Von Jutta Freudig

Immendingen/Zimmern – Es war ein historischer Moment, als der 400-Tonnen-Kran am Dienstag um die Mittagszeit die 30 Tonnen schwere Holzkonstruktion der neuen Zimmerer Holzbrücke auf die Widerlager beiderseits der Donau absetzte. Ab sofort überspannt jetzt wieder ein Übergang die Lücke in der Verbindungsstraße zwischen Zimmern und Hintschingen. Sobald das Holzbau-Unternehmen Zeller und Jochum weitere Arbeiten fertiggestellt hat, können als erstes Fußgänger und Radfahrer die Holzbrücke wieder nutzen. Für Autos und landwirtschaftliche Fahrzeuge wird der Übergang voraussichtlich in sieben Wochen wieder befahrbar sein.

"Wir wollen versuchen, die Brücke bis in zwei Wochen wieder für Fußgänger und Radler freizugeben," sagte Zimmermeister Harald Jochum am Dienstag im Vorfeld der Hebeaktion, für die sein Unternehmen eigens einen Spezialkran des Krandiensts MSG aus Offenburg geordert hatte. Man arbeite hierbei mit der Firma Scherzinger aus Donaueschingen zusammen, die aber nicht über einen Kran dieser Größe verfüge, so Jochum. Bereits vor 9 Uhr waren der Kran und der erste von zwei Tiefladern mit den Gegengewichten auf der Zimmerer Donauwiese eingetroffen. Erste Schaulustige fanden sich ein und nutzten die Gelegenheit, sich am vom Musikverein Zimmern aufgebauten Kiosk mit Getränken und Essen zu versorgen.

Aufwändig vorbereitet werden musste der Platz auf dem der schwere Kran seine Ausleger abstellen konnte. Danach wurden die Gegengewichte von den beiden Tiefladern abgeladen. Trotz der gut vorbereiteten Logistik hatte man dabei mit einigen Problemen zu kämpfen. Zum einen behinderten die vielen geparkten Autos der Schaulustigen einen der beiden Tieflader, zum anderen blieb das schwere Fahrzeug auf dem weichen, nassen Untergrund der Donauwiese hängen. Schließlich gelang es aber, insgesamt 14 der 10-Tonnen-Gewichte auf den Kran zu hieven.

Danach wurde die knapp 30 Tonnen schwere Holzfachwerkkonstruktion der neuen Brücke fachmännisch an den Seilen des Krans befestigt. Dann hob dieser die Brücke vorsichtig an und schwang sie in Richtung Hintschingen über das Donauufer hinweg. Auf beiden Seiten der Donau warten die Mitarbeiter von Zeller und Jochum, um die Holzkonstruktion an ihren richtigen Platz zu manövrieren und zu befestigen. Ein eigens zuvor schon unter der Brücke angebrachtes Sicherheitsnetz schützt jetzt bei den weiteren Arbeiten vor Stürzen.

"Wir sind alle sehr froh, dass die Brücke jetzt bald wieder in Betrieb geht,"erklärte Bürgermeister Markus Hugger, der zusammen mit Ortsbaumeister Rainer Guggemos, Rathausmitarbeitern und den Ortsvorsteheren Günter Heizmann aus Zimmern sowie Marlies Aschmann aus Hintschingen die Aktion beobachtete. Durch den Brand habe sich gezeigt, wie wichtig der Übergang für Zimmern und Hintschingen sei, so Hugger. Das gelte auch für Radfahrer auf dem Donauradwanderweg, die über die Brücke Richtung Immendingen und der dortigen Gastronomie geführt würden.

Bildergalerie im Internet:

www.suedkurier.de/bilder

Resistente Schindeln

Bei dem Material, das für die neue Holzbrücke verwendet wurde, handelt es sich um 90 Kubikmeter Fichten- und Tannenholz. Es ist gesägtes und kessel-imprägniertes Holz. Beim Bau der Brücke gibt es laut Zimmermeister Harald Jochum ausschließlich zimmermannsmäßige Holzverbindungen und keine Ingenieurverbindungen. Besondere Bedeutung kam beim Wiederaufbau des Zimmerer Wahrzeichens dem Schindeldach zu. Die neuen Schindeln sind aus dem Holz der nordamerikanischen Rotzeder entstanden, ein gegenüber der Witterung sehr resistentes Material. Die Schindeln sind zudem nicht gesägt, sondern gespalten, wodurch sie noch haltbarer werden. (feu)

Schindelbrücke ist Wahrzeichen Zimmerns

Die historische Holzbrücke mit dem Schindeldach ist ein Wahrzeichen des Immendinger Ortsteils Zimmern. Schon kurz nach dem Brand entschied sich die Gemeinde, den Donauübergang als historischen Nachbau wieder erstellen zu lassen. Seit Dienstag ist man diesem Ziel näher gekommen.

  • Die Historie: Bei der abgebrannten Zimmerer Holzbrücke handelte es sich um den dritten schindeldachgedeckten Donauübergang, der an der gleichen Stelle bei Zimmern erbaut wurde. Die erste Brücke geht auf das Jahr 1784 zurück, wurde aber bereits 1799 in den napoleonischen Kriegen wieder zerstört. Dann diente ein Notübergang als Behelfslösung bis 1825 ein neues Bauwerk die Donau überspannte.
    Im April 1945 wurde die Schindelbrücke am Kriegsende auf Anordnung der SS von der Wehrmacht durch eine Bombe gesprengt. Danach entstand 1947 der Brückenbau, wie er bis zum Brand am Sonntag, 6. September, existierte.
  • Die Baugeschichte: Die Abrissarbeiten für die Brandruine wurden am 30. November vom Gemeinderat vergeben. Der Abbruch dauerte bis 23. Dezember. Am 25. Januar vergab der Gemeinderat den Auftrag zum Neubau an die Firma Zeller und Jochum Holzbau. Drei Tage später startete die Sanierung der Brückenauflager. Mit den Vorbereitungen für den Brückenbau begann die Firma Zeller und Jochum Mitte Februar. Ab Mitte April wurde die Holzkonstruktion erstellt, die am Dienstag nun über die Donau gehievt wurde. Bis in zwei Wochen soll das Überqueren der Holzbrücke für Fußgänger und Radfahrer möglich sein. Etwa sieben Wochen dauert die Fertigstellung der Brücke mit Holzdach noch. Die Kosten für das neue Brückenbauwerk in Höhe von rund 200000 Euro trägt die Versicherung.
  • Die Brückenkonstruktion: Die Länge der aus 90 Kubikmeter Fichten- und Tannenholz gefertigten Brücke beläuft sich auf 25 Meter, die Höhe einschließlich des mit Schindeln gedeckten Dachs acht Meter. Die Breite des schließlich auch von Fahrzeugen benutzten Donauübergangs liegt bei sechs Meter. Besondere Bedeutung kommt der Brücke als Teilstück des überörtlichen Donau-Radwander-Wegs zu.
Jutta Freudig