Die Fusion der Rotkreuz-Kreisverbände Donaueschingen und Villingen-Schwenningen scheint nur noch eine Frage der Zeit. Das Thema zog sich wie ein roter Faden durch die einzelnen Vorträge der diesjährigen Versammlung des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Donaueschingen.
Alle Redner äußerten sich durchweg positiv. Auch aus der Versammlung gab es keinerlei kontroverse Nachfragen. „2020 wird ein Schicksalsjahr für uns, ich bin überzeugt, dass wir die Fusion brauchen“, sagte Bereitschaftsleiter Alexander Buttler. „Wir als Jugend sehen eine große Chance darin, wir haben bereits erste Grundsteine für die Zusammenarbeit gelegt“, sagte Jugendleiterin Iris Gähme.

Auch Tobias Rosenstiel, kommissarischer Geschäftsführer, sieht die Fusion positiv: „Es ist garantiert der richtige Weg. Und dafür stehe ich. Aber es ist ein steiniger, arbeitsreicher Weg.“ Dabei machte er darauf aufmerksam, dass durch dieses Projekt viele zusammengerückt seien. Es habe viele positive Gespräche gegeben. Alleine das sei es schon wert, ob es klappt oder nicht.

Ähnlich äußerte sich Thomas Gähme vom Ortsverein Donaueschingen. Auch der Badische Landesverband würde eine Fusion sehr begrüßen, wie Vizepräsident Peter Löchle bekräftigte: „Donaueschingen und Villingen würden einen großen schlagkräftigen Kreisverband abgeben.“
Nächster Termin in Sachen Fusion ist ein Treffen der Vorstände beider Kreisverbände am 30. Oktober. Am 3. Dezember in der Donauhalle sind zusätzlich die Vorsitzenden und Delegierte der Ortsvereine der beiden Kreisverbände mit dabei.
Geschäftsführer fiel aus
Hinter dem Kreisverband Donaueschingen liegt ein schwieriges Jahr. Zuerst fiel der Geschäftsführer durch eine schwere Krankheit aus, dann die Buchhalterin, und das bei ständig steigenden Anforderungen. Seit Jahren kämpft man mit immer höheren Personalkosten, die sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirken, ebenso schwelt ein Rechtsstreit um Innerklinikfahrten.
Lob für Teamleistung
Großes Lob erhielten Tobias Rosenstiel und sein Team, denen es gelungen ist, Geschäftsführung und Buchhaltung durch großes persönliches Engagement und ehrenamtlich geleistete Zusatzarbeit am Laufen zu halten.
Der zweite Kreisbereitschaftsleiter neben Alexander Buttler ist ausgeschieden. Hier müsse eine Lösung gefunden werden, beklagt dieser, er sei auch bereit für eine Teambereitschaft. Auch bei Rettungswachen und Sanitätswachdiensten stoße man an personelle Grenzen.
Die Zahl der Teilnehmer an Fortbildungskursen hat leicht abgenommen. Insgesamt belegten laut Ausbildungsleiter Reiner Dilger 2896 Teilnehmer 243 angebotene Kurse. Von umfangreichen Aktivitäten in der Jugendarbeit berichtete Iris Gähme. „Jedes Auto konnte zu jeder Stunde besetzt werden“, freut sich Tobias Rosenstiel. Dies sei eine Ausnahme in Baden-Württemberg – trotz einem gestiegenen Mindestlohn und einer im Tarifvertrag reduzierten Wochenarbeitszeit. Die höheren Anforderungen im Bereich Hausnotruf konnten in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband VS abgedeckt werden.
Steuerberater mahnt Kostenmanagement an
In der Bilanz gibt es Defizite in der allgemeinen Rot Kreuz-Arbeit und im Rettungsdienst. Darauf machte Schatzmeister Andreas Callenbach aufmerksam. Steuerberater Gebhard Weisser sieht die Hauptursache in gestiegenen Personalkosten und mahnte ein strengeres Kostenmanagement an. Negativ wirkt sich auch ein Rechtsstreit wegen der Kostenübernahme von medizinischen Verlegungsfahrten aus, hierfür musste eine Rückstellung gebildet werden.
Ehrung für Armin Hensler
Armin Hensler ist ein Beispiel für gelebtes Engagement im Ehrenamt. Im Jahr 1991 übernahm er in Ortsverein Hüfingen das Amt des stellvertretenden Bereitschaftsleiters, im Jahr 1999 wurde er Bereitschaftsleiter. Am 9. April diesen Jahres übergab er an seinen Nachfolger Alexander Buttler, der seinen Einsatz über drei Jahrzehnte jetzt mit einer Ehrung in der Kreisversammlung würdigte.
Er habe die Reißleine gezogen, um auch anderen einmal die Chance zu lassen, begründet Hensler seinen Rückzug im Hüfinger Ortsverein. Das gilt nicht für sein Engagement beim Kreisverband Donaueschingen. Hier ist und bleibt Armin Hensler der stellvertretende Vorsitzende.
So führt der Weg zum gemeinsamen Kreisverband
Die Situation: Ein Landkreis, aber zwei Kreisverbände: Die Besonderheit, dass im Schwarzwald-Baar-Kreis die Kreisverbände Donaueschingen und Villingen-Schwenningen des Deutschen Roten Kreuz (DRK) nebeneinander agieren, ist der Tatsache geschuldet, dass der Kreisverband Donaueschingen den Ende 1972 aufgelösten Landkreis Donaueschingen abbildet. Vor einer möglichen Fusion präsentieren sich beide Kreisverbände nahezu ebenbürtig. Weist Donaueschingen mit etwa 400 Mitgliedern zwar weniger auf als VS, so nimmt der Baar-Kreisverband mehr Fläche ein.
Das Problem: Die Kreisverbände verzetteln sich mit den jeweils gleichen Aufgaben. Sei es in der Buchhaltung, im Dialog mit Land und übergeordneten Gremien, beim Auffüllen von Ausbildungsplätzen oder organisatorisch, wenn es um die Besetzung von Bereitschaften oder Sanitätsdiensten geht. Alles passiert derzeit in doppelter Ausfertigung: auf lange Sicht zu anstrengend für jeden einzelnen relativ kleinen Verband.
Die Verhandlungen: Vor etwas mehr als einem Jahr begannen die Fusionsgespräche. Von Donaueschinger Seite sind der Vorsitzende Bernd Uphaus, der stellvertretende Vorsitzende Armin Hensler, Schatzmeister Andreas Callenbach und Justitiar Volker Sülzle beteiligt. Gemeinsam mit den vier Verhandlungspartnern aus VS sowie den jeweiligen beiden Geschäftsführern der Kreisverbände bilden die Beteiligten ein Lenkungsgremium, der themenbezogen tagt. Zudem gab es einen basisorientierten Findungsproess mit Arbeitsgruppen aus den Mitgliedern beider Verbände. Erwartet wird, dass die Fusion Mitte 2020 beschlossen werden könnte. Das Prozedere steht. Am Tag X werden beide Kreisverbände parallel tagen und sich auflösen. Unmittelbar danach steht die Neugründung an.
Die Veränderungen: Der gemeinsame Kreisverband wird den Hauptsitz in Villingen-Schwenningen beim Klinikum haben. In Donaueschingen bleiben Geschäftsstelle und Rettungswache erhalten: und damit alles, was notwendig ist, um weiterhin als Dienstleister der bisher zugeordneten Ortsvereine zu fungieren.