Lange Zeit war das große Stück Land zwischen Loretto und Ziegeleschle einfach eine große Wiese. Mit der Erschließung des neuen Gewerbegebietes und dem neu entstehenden Wohngebiet Loretto kehrt ordentlich Leben ein.
Dafür sorgen auch die Arbeiten des Landesamtes für Denkmalschutz. Jetzt noch sind die großen, Schnitte genannten Erdbewegungen in der Nähe der Loretto-Kapelle gut sichtbar. Die Fläche ist ein Denkmalbereich, daher soll hier alles nach Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit abgeklopft werden, bevor mit dem Bau begonnen wird.
Archäologen entdecken Siedlungsreste
Gegenüber erfolgt von der anderen Seite bereits die Erschließung des Bereichs Ziegeleschle II. Dort waren eigentlich keine Ausgrabungen vorgesehen. Das hat sich jedoch geändert. „Bei der Erschließung wurden schnell Pfostenlöcher und Gruben entdeckt. Das sind vorgeschichtliche Siedlungsbefunde“, erklärt Mathias Nicke. Der Archäologe ist als Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalschutz (LAD) für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig.

Die Funde seien noch nicht exakt datiert, man vermute aber, es handle sich um welche aus der sogenannten Latènezeit, etwa 450 vor Christus bis Christi Geburt, oder früher. „Irgendwann im vorchristlichen Jahrhundert“, sagt Nicke.
Für die Untersuchungen im Loretto wurde die Engener Firma Archeotask beauftragt. Dabei handelt es sich um eine Grabungsfirma, die als Dienstleister für archäologische Belange der Bodendenkmalpflege im Einsatz ist. „Wir haben sie dann sofort hier rüber geholt und sie begleiten die Erschließungsarbeiten“, erklärt Nicke.
Liegt die Baustelle auf Eis?
Wenn im Erdreich einer zukünftigen Baustelle archäologische Funde auftauchen, dann geht damit auch immer die Furcht einher, es werde jetzt besonders teuer, und vor allem: die Baustelle liege jetzt erst mal auf Eis. Dabei sei das Gegenteil der Fall, erklären Nicke und Armin Höfler von Archeotask. Die Erschließung wird begleitet, „damit es zu keinem Stillstand kommt“, sagt Nicke. Und man wolle so schnell wie möglich mit der Arbeit vorankommen.

In Abstimmung mit dem LAD sei man bei der Abtragung des Oberbodens dabei, sagt Höfler. So verhindere man einen Baustopp und könne zeitgleich ausgraben. Das Vorgehen sei in diesem Fall „gut koordiniert.“
Vorchristliche Siedlungsfunde habe man bereits nah unter dem Boden – und es wird noch mehr vermutet, nämlich genau dort, wo zukünftig die Kindertagesstätte entstehen soll. „In dieser Befunddichte ist das nicht alltäglich“, erklärt Nicke. Richtig interessant werde es allerdings erst, wenn alle Funde entsprechend dokumentiert und erfasst seien: „Wenn die genaue Größe erfasst ist, dann können wir es irgendwann einbetten.“
Keramik, Pfostenlöcher und Kuhlenhäuser
Die Pfostenlöcher sind an dunklen Verfärbungen im Boden gut zu erkennen: „Man sieht diese dunkle Struktur, auch auf einer größeren Fläche“, erklärt Höfler. „Dabei handelt es sich wohl um eine überdachte Kuhle, man spricht da auch von einem Kuhlenhaus.“ Es gebe zudem Hinweise auf verziegeltes Material, man habe auch Keramik gefunden. Solche Gruben habe man auch als lokale Mülleimer verwendet, was sie für die Untersuchungen sehr interessant mache.

Über einen breiten Erdstreifen finden sich viele ausgegrabene Bereiche, der Boden ist übersieht mit Markierungen und Nummern. Das dient alles der Erfassung und der digitalen Ausmessung. „Alles wird entsprechend dokumentiert“, erklärt Höfler. Dabei komme etwa auch eine Drohne zum Einsatz. Einfacher als früher, als alles von Hand erfasst und gezeichnet werden musste.

Vorratsgruben seien bisher keine entdeckt worden, „bei solch einer Befundmächtigkeit wir das aber sicher noch auftauchen“, sagt Nicke. „Wenn wir in die Fläche gehen, finden wir noch mehr“, so Höfler.
Und was ist mit dem Kita-Bau?
Was den beiden – besonders in Hinblick auf die Kita – besonders wichtig ist: „Wir wollen die Fläche der Erschließung zeitnah abarbeiten, damit zu Beginn der Baumaßnahmen die Archäologie fertig ist“, erklärt Höfler. Dabei passe man die Ausgrabung auch den Umständen an: „Wenn sich die Befunde ausdünnen, dann geht man irgendwann auch nicht mehr weiter, so Nicke. Alles geschehe in enger Absprache mit der Stadt Hüfingen.