Gabi Lendle

Der Männergesangverein (MGV) Hausen vor Wald trotzt allen musikalischen Trends und Wandlungen. Er wurde im Jahr 1952 ins Leben gerufen und hat bis zum heutigen Tage Bestand. Während in dieser Zeitspanne die meisten Gesangsvereine mangels Sänger bereits Geschichte sind oder sich durch einen modernen Anstrich erneuert haben, füllt ein Auftritt des MGV aktuell zusammen mit dem Musikverein Hausen vor Wald die Hüfinger Festhalle.

Entstanden ist der Gesangverein, in dem anfänglich auch Frauen mitwirkten, aus einer privaten Laien-Theatergruppe. Diese hat zum Abschluss ihrer Auftritte immer ein Liedlein gesungen. Egon Hildebrand aus Donaueschingen hat dann dafür gesorgt, dass die Gruppe für ihre Gesangsauftritte einheitliche Noten mit Text bekamen. Er hat in der Folge eigenhändig ein Büchlein zusammengestellt, worin er mit exzellenter Schrift Noten und Texte für den Chor schrieb. Als erster Chorleiter begleitete er die Sänger auf der Zither und galt als strenger und sehr penibler Lehrmeister.

Alle rund 22 Sänger waren unter 30 Jahre alt, schon bald bestand der Chor nur noch aus Männern. Bereits im Herbst 1952 feierten die Sänger bei ihrem ersten Auftritt in der Bräunlinger Festhalle einen großen Erfolg. Geprobt wurde immer im Gasthof Adler; das ist bis zum heutigen Tage so geblieben. 1953 trat mit 14 Jahren Rudi Teichner in den Chor ein, dessen Motor sein Bruder Reinhold Teichner war.

Dieses Foto zeigt die noch recht jungen Sänger Ende der 1960er Jahre. Bild: privat
Dieses Foto zeigt die noch recht jungen Sänger Ende der 1960er Jahre. Bild: privat

1969 übernahm Rudi Teichner die Chorleitung, die er bis heute inne hat. Er begleitete die Sänger am Akkordeon und am Kontrabass, sein Bruder "Holdi" arrangierte die Stücke. Viele schöne Ausflüge prägten das Gemeinschaftsgefühl der Sänger samt Ehefrauen. Sie bestritten ein Konzert im Münsterland und sangen im Jahr 2004 sogar in Griechenland. Die Geselligkeit wurde immer groß geschrieben, das ist bis heute so geblieben. Ende der 1960er Jahre wurde eine Musikkassette aufgenommen, und zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2002 eine CD.

Heute sind noch etliche Sänger aus den Anfangszeiten mit dabei und haben ausdauernde Freude am Gesang. Rechts unten ist Rudi Teichner zu ...
Heute sind noch etliche Sänger aus den Anfangszeiten mit dabei und haben ausdauernde Freude am Gesang. Rechts unten ist Rudi Teichner zu sehen, der den Chor seit 1969 leitet. Das Bild entstand 2017 zum 65-jährigen Bestehen. Bild:privat

Die Sänger sind inzwischen in die Jahre gekommen. Diejenigen, die noch dabei sind, haben noch alle Freude am Gesang. Allerdings fehlt auch ihnen der Nachwuchs. Und was ist das Rezept für das erfolgreiche Überleben des Männergesangvereins? "Strenge Fröhlichkeit und wie beim Eintopf immer eine gute Mischung an Liedern" verrät Rudi Teichner, der für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten hat.

 

Diese Lieder wird gesungen und hier wird geprobt

Die Hausener Sänger sind in ihrem Repertoire Bewahrer der Tradition, waren über die Jahrzehnte auch Trendsetter. Früh verschafften sie dem Schlager seinen Bühnendurchbruch.

  • Altes Liedgut: Die musikalischen Trends wie Rock und Pop sind am Männergesangverein Hausen vor Wald vorbeigegangen. Gesungen werden hauptsächlich Volkslieder und Schlager ausschließlich in deutscher Sprache sowie Kirchenlieder fürs Adventskonzert. Traditionelle Klassiker wie "Ich hört ein Vöglein", "Feierabendlied", "Heimatglocken" oder "Maientanz" sind zeitlos und werden zum Teil heute noch gesungen.
  • Schlager und Hits: Weiterhin hat der Chor bekannte Schlager der 1970er und Hits der 1960er Jahre von Karel Gott, Udo Jürgens, Freddy, Reinhard Mey und Roberto Blacko ins Repertoire aufgenommen. Heute gehören neben der Tradition der alten Stücke auch Ohrwürmer der Schürzenjäger und Abba zum Repertoire, das beim gemischten Publikum für Begeisterung sorgt. "Wir waren so ziemlich der erste Männergesangverein, der sich traute, Schlager zu singen und nicht nur Schubert und Mozart" sagt der langjährige Chorleiter Rudi Teichner, der eine Vorliebe für russische Volkslieder hat.
  • Traditionslokal: In der Sänger-Konstante "Adler" fanden die Chorproben anfangs immer mittwochs statt. Doch als das aufkommende Fernsehen mittwochs die wichtigen Fußballspiele übertrug, entschied sich Fußballfan Egon Hildebrand, die Proben auf Dienstag zu verlegen. Dazu musste der Adler-Wirt seinen Ruhetag ebenfalls auf Dienstag verschieben. Das ging problemlos und war sogar von diesem gewünscht, da er selbst im Chor mitsang. (gal)