Bernd Uphaus wohnt in Fürstenberg. Er ist im siebten Jahr Vorsitzender des Rot-Kreuz-Kreisverbands Donaueschingen (DRK). In der Jahreshauptversammlung des Vereins plädierte er für eine bessere Würdigung des Ehrenamts und konfrontierte die Delegierten mit einer ungewöhnlichen Forderung.
Herr Uphaus, Sie haben in der letzten Kreisversammlung neue Wege der Anerkennung des Ehrenamtes gefordert?
Ja, nicht immer sollte man die Briten als Vorbild nehmen, aber dort wird für zehn Jahre ehrenamtlichen Einsatz ein Jahr Einzahlung in die Rentenkasse gut geschrieben. Ich fände das auch hier eine gute Sache. Es wäre ein großer Anreiz für die Leute, sich im Roten Kreuz oder anderswo zu engagieren. Denn aufgrund der immer höheren Belastung am Arbeitsplatz, der vielen Bürger ausgesetzt sind, wird es immer schwieriger, die Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen.
Ist Ihnen das Beispiel spontan eingefallen oder haben Sie diese für hierzulande ungewöhnliche Forderung gezielt gestellt?
Bei den Vorbereitungen auf die Versammlung ist mir dieses Beispiel in die Finger gekommen, das ich gelesen hatte. Ich finde das eine ganz gute Sache und wollte aufzeigen, wie man Leute für das Ehrenamt gewinnen kann. Und wenn man einmal etwas in die Gemeinschaft reinwirft, dann spricht sich das woanders wieder herum.
Das war meine Intention. Außerdem waren auch Peter Löchle, Vizepräsident des Badischen Landesverbands oder Bürgermeister Severin Graf anwesend. Ich möchte auch die Politik auffordern, über solche Vorschläge nachzudenken. Die große Gemeinschaft lebt mit und durch das Ehrenamt. Es gibt in Deutschland 30 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und ohne dieses Engagement wäre Vieles nicht möglich. Leider lässt dieses Engagement nach, ich finde man sollte es wieder neu beleben.
Welche weiteren Möglichkeiten sehen Sie hierzu in Deutschland?
In manchen Bundesländern wie beispielsweise in Bayern gibt es einen Ehrenamtspass. Es gibt kein Geld, aber Vergünstigungen wie beispielsweise verbilligte Eintritte in Museen oder öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation junger Leute im Ehrenamt?
Leider ist es rar geworden, dass sich junge Leute in Vereinigungen engagieren – andererseits, wenn sie das tun, dann sind sie Feuer und Flamme. Früher war es so, dass junge Leute ins Rote Kreuz oder einen Verein gegangen sind und dort das ganze Leben geblieben sind. Das gibt es heute so nicht mehr. Sie gehen mal hierhin, mal dahin. Manchmal suchen sie sich nach ein oder zwei Jahren etwas anderes. Man ist sprunghafter, es gibt ein größeres Angebot, auch durch das Internet. Viele möchten einfach keine Verantwortung übernehmen. Das gilt auch für das Berufsleben. Das ist die heutige Zeit. Man müsste die jungen Leute wieder für das Eigentliche interessieren und Anreize schaffen.
Sie haben aber auch junge Leute erwähnt, die „Feuer und Flamme“ sind. Kann man das fördern?
Vor diesen Leuten kann man nur den Hut ziehen. Wir Älteren müssen den Katalysator für die Jungen spielen. Die Erfahrungen müssen sie selbst machen. Doch man muss die Power der Jungen nutzen, um die Sache voranzutreiben. Im DRK Ortsverein Hüfingen-Fürstenberg gibt es ein gutes Beispiel. Armin Hensler hat Alexander Buttler als Jugendlichen geholt. Jetzt ist Alexander sein Nachfolger als Bereitschaftsleiter. Armin hat ihn für das Rote Kreuz begeistert, er war sein Mentor, sein Lehrer. Es lag dann nahe, dass Alexander das Amt übernimmt. Das finde ich ganz toll.
Das ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte, zumal es immer schwieriger wird, Kandidaten für Vorstandsämter zu bekommen.
Das kann ich nur bestätigen. Bei allem, was über das Normale heraus geht, ist es sehr schwer, junge Leute dafür zu finden. Das fängt schon an, wenn es darum geht Delegierte nur für einen Tag zu finden. Doch das ist eine sehr wichtige Angelegenheit, hier kann man mitbestimmen, egal ob auf Kreisebene, Landesebene oder Bundesebene. Das ist auch in der Politik so. Das fängt schon bei der Kandidatensuche für den Ortschaftsrat oder Stadtrat an.
Haben Sie noch eine Idee, wie man die Situation verbessern könnte?
Ja, zu den Kindern gehen und zeigen, was man macht. Wie wir das im Roten Kreuz tun. Und selbst, wenn sie dann als Jugendliche mal eine Pause machen und wieder angesprochen werden, dann ist das schon in den Köpfen. Und den jungen Leuten ermöglichen, näher reinzuschauen. Beispielsweise bei Festen mit dem Mannschaftswagen präsent sein, zeigen und erklären, was man tut. Kurzum Öffentlichkeitsarbeit.
Fragen: Lutz Rademacher
Zur Person
Bernd Uphaus ist 70 Jahre alt, mit einer Französin aus der Provence verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder. Er ist in Münster aufgewachsen und studierte dort Sozialpädagogik mit Zusatzqualifikation Sonderpädagogik. Seit 36 Jahren lebt Uphaus in Fürstenberg. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2014 arbeitete er als Sonderschul-Lehrer an der Johann-Peter-Hebel-Schule in Tuttlingen.
Seine Hobbies sind Segeln und Gleitschirmfliegen. Bernd Uphaus war 20 Jahre Mitglied des Fürstenberger Ortschaftsrates und von 2004 bis 2009 Ortsvorsteher. 15 Jahre saß er im Hüfinger Stadtrat. Er ist stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und zweiter Vorsitzender der Ortsgruppe Hüfingen-Fürstenberg des Roten Kreuzes. (lrd)