Rainer Bombardi

Die katholische öffentliche Bücherei (KÖB) Hüfingen stellt mit Beginn der Sommerferien auf leisen Sohlen ihren Betrieb ein. Der kontinuierliche Rückgang der aktiven Leser und der damit verbundene markante Abfall der Ausleihzahlen ließen keine andere Option mehr zu.

Keine einfache Entscheidung

Einfach machten sich der Pfarrgemeinderat und das Gemeindeteam in Absprache mit dem Büchereiteam diese Entscheidung nicht. Die Entscheidung zur Schließung kommt schlussendlich aber wenig überraschend, auch nicht für das Büchereiteam um Sabine Vetter-Hauser, Dagmar Friedt, Lucia Bolli und Claudia Buschbacher.

2001 sah es noch anders aus

Im Jahr 2001 war die Situation noch eine ganz andere. Damals entschloss sich die Pfarrgemeinde St. Verena, die Bücherei zu reorganisieren und zu modernisieren. Anfangs ging der Plan auf, mit dem wiederbelebten Angebot bei den Gemeindemitgliedern die Lust am Lesen zu steigern. Die jeweils im November vom katholischen Borromäusverein organisierte Wanderausstellung aktueller Sach- und Unterhaltungsbücher, von Belletristik und weiteren Spielen und Medien war ein vorweihnachtliches Ereignis, auf das sich viele freuten. Schließlich bestand hier die Möglichkeit, rechtzeitig vor Weihnachten das eine oder andere Buch-Geschenk zu entdecken. Doch mit den Jahren ging das Interesse immer weiter zurück und verlief parallel zum Rückgang der Ausleihzahlen.

„Vieles versucht, die Bücherei zu retten“

Dagmar Friedt ist eine der letzten Helferinnen, die seit der Reaktivierung im Jahr 2001 zum Team der Bücherei in Hüfingen gehören. „Wir haben vieles versucht, die Bücherei zu retten. Doch letztendlich ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die zur Schließung führen.“ Der allgemeine Rückgang des Interesses am Lesen, die Zunahme der neuen Medien sind nur einige der Gründe. Ursprünglich hatte die Bücherei am Sonntag nach dem Gottesdienst und irgendwann zusätzlich am Donnerstag geöffnet. Doch mit der Wegfall des Sonntagsgottesdienstes und dem Beschluss, den Hauptgottesdienst der Pfarrgemeinde St. Verena auf den Samstagabend zu verlegen, war der Sonntagstermin auf einen Schlag obsolet.

Samstagabend war keine Option

Die Idee, stattdessen die Öffnungszeit auf den Samstagabend zu verlegen, verwarf das Büchereiteam schnell. „Am Samstagabend finden zu viele Veranstaltungen statt, andere nutzen ihn, um vom Alltagsstress zu entspannen. Da hat kaum mehr jemand Zeit für einen Besuch in der Bücherei.“

Jetzt muss alles raus

Friedt verweist weiter darauf, dass vor rund zehn Jahren die Bücherei vom heutigen KJG-Saal im Erdgeschoss des Pfarrheims in den Gallus-Saal umzog. Der helle und geräumige Saal mit seinen Sitzgelegenheiten war wie geschaffen, um für einige Zeit zu verweilen und durch die Bücherregale zu stöbern. „Wir führten ein Programm ein, das es uns ermöglicht, den Bestand der inzwischen rund 1500 Medien, die Leser und Ausleihen elektronisch zu erfassen.“ Doch das alles brachte nicht den erhofften Aufschwung, und aus den anfangs zehn Besuchern, die sich pro Öffnungstag für eine Ausleihe interessierten, sind heute eine handvoll pro Monat geworden. „Wir sind zu klein um mit größeren Aktionen kontinuierlich auf uns aufmerksam zu machen“, ergänzt Friedt.

Alternative in der Nähe

Bis Ende des Jahres geht es nun darum, möglichst große Anteile des aktuellen Medienbestandes benachbarten kahtolsichen Büchereien, den Kindergärten und anderen Einrichtungen weiter zu geben. Alle, die Interesse an einem der Medien haben, können sich ab August im Pfarrbüro melden. Auch bieten ein Bücherflohmarkt in Zusammenhang mit dem Pfarrfest am 1. September oder die teilweise Bestückung der Bücherbäume eine Möglichkeit, die sinnvolle Weiternutzung des kontinuierlich aktualisierten Bestandes zu sichern. Pfarrer Manuel Grimm bedauert den Verlust der Einrichtung. Doch wer gerne liest und kleine Büchereien schätzt, muss dennoch auf nichts verzichten. „In Mundelfingen gibt es seit 20 Jahren eine gut gehende KÖB in Mundelfingen“, bemerkt der Seelsorger.