Jutta Freudig

Die Verwendung von "Flüsterasphalt" bei der Sanierung der von Spurrillen und Unebenheiten durchzogenen Bundesstraße 311 in der Immendinger Ortsdurchfahrt könnte die Lärmbelastung der Anwohner verringern und ist eine der Maßnahmen, die im neuen Lärmaktionsplan der Gemeinde vorgeschlagen werden. Mit diesem "lärmorientierten" Belag kann der Verkehrslärm reduziert und gleichzeitig das Höchsttempo 50 beibehalten werden. Die Baulast für eine Bundesstraße liegt aber beim Bund, so dass die Gemeinde nur Anregungen zur Ausführung des Belags machen kann. Schon beim Ausbau der Ortsdurchfahrt Zimmern wurde diese Empfehlung der Gemeinde abgelehnt. Der jetzt vom Gemeinderat beschlossene Lärmaktionsplan könnte hier Fortschritte bringen.

  • EU-Richtlinie schreibt Lärmplan vor: Dass Immendingen einen solchen Lärmaktionsplan braucht, schreibt die "Umgebungslärm-Richtlinie" der Europäischen Union vor. Gemeinden, auf deren Straßen und Schienenwegen mehr als 8200 Fahrzeuge pro Tag verkehren sind gesetzlich zur Ausweisung des Aktionsplans verpflichtet. Erarbeitet worden ist das Immendinger Konzept bereits im vergangenen Jahr. Der Entwurf wurde im letzten April im Gemeinderat vorgestellt. Mittlerweile waren nun im Rahmen der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung die Bürger und Ämter zum Lärmaktionsplan gehört worden.

  • Nur wenig Stellungnahmen zu Planung: Stellungnahmen von Bürgern habe es keine gegeben, berichtete Stadtplaner Karsten Mühmer vom mit der Lärmaktionsplanung beauftragten Ingenieurbüro Heine und Jud dem Gemeinderat. 14 Anmerkungen gab es von den Behörden, darunter das Regierungspräsidium, verschiedene Ämter des Landratsamts, das Landwirtschaftsamt und die Polizei. "Im Ergebnis führen die Anregungen zu keinen fachlichen Änderungen am Entwurf des Lärmaktionsplans", so das Fazit von Ortsbaumeister Rainer Guggemos zu der Anhörung.

  • Anregungen zur Lärmreduzierung: Vor dem abschließenden Beschluss fasste Planer Mühmer den Inhalt der Planung noch einmal zusammen. In einer Kartierung wurden durch das untersuchende Ingenieurbüro die Lärmschwerpunkte im Gemeindegebiet festgelegt, die sich im wesentlichen entlang der beiden Ortsdurchfahrten Immendingen und Zimmern befinden. Als Möglichkeiten für lärmreduzierende Maßnahmen schlug das Büro unter anderem vor: Lärmoptimierte Beläge, optische Einengungen, im Fall "Iltishalde" die Erhöhung des Lärmschutzwalls, Temporeduzierung zwischen Immendingen und Zimmern auf 50 Stundenkilometer sowie in den Ortsdurchfahrten auf Tempo 30 oder 40, ein Lastwagendurchfahrtsverbot oder auch das Beantragen von Lärmsanierungs-Programmen.

  • Plan löst Erwartungshaltungen aus: "Wir sind verpflichtet, diesen Lärmaktionsplan aufzustellen, mit allen Herausforderungen und Erwartungshaltungen, die wir damit bei der Bevölkerung auslösen", erklärte Bürgermeister Hugger. Tatsächlich haben die Bürger zwar rechtlichen Anspruch auf solche Lärmaktionspläne, jedoch nicht auf die Umsetzung. Hugger sah einen gewissen Nutzen in der Planung, wenn es darum gehe, mit Behörden Themen aus dem Maßnahmenkatalog zu verhandeln.

Frage Tempo 30

Immendingen hat zwar seit kurzem eine bessere Aussicht auf die zeitnahe Realisierung einer Ortsumgehung der B 311, die im neuen Verkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf eingestuft wurde, dennoch will man die innerörtliche Lärmentlastung mit Hilfe des Lärmaktionsplans im Auge behalten. Sollte es gelingen, Flüsterasphalt für den Ausbau der Ortsdurchfahrt Immendingen durchzusetzen, könnte das Senken der Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer verzichtet werden. Dieser lärmorientierte Straßenbelag entwickelt seine Wirkung laut Planer nur ab Tempo 50. Allerdings sei der dafür verwendete, grobkörnige Asphalt für Orte mit der Höhenlage Immendingens wegen der winterlichen Belastung weniger geeignet und kürzer haltbar. (feu)