Andrea Seger stammt aus einer alteingesessenen Hüfinger Familie und lebt schon viele Jahre in Konstanz. Sie ist seit Mai Leiterin des Fachbereichs Ausbildung und Prüfung bei der Handwerkskammer Konstanz.

Nach einem berufsbegleitenden Marketing-Master in Zürich arbeitete sie rund 20 Jahre in der Werbebranche, zuletzt in Führungspositionen. 2015 machte sie sich als Beraterin für Unternehmenskultur selbstständig. In dieser Zeit begleitete sie Unternehmen bei Veränderungsprozessen und bei der Positionierung als attraktiver Arbeitgeber.

Die neue Stelle sei für sie auch deshalb attraktiv gewesen, weil sie nun wieder die Möglichkeit habe, mit einem Team zu arbeiten, was sie in ihrer Zeit in der Werbebranche schon sehr geschätzt habe.

Nun arbeitet sie mit einem Team von 17 Mitarbeitern, das in seinen vielfältigen Aufgaben die Bandbreite einer Handwerksammer widerspiegle.

Es seien einerseits sehr formale Bereiche wie die Überwachung und Einhaltung der Handwerksordnung oder Prüfungsorganisation, wie beispielsweise Gesellenprüfungen. Andererseits liegen die Schwerpunkte ihrer Arbeit in der Verbesserung der Kommunikation zwischen Betrieben, Auszubildenden und Berufsschulen.

Digitale Angebote wie die Nutzung von Informationsportalen oder Beratungshilfen könnten aus ihrer Sicht dazu beitragen, Abläufe zu vereinfachen und Unsicherheiten zu reduzieren.

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Ausbildungsprozesse verbessern und vereinfachen

Ihr erklärtes Ziel: Die Ausbildungsprozesse im regionalen Handwerk zu verbessern und die Rahmenbedingungen für Betriebe und Auszubildende weiterzuentwickeln. Da sie sich noch in manche Bereiche einarbeiten müsse, setze sie sehr auf die verschiedenen Experten in ihrem Team.

Ihre früheren Berufserfahrungen in der freien Wirtschaft und als selbstständige Unternehmerin sei für sie das tragende Gerüst für die neuen Aufgaben. Natürlich werde sie, gemeinsam mit ihrem Team, methodisch auch Instrumente der Künstlichen Intelligenz integrieren. Analysen, Statistiken, Auswertungen und Prozesse können optimiert werden, um Verbesserungen in der beruflichen Ausbildung für alle Beteiligten zu erreichen.

Vermittlerin zwischen Betrieben und Azubis

Es gebe immer wieder herausfordernde Ausbildungssituationen zwischen Betrieben und Auszubildenden, in denen eine professionelle Beratung seitens ihres Teams für beide Seiten eine praktikable und notwendige Hilfe sei.

Dabei gehe es ihr nicht nur um die Einhaltung formaler Vorgaben der Handwerksordnung, sondern um tragfähige Lösungen für alle Beteiligten. Ihre Stärke sehe sie darin, komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln und Kommunikation zu fördern. „Am Ende haben wir doch alle das gleiche Ziel – eine gute Ausbildung“, betont Andrea Seger.

Junge Menschen fürs Handwerk begeistern

Noch immer gebe es bei vielen Jugendlichen Vorbehalte gegen manche Ausbildungsberufe, obwohl nach ihrer Meinung, die Diskrepanz zwischen akademischen Berufen und Handwerksberufen kleiner werde.

Im Handwerk in Baden-Württemberg wurden 2024 insgesamt 18.267 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, was einem Anstieg von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Trotzdem ist die Lücke zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage noch nicht geschlossen, da das Handwerk theoretisch rund 22.000 junge Menschen hätte ausbilden können.

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Viele technische Ausbildungsberufe seien mittlerweile sehr komplex und auf einem hohen Niveau. Daher sollten diese Entwicklungen den Jugendlichen in Schulen attraktiv vermittelt werden, so Seger. Es gehe zum Beispiel auch darum, das Handwerk kennenzulernen.

Schreiner, Installateure, Bäcker oder Kfz-Mechatroniker sind den Meisten bekannt. „Aber wer weiß, dass es über 100 unterschiedliche Ausbildungsberufe im Handwerk gibt? Vom Augenoptiker über den Energietechniker bis hin zum Zahntechniker – ganz zu schweigen von den unzähligen Karrieremöglichkeiten, die das Handwerk bietet.“ Sie ist der festen Überzeugung: Nach der Lehre muss noch lange nicht Schluss sein.