstelle in Kirchen-Hausen wurde nicht zuletzt auch auf Initiative von Daimler, die an H2-Mobility beteiligt waren, errichtet. Das hing auch mit dem Testzentrum in Immendingen zusammen. Inzwischen hat sich der Konzern aus der Forschung und Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Pkw zurückgezogen. Die Zahl der wasserstoffbetriebenen Pkw liegt im sehr überschaubaren Bereich und damit auch die Zahl der Betankungen. Im Landkreis Tuttlingen sind nach Auskunft von Pressesprecherin Laura Ziesterer zwei Fahrzeuge zugelassen, im Schwarzwald-Baar-Kreis vier.

Wie viel Wasserstoff in Kirchen-Hausen getankt wurde, kann die Betreiberin der Shell-Tankstelle in Kirchen-Hausen nicht sagen, da dies über ein eigenes Abrechnungssystem via Karte erfolgt. Die Wasserstofftankstelle lag ja zwischen Ulm und Freiburg, in der Nord-Süd-Achse zwischen Sindelfingen und in der Schweiz in Dietikon oder St. Gallen. Sie war aber sehr überrascht über den Rückzug von H2-Mobility. Sie sei nicht informiert worden, was sie schon sehr verwundere. Im Gegensatz dazu, dass aus wirtschaftlichen Gründen die Autogaszapfsäule (LNG) im Laufe des Jahres vom Betreiber ebenfalls geschlossen wird. Wasserstoff für Pkw hat sich nicht durchgesetzt, außerdem ist die Technik der rund zehn Jahre alten Tankstellen überholt. Das Befüllen der Autos erfolgt mit einem Druck von 700 Bar, bei Lastkraftwagen und Bussen mit 350 Bar.

Der Markt für Wasserstoff hat sich stark verändert, nachdem sich der Treibstoff für Personenkraftwagen nicht durchgesetzt hat, sieht die Pressesprecherin Daniela Dietz den Fokus auf Lkw und Bussen. Sie teilte auf Nachfrage mit, dass die Kirchen-Hausener Tankstelle nicht auf die 350-Bar-Betankung umgerüstet werden kann. Zum einen ist die Technik überholt, zum anderen ist der Standort der Zapfsäule für LKW und Busse ungeeignet.

Es bleibt definitiv dabei, dass die Wasserstoff-Tankstelle zum 31. März geschlossen und die komplette Anlage dann später abgebaut wird. Wirtschaftlichkeit auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber bleiben zahlreiche Besitzer von wasserstoffbetriebenen Pkw in der Region frustriert zurück. Nach Sindelfingen, in die Schweiz, nach Memmingen oder Freiburg zu fahren, um zu tanken, lohnt sich nicht.