Der Honberg-Sommer 2025 bot wieder eine bunte Mischung aus jüngeren und älteren Künstlern, aus Konzerten, Varieté und Comedy. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Michael Baur: Insgesamt positiv. Wir sind mit der 29. Auflage des Festivals zufrieden, ohne Grund für Überschwänglichkeit zu haben. Aber alleine, dass wir ein friedlich-fröhliches Festival ohne Zwischenfälle feiern konnten, ist schon erfreulich. Der Fassanstich mit den Hooters war großartig, ebenso deren Auftritt! Die Veranstaltungen boten in der Folge zahlreiche Highlights, wenn ich an Suzi Quatro, den Krähe-Jubiläumsabend, die No Angels, Alexander Eder oder Melissa Naschenweng denke. Durchgefallen ist keiner, der auf der Bühne stand. Das Wetter spielte leider nicht immer mit, verschonte aber die Konzerte. Und die Resonanz vom Publikum war ganz überwiegend begeistert.
Wie viele Besucher kamen in diesem Jahr, und wie ist die Publikumsresonanz im Vergleich zu den Vorjahren?
Michael Baur: Wir haben noch keinen Kassensturz gemacht, dürften aber bei rund 14.000 zahlenden Besuchern landen. Auch mit den sieben ausverkauften Events liegen wir im Rahmen der letzten Jahre. Man muss allerdings sagen, dass wir von den über 90 Prozent Auslastung in der Zeit vor Corona weiterhin nur träumen können. Die werden wir auch in diesem Jahr nicht schaffen.
Die Zahl der Sommerfestivals nimmt seit Jahren zu. Gefühlt findet derzeit an jeder Milchkanne ein Festival statt. Ist es vor diesem Hintergrund schwieriger geworden, Künstler nach Tuttlingen zu bringen und weiter ein hochkarätiges Programm zu präsentieren?
Michael Baur: In der Tat wird das Booking der Künstler von Jahr zu Jahr schwieriger, weil viel mehr Nachfrager beteiligt sind. Wir können uns da glücklich schätzen, dass wir uns über die Jahre ein gutes Standing in der Festivalszene erarbeitet haben und gute Kontakte zu vielen Agenten und Künstlern pflegen. Aber ja, das Geschäft ist deutlich schwieriger geworden.
Wie groß ist das Einzugsgebiet des Honberg-Sommers? Haben Sie Erkenntnisse darüber, von wo die Menschen anreisen?
Michael Baur: Da wir selbst den größten Teil des Kartenverkaufs abwickeln, kennen wir die Zuschauerströme recht gut und wissen, wohin wir die Tickets versenden. Das Einzugsgebiet ist von der Zugkraft der Künstler abhängig und reicht in der Regel bis zu 100 Kilometer um Tuttlingen, wobei wir das Gros der Karten in der Region verkaufen. Aus Villingen-Schwenningen oder Rottweil kommen viele, aber auch aus der Bodenseeregion finden viele den Weg zu uns. In Einzelfällen versenden wir auch schon mal Tickets an Fans von weiter her – in diesem Jahr unter anderem nach Köln, München, Salzburg, Hamburg oder Celle. Es gab auch schon Fans, die „ihren“ Künstlern aus Großbritannien, Spanien oder Italien hinterher gereist sind. Und den Rekord hält immer noch der Japaner, der aus Tokyo kam, um in Tuttlingen Jeff Beck zu sehen.
In Villingen-Schwenningen wieder immer wieder Kritik laut, dass die städtische Kultur dort kein mehrwöchiges größeres Sommerfestival entwickelt. Es gibt jetzt den Sommer Sound, der allerdings nur drei Konzerte umfasst. Verträgt die Region überhaupt noch ein weiteres Festival, nachdem es beispielsweise in Tuttlingen, Rottweil und Singen entsprechende Angebote gibt?
Michael Baur: Die Zahl an Konzerten und Festivals in der Region ist heute meines Erachtens schon eher hoch. Rottweil mit dem Ferienzauber, das Hohentwielfestival in Singen und unser Tuttlinger Honberg-Sommer sind seit 30 Jahren gut eingeführt und haben sich viel Stammpublikum erspielt. Man muss dazu ja auch sehen, wie viele Festivals – etwa in Salem, Meersburg, Friedrichshafen, Überlingen, Tettnang, Konstanz, Neuhausen, Lörrach, Freiburg und Balingen – das heute sehr mobile Publikum auch in der näheren Umgebung noch findet. Man hört schon heute öfter, dass die Vielzahl der Angebote zu einer Kannibalisierung führe.
Wie sehen Sie die Chance, ein neues Festival einzuführen?
Michael Baur: Neue Venues zu etablieren ist keine ganz einfache Aufgabe und mit nicht unerheblichen Risiken verbunden, vor allem wenn sie kein Alleinstellungsmerkmal haben. Ob man in Villingen-Schwenningen das finanzielle Risiko eingehen möchte, daneben eine weitere neue Veranstaltung aus der Taufe zu heben, müssen andere beurteilen. Es gibt allerdings viele gute Gründe, die dagegen sprechen.
Fragen: Markus Schmitz