Bei der regionalen Biberbeauftragten Bettina Sättele steht der Schutz des Bibers im Vordergrund. Die studierte Biologin fand 1996 den ersten Biber in der Region und ist seitdem fasziniert von dem Lebewesen.

An diesem Baum hat der Biber bereits genagt. Die Rinde der Bäume im Vordergrund wurden ebenfalls vom Biber abgenagt.
An diesem Baum hat der Biber bereits genagt. Die Rinde der Bäume im Vordergrund wurden ebenfalls vom Biber abgenagt. | Bild: Andrea Wieland

“Ich leite ein Büro für Biberfragen und Auenschutz. Hierbei geht es mir vor allem darum, raus zu gehen und die Menschen vor Ort zu beraten. Das größte Problem ist, dass viele Menschen vor den Problemen mit den Biber resignieren, da sie nicht damit umgehen können. Das heißt, es geht oftmals nur um die Problembeseitigung und nicht darum, wie man mit dem Biber, beziehungsweise mit dem Lebensraum des Tieres, umgehen kann“, sagt Sättele.

Laut Bettina Sättele führt dies auch dazu, dass die Biber von einem Gebiet ins nächste ziehen. “Ziel sollte es sein, Bereiche zu schaffen, welche sowohl für den Biber, als auch die Landwirtschaft sowie die Fischerei nutzbar sind“, so Sättele. Dass dies nicht so einfach umsetzbar ist, zeigt sich auf der Hüfinger Gemarkung.

Ein heikler Bereich

“Es gibt einige Stellen, an welchen es für alle Beteiligten sehr schwierig ist. Eine große Herausforderung ist der Bereich am Mühlenbach zwischen Sumpfohren und Behla“, so der Biotop-Beauftragte Peter Marx von der Stadt Hüfingen.

Der Biotopbeauftragte der Stadt Hüfingen, Peter Marx.
Der Biotopbeauftragte der Stadt Hüfingen, Peter Marx. | Bild: Andrea Wieland

“Hier ist die Situation sehr heikel, da der Abwasserkanal mittlerweile nur wenige Zentimeter vom Bach entfernt verläuft.“

Dies könne im schlimmsten Fall zu Fremdwassereinflüssen in beiden Gewässern führen, was für beide Systeme nicht förderlich sei, so Bauamtsleiter Thilo Meyer.

Der Bauamtsleiter der Stadt Hüfingen, Thilo Meyer.
Der Bauamtsleiter der Stadt Hüfingen, Thilo Meyer. | Bild: Andrea Wieland

“Des Weiteren ist in diesem Bereich sichtbar, wie sich die Natur durch den Biber verändert“, erklärt Peter Marx. “An diesem Abschnitt des Mühlenbachs wurde nämlich vor zirka drei bis vier Jahren der Gewässerrandstreifen, der Streifen drei bis vier Meter am Bachlauf entlang, von der Stadt renaturiert. Hier wurden also Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt erhoben“, erinnert er sich zurück.

Mit solchen Drahthosen werden die Bäume vor dem Biber geschützt. Ohne Schutz werden die Bäume vom Biber angenagt, was dazu führt, dass ...
Mit solchen Drahthosen werden die Bäume vor dem Biber geschützt. Ohne Schutz werden die Bäume vom Biber angenagt, was dazu führt, dass die Bäume absterben. | Bild: Andrea Wieland

Diese Maßnahme beinhaltete unter anderem die Bepflanzung als Uferschutz. Was laut Sättele ebenfalls eine Maßnahme zum Lebensraumschutz des Bibers ist.

Biber sorgt für feuchte Felder

Doch auch diese Maßnahmen waren ohne positiven Folgen für die Landwirte, die dort ihre Felder betreiben. Mittlerweile hat sich der Biber in diesem Bereich häuslich eingerichtet und einen Damm gebaut, der das Wasser staut und die Felder überlaufen lässt.

Hier hat der Biber bereits einige Stämme gefällt.
Hier hat der Biber bereits einige Stämme gefällt. | Bild: Andrea Wieland

“Ein großes Problem ist, dass die Drainagen, die von den Feldern her kommen, durch die Arbeiten des Bibers verstopft werden. Dies führt dazu, dass das Wasser nicht abläuft und die Felder zu feucht sind“, so Landwirt Norbert Meier.

Gänge werden zu Traktorfallen

“Dies ist außerdem gefährlich, da somit der Boden immer wieder nachgibt und wir mit den Traktoren oder anderen Gerätschaften absacken oder gar umkippen können.“ Des Weiteren sei am Uferbereich ersichtlich, dass sich der Biber Notfallgänge grabe, in welchen er sich verstecken kann. Diese bilden ebenfalls eine große Gefahrenquelle für die Gerätschaften der Landwirte.

Solche Notfallgänge sind besonders tückisch für Landwirte: Steht hier hohes Gras oder Frucht so sind solche Löcher nicht ersichtlich und ...
Solche Notfallgänge sind besonders tückisch für Landwirte: Steht hier hohes Gras oder Frucht so sind solche Löcher nicht ersichtlich und die Maschinen können einsinken. | Bild: Andrea Wieland

Das Anstauen des Wasser führt außerdem zum den Renaturierungsmaßnahmen entgegengesetzten Ziel: “Bei der Renaturierung geht es darum, dass das Gewässer fließt. Der Biber staut durch seine Dämme das Wasser“, so Peter Marx. Das führt dazu, dass sich die Bachläufe immer mehr verbreitern, was die landwirtschaftlich genutzten Fläche eindämmt.

Tricks helfen nur kurzfristig

“Um das miteinander zwischen Biber und Landwirtschaft zu entlasten, haben wir in der Vergangenheit einige Tricks ausprobiert. Leider erfolglos“, so der Bauamtsleiter. Unter anderem wurde in den Biberdamm, welcher sich am Mühlenbach befindet ein Rohr gelegt, welches das Wasser wieder fließen lässt und nicht anstaut. “Dies ist leider nur eine sehr kurzfristige Maßnahme, da der Biber innerhalb kürzester Zeit alles wieder aufstaut“, so die Beobachtung des Landwirts.

Der Weiher in Behla bietet einen optimalen Lebensraum für den Biber. Hier hat er Bäume und kann Dämme bauen, ohne das sich dadurch ...
Der Weiher in Behla bietet einen optimalen Lebensraum für den Biber. Hier hat er Bäume und kann Dämme bauen, ohne das sich dadurch jemand gestört fühlt. | Bild: Andrea Wieland

Hier funktioniert das Zusammenleben

Doch natürlich gibt es auch einige positive Beispiele für das Zusammenleben mit dem Biber auf der Hüfinger Gemarkung. “Der Behlaer Weiher bietet einen optimalen Lebensraum für den Biber“, so Peter Marx. Dort sei er auch gerne gesehen, da diese Fläche der Natur überlassen werden solle.