Rund 700.000 Euro muss die Gemeinde Immendingen ersten Schätzungen zufolge investieren, um allein das Kanalnetz in Ippingen und in Bachzimmern wieder auf Vordermann zu bringen. Das haben Spülungen und Kamera-Befahrungen der beiden knapp neun Kilometer langen Kanalsysteme ergeben, die im Rahmen der Eigenkontroll-Verordnung vorgenommen wurden. Die Höhe des voraussichtlichen Sanierungsaufwands überraschte sowohl die Verwaltung als auch den Gemeinderat.

Über das Ergebnis der Überprüfungen in den Kanalnetzen Ippingens und Bachzimmerns informierte Tobias Meyer vom Ingenieurbüro BIT bei der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die im vergangenen Jahr gestartete Überprüfung ist die erste in der Gesamtgemeinde, der nun noch weitere in Hintschingen und Zimmern, danach in Mauenheim und Hattingen sowie im Kernort folgen werden. Nach den Kamerabefahrungen habe man die Kanäle je nach Schäden in Objektklassen von null bis fünf eingeteilt, wobei die Klasse null keinen Sanierungsbedarf verlange, die Klasse fünf umgehende Reparatur. Die in Ippingen und Bachzimmern festgestellten Schäden ordnete Meyer zwischen drei und fünf ein, was größtenteils eine mittelfristige Sanierung notwendig mache. Betroffen seien knapp drei Kilometer Kanäle, also rund ein Drittel der Gesamtlänge.

Meyer betonte, dass das vorliegende Ergebnis, welches er als nicht zu schlecht ansah, „kein konkretes Sanierungsprogramm“ bilde. Wie schon beim Start in die Untersuchungen 2022 hob der Fachmann hervor, die regelmäßige Überprüfung diene nicht nur der Dokumentation gegenüber der Wasserbehörde. Sie sorge auch dafür, dass die Kanalisation der Gemeinde erhalten werden könne. Zudem bestehe dadurch die Möglichkeit zu langfristigen Sanierungsplänen, und man sei bei anstehenden Straßensanierungen über den Zustand der darunter liegenden Kanäle informiert.

„Ich hätte mir bessere Werte gewünscht“, erklärte dagegen Bürgermeister Manuel Stärk. „Dieser Betrag allein für Ippingen und Bachzimmern ist schwer verdauliche Kost.“ Zumindest seien keine Sofortmaßnahmen nötig. Mit Blick auf die weiteren Kanaluntersuchungen, die nun in den Ortsteilen bis mindestens 2025 folgen, betonte Stärk: „Wir brauchen ein Gesamtbild, um zu entscheiden, wie es weitergeht.“ Liege dem Gemeinderat das Ergebnis der Gesamtschau vor, sehe man, welche Reparaturen am dringendsten sind.

Erstaunt äußerte sich der Ippinger Ortsvorsteher Christian Butschle über den hohen Sanierungsbedarf: „Die Ippinger Kanäle sind eigentlich die neuesten im Gemeindegebiet“, wunderte er sich und wollte wissen, wo genau Schäden festgestellt wurden. Laut Meyer verteilen diese sich auf unterschiedliche Stellen. Gemeinderat Niklas Graf wollte wissen, wie lang ein vollständig sanierter Kanal halte. Bei kompletter Erneuerung seien es etwa 80 Jahre, so Meyer. Hilfreich seien die Untersuchungen auch, wenn Straßen in sehr schlechtem Zustand seien, wie etwa die Rathausstraße in Hattingen, hob Ortsbaumeister Martin Kohler hervor. Dann wisse man, dass neben dem Straßenbau auch Arbeiten an Kanal und Wasserleitungen anstehen.