Auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen zur Eröffnung des neuen Naturkindergartens in Hausen vor Wald. Im Oktober sollen dort die ersten der 20 Kinder im Alter von 3 Jahren bis Schuleintritt einen Platz bekommen. Alle notwendigen Baumaßnahmen sind eingetaktet, die vorgefertigten Bauteile für die Schutzunterkunft stehen bereit. Mit Martina Klink wurde eine Kindergartenleiterin eingestellt, die ab dem 1. Juli alle Schritte bis zur Eröffnung begleitet und mitgestaltet. Das Einzige, was nun noch fehlt, sind weitere Fachkräfte zu ihrer Unterstützung. Nur so könne man starten.
Der neue Kindergarten soll mit 2,1 Personalstellen besetzt werden. Neben der Leiterin, die in Vollzeit beschäftigt ist, sollen mehrere Teilzeitkräfte eingestellt werden, die sich ergänzen. Gesucht werden Pädagogische Fachkräfte, Erzieher im Anerkennungsjahr oder junge Erwachsene im FSJ.
Die Rahmenbedingungen sind dabei außergewöhnlich gut: Wer sich bewirbt, wird sofort eingestellt und nicht erst im Oktober zum geplanten Start. Es wird Allwetter-Arbeitskleidung gestellt, passend zur Natur wird ein Jobrad angeboten. Ferner wird nach DRK-Tarifvertrag bezahlt, der sich an den öffentlichen Dienst anlehnt, in manchen Punkten sogar vorteilhafter ist. Hierzu gehört auch betriebliche Altersvorsorge. Ab 3 Jahren Zugehörigkeit verlängert sich die Lohnfortzahlung bei Krankheit.
Die neue Leiterin
Leiterin Martina Klink war zuletzt in einem Kindergarten in Sulgen beschäftigt. Sie hat sich gezielt aus Interesse an einem Naturkindergarten beworben. Sie freut sich, nicht in „vorgefertigte Strukturen“ zu kommen und alles selbst gestalten zu dürfen. Und sie freut sich auf ein Team, mit dem sie sich abstimmen kann, ohne alles vorzugeben. Doch bis dahin kümmert sie sich um all die kleinen Dinge, die noch anzuschaffen sind, um die Einrichtung innen und außen zu komplettieren.
Für den Kindergarten gibt bereits eine lange Warteliste. Das Konzept sieht vor, dass mit zwei Kindern gestartet wird und dann nach und nach weitere dazu kommen. Der Kindergarten soll langsam wachsen, was für die Eingewöhnung der Kinder, aber auch für das Team wichtig ist. Ende Januar soll dann der Endstand von 20 erreicht sein. Gerne dürfen auch ältere Kinder dorthin wechseln, um eine Gruppe zu haben, in der Kinder unterschiedlichen Alters voneinander lernen. Vorher ist eine Informationsveranstaltung für alle interessierten Eltern vorgesehen.
Und wie sieht der Zeitplan für die baulichen Maßnahmen aus?
„Nach vielen behördlichen Genehmigungsverfahren, die sehr zeitintensiv waren, sind wir endlich so weit, dass die Baugenehmigung, der ‚Rote Punkt‘ da ist. Jetzt können wir loslegen und das, was hier schon vorgefertigt ist, im Wald montieren“, freut sich DRK-Geschäftsführer Tobias Rosenstiel.

Die Pläne für die Schutzunterkunft hat Robert Held von Held Holzbau in Wolterdingen erstellt, der von Anfang an mit im Boot war. „So eine Schutzunterkunft kann man nicht aus dem Katalog kaufen, es gibt strenge Regeln bei den Vorgaben und Herr Held hat uns gleich seine Hilfe angeboten, ist in Vorleistung getreten, obwohl damals noch nicht klar war, ob das Projekt überhaupt realisiert wird“, so Rosenstiel.
„Und uns war wichtig, dass es regional ist“, fügt Christina Meckes hinzu. „Und das ganze Projekt beruht auf Netzwerken und Menschen, die Herzblut dabei sind und das war bei Robert Held einfach so.“ Und es werden ausschließlich regionale und ökologische Materialien verwendet.
Schutzunterkunft aus Modulen
Die Schutzunterkunft wird auf einer Fläche von zwölf auf 4,5 Metern entstehen. Sie ist bewegbar, aber nicht auf Rädern. Sie steht auf Eichenbohlen. „Dadurch kann alles, was in den Wald kommt, rückstandsfrei wieder entfernt werden“, fügt Robert Held hinzu. Die Hütte besteht aus zwei Modulen, die aneinander geflanscht werden. Wenn es erforderlich ist, kann man diese auseinander ziehen und mittels Kran versetzen. Die Schutzunterkunft sei das Kernelement in diesem Waldkindergarten, um das herum dann ein Gerätewagen, ein Tipi und die ganzen Versteck- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder platziert werden.
Bis August komplett fertig sein
Die meisten Teile sind fertig und werden Ende Juli noch vor den Handwerkerferien mit einem Spezialtransport nachts unter Polizeibegleitung nach Hausen vor Wald gefahren. „Unser Ziel ist, dass wir dann Ende August komplett fertig sind“, so Robert Held. Bis zum Eintreffen der Teile wird in Hausen vor Wald unter Leitung von Lothar Seiffert von der Arbeitsgruppe „Standort und Bau“ der Wiesenkinder noch viel ehrenamtliche Vorarbeit geleistet. Als Landwirt bringt Seifert seine Gerätschaften mit ein, hat aber auch im Vorfeld diverse Termine mit Behörden wahrgenommen.
In den nächsten Wochen muss der Untergrund der entsprechenden Flächen vorbereitet werden. Dabei soll nur dort eingegriffen werden, wo es unbedingt notwendig ist. „Eines der Kernelemente ist dabei, dass der Wald so erhalten bleibt wie er ist“, so Christina Meckes. „Und jetzt ist der Moment gekommen, auf den wir alle hingefiebert haben. Der Tag, an dem wir in den Wald gehen können und alles vorbereiten, nach zwei Jahren Planung, Computer, Konzeption, Genehmigungen einholen und Menschen von unserem Konzept überzeugen.“

Der ehrenamtliche Aufwand beim Innenausbau hingegen halte sich in Grenzen, da die Hütte weitestgehend autark ist.
Was kosten die Baumaßnahmen?
„Die Hütte wird bei 160.000 Euro liegen, mit den Parkplätzen, die noch angelegt werden und sonstigen Details wird sich die Gesamtsumme voraussichtlich auf 210.000 Euro belaufen, da vieles in Eigenleistung gemacht wird“, sagt Tobias Rosenstiel.
Und wie wird das Projekt finanziert?
„Meine Assistentin Sonja Geisert ist dabei, die Förderanträge beim Land zu stellen. Von der dann übrigen Summe übernimmt die Stadt Hüfingen 90 Prozent, den Rest deckt das DRK aus Eigenmitteln ab. Außerdem stehen uns noch Spendengelder zur Verfügung, die natürlich alle diesem Zweck zugeführt werden“, so Rosenstiel weiter.