Es hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können. Dass letztendlich Ende Juni nur die Lagerhalle auf dem Hof Bogenschütz abgebrannt ist und nicht noch wesentlich mehr, war ein Glücksfall – und ist ziemlich vielen Menschen zu verdanken. Angefangen bei einem Feriengast, der eigentlich schon am Abreisen war. Doch vorher wollte er noch einmal hoch zu den Kühen, ein letztes Mal die Tiere in ihrem Stall besuchen. Er entdeckte Rauch, der aus der benachbarten Lagerhalle kam und schlug sofort Alarm. Katharina Bogenschütz rief noch, während sie quer über den Hof nach oben zur Lagerhalle rannte, die Feuerwehr an. Obwohl es nur sieben Minuten dauerte, bis die ersten Männer vor Ort waren, waren es die längsten Minuten ihres Lebens. Denn vom kleinen Brandherd breitet sich das Feuer rasend schnell aus und sie stand hilflos daneben.

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Es war ein langes Wochenende für die Familie – Vater Max, Mutter Elisabeth und Tochter Katharina und beiden Söhne Simon und Benedikt sowie die fünf Enkelkinder. Für sie alle ist der Hof Bogenschütz in Sumpfohren nicht nur Heimat, sondern auch Lebensgrundlage. Neben der Familie bietet der Hof auch Arbeit für drei Angestellte. „Letztendlich sind es viele Menschen, die von diesem Hof abhängig sind“, sagt Katharina Bogenschütz.

Den Kühen im benachbarten Stall geht es gut. Während des Brandes waren sie auf der Weide. Allerdings hat nicht viel gefehlt, dass auch ...
Den Kühen im benachbarten Stall geht es gut. Während des Brandes waren sie auf der Weide. Allerdings hat nicht viel gefehlt, dass auch ihr Stall abbrennt. | Bild: Jakober, Stephanie

Für alle waren es lange und vor allem bange Stunden, bis feststand, dass der Hof gerettet werden kann und dass es nur um die Lagerhalle geht. „In so einer Notsituation waren alle für uns da“, sagt Katharina Bogenschütz. Wie beispielsweise die Cousine Caroline Ratzer. Aufgewachsen in einer Feuerwehrfamilie wusste sie genau, was zu tun ist und packte tatkräftig mit an. Oder anderen Landwirte im Ort – sie sorgten für die Wasserversorgung und fuhren das brennende Heu hinaus auf die Felder, damit es dort weiter gelöscht werden konnte. Denn immer wieder entzündete es sich von Neuem und das Löschen dauerte noch mehrere Tage.

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Und immer dabei, die Daueranspannung, ob das Feuer sich nicht doch noch einmal entfachen wird. „Es war die beste Idee, dass Heu aufs Feld hinaus zu fahren, um es dort zu löschen“, sagt Katharina Bogenschütz. Tonnen von Heu waren es. „Es wurde ja die ganze Baar eingenebelt.“ Heu, das eigentlich als Futter für die Tiere gedacht war. Und das in einem Moment, als die Familie gerade das Projekt Heu-Milch gestartet hat. Das bedeutet, die Tiere dürfen das ganze Jahr nur mit Heu gefüttert werden. „Und wir dürfen nur Bio-Heu verfüttern.“ Doch vom Verband der Demeter-Landwirte gab es gleich Unterstützung und wertvolle Tipps, wo das entsprechende Futter gekauft werden kann.

Knapp 100 Feuerwehrleute waren im Einsatz

Es war eine große Welle der Hilfsbereitschaft, die die Familie am Brandwochenende erlebte. Vom Getränke Biedermann wurden eilige Flüssigkeit für die Feuerwehrmänner gebracht, die in der Hitze gegen die Flammen kämpften. Die Bäckerei Schmid fuhr ihre Filialen ab und sammelte die restlichen Backwaren als Notverpflegung ein. Schließlich waren knapp 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Schnell war klar, die Lagerhalle lässt sich nicht mehr retten, aber der Rest des Hofes.

„Wenn das Metall durch die Hitze geschmolzen wäre, wäre der Stall einfach in sich zusammengefallen.“
Katharina Bogenschütz

„Es war ein Glück, dass ein Zimmermann dabei war, der immer nur sagte, dass die Schrauben gekühlt werden müssen“, erinnert sich Katharina Bogenschütz. Sie zeigt nach oben, deutliche Brandspuren sind am Stall zu entdecken, der nur wenige Meter von der abgebrannten Lagerhalle steht. „Wenn das Metall durch die Hitze geschmolzen wäre, wäre der Stall einfach in sich zusammengefallen“, erklärt sie. Durch das Kühlen der Schrauben habe die Feuerwehr letztendlich den Stall gerettet. Wie sehr die Familie Bogenschütz der Feuerwehr für ihren Einsatz dankbar ist, zeigt auch, dass sie kurz nach dem Brand gleich ein Dankesfest organisiert hat. Frei nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann. „Eigentlich ist es traurig, dass es erst so einen Brand geben muss, dass es so ein Fest gibt.“

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Von den Tieren ist keines zu Schaden gekommen. „Wir hatten eine tragende Muttersau und ich dachte schon, sie wird das nicht überleben“, blickt Katharina Bogenschütz zurück. Drei Wochen nach dem Brand konnte man sich auf den Hof über junge Ferkel freuen.

Katharina Bogenschütz schaut, ob es den kleinen Ferkeln gut geht. Hochschwanger musste die Mutter aus ihrem Stall evakuiert werden.
Katharina Bogenschütz schaut, ob es den kleinen Ferkeln gut geht. Hochschwanger musste die Mutter aus ihrem Stall evakuiert werden. | Bild: Jakober, Stephanie