„Es wird mir zu emotional“, sagte Georg Heitlinger. „Ich habe die Befürchtung, wenn wir weitermachen, dann fliegen die Messer.“
Georg Heitlinger ist Landtagsabgeordneter für die FDP. Gemeinsam mit dem Grünen-Abgeordneten Armin Wildbüßer war er als Kommission des Petitionsausschusses des Landtags in Sumpfohren. Dabei im Fokus: Die Situation rund um das geplante neue Wohngebiet beim Demeterhof Bogenschütz.
Die beiden haben sich ein Bild der Sachlage gemacht und werden dem Ausschuss darüber berichten: „Wir sichern ihnen zu, das Anliegen schnellstmöglich zu beantworten. Alle vier Wochen gibt es eine Ausschusssitzung, spätestens in fünf bis sechs Wochen haben sie eine Entscheidung“, so Heitlinger. Heute werde kein Urteilt gefällt, „es geht lediglich darum, die Situation vor Ort beurteilen zu können.
Und dazu waren auch die Akteure geladen und durften sich äußern. In rund eineinhalb Stunden ging es sachlich zu – und wurde dann zunehmend emotional. Der Streit schwelt nun schon einige Jahre.
Worum geht es genau?
Die Familie Bogenschütz bewirtschaftet als Biobetrieb 250 Hektar landwirtschaftlich. Angrenzend an die Weidefläche ist im Flächennutzungsplan ein Gebiet als zukünftiges Wohngebiet ausgeschrieben, das die Stadt jetzt weiter entwickeln möchte: „Durch eine dortige Bebauung sind vier Familien in ihrer Existenz bedroht“, erklärte Benedikt Bogenschütz.
Die Weide sei wichtig und man sei durch das Gebiet in der Entwicklung des Hofes eingeschränkt: „Und Konflikte mit einer neuen Nachbarschaft wird es geben. Irgendwann stören die Fliegen im Garten halt doch“, so Bogenschütz weiter.

Als die Familie 2004 einen neue Stall gebaut habe, habe der damalige Hüfinger Bürgermeister, Anton Knapp, gesagt, „wenn hier ein Betrieb hinkommt, dann kann dort drüben kein Baugebiet mehr hin“, so Bogenschütz. „Heute zählen aber keine Worte mehr, nur das Papier.“
Das sagt der Bürgermeister
„Es handelt sich hier nicht um ein Gebiet, das noch nie zur Disposition stand“, erläuterte Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier, der auf einer Karte zeigte, dass das Gebiet schon länger im Flächennutzungsplan (FNP) aufgenommen sei.
Klar sei auch, so Kollmeier, dass man mit einem kleinen Baugebiet an den Start gehe. „Der Ort braucht Bauplätze, das bisherige Gebiet ist alles bebaut.“ Plätze fehlen und seien nachgefragt. Der Zuschnitt des neuen Abschnittes mit elf Bauplätzen ergebe sich aus dem FNP und einem angrenzenden Vogelschutzgebiet.

Man sei mit der Familie Bogenschütz schon länger im Gespräch und habe auch schon darüber gesprochen, ein Stück Land des Hofes gegen städtisches Gebiet zu tauschen, „dazu ist es aber bisher nicht gekommen“, so Kollmeier. Versuche habe man immer wieder gemacht.
Ein Weideweg würde mit der neuen Bebauung überbaut werden, „ein Ersatzweg für die Tiere würde dann angeboten werden“, sagte der Bürgermeister.
Stimmen zum Baugebiet
„Unsere Fläche ist unterhalb der Bebauung. Auch wenn die Kühe weiter unten laufen – mit dem Vieh so nah an der Bebauung, da sehe ich Probleme“, erklärte Max Bogenschütz vom Demeterhof. Von der direkt gegenüber des Betriebes liegenden Einfahrt „werden die ganzen 250 Hektar bewirtschaftet. Das ist eine Kreuzung.“ Außerdem habe man dort die freiland-gehaltenen Schweine.
Auch die beiden Vertreter des Ausschusses sehen Bedenken: „Ich sehe hier auch einen Konflikt“, sagte Armin Waldbüßer. Die Demeter-Richtlinien seien sehr streng, „und wenn neben einem Wohngebiet Schweine im Freien sind, dann ist eine Geruchsbelästigung da“.
Konfliktpotenzial ist vorhanden
„Das geplante Baugebiet hat Konfliktpotenzial“, so Georg Heitlinger. Ihm seien jedoch auch die Bedürfnisse der Kommunen bewusst: „Der Bedarf an Wohnraum ist da. Aber das Planungsrecht liegt bei der Kommune.“ Der Petitionsausschuss gebe eine Empfehlung, „die kommunale Planung ist davon unberührt, aber die Gemeinde kann das in ihre Planungen mit einbeziehen.“
Wenn der Bürgermeister bereit für einen echten Kompromiss sei, dann müsse die Stadt auch Bauplätze abgeben, hieß es schließlich von der Familie Bogenschütz. Man sei bereit für jeden Kompromiss, „sie müssen aber auch verstehen, dass es eine große Ungeduld im Ortschaftsrat darüber gibt. Außerdem muss die Lösung im Gremium mehrheitsfähig sein“, sagte Michael Kollmeier.