Es ist Freitag. Der 14-jährige Moritz Scheuch eilt mit dem Schulranzen auf dem Rücken sofort nach dem Unterricht in der Immendinger Reischach-Realschule nach Hause zur Blumenstraße, wo bereits die Familie auf ihn wartet. Vater Markus, Mutter Tanja und die jüngere Schwester Marie haben das Wohnmobil vorbereitet. Auf dem Anhänger steht bereits der umgebaute 1,4-Liter-VW Lupo V16 mit 100 PS. Mit Autocross-Fahrer Moritz starten alle ins Rennwochenende. Für den Neuntklässler steht ein weiterer Sieg bevor. Er wird 2023 Meister in der Jugendklasse des Drei-Nationen-Cups.

Tatsächlich kommt es nicht von ungefähr, dass der 14-Jährige bereits Benzin im Blut hat. Beide Eltern waren um die Jahrtausendwende selbst Hobby-Rennfahrer und mit mehreren Meistertiteln siegreich. Selbstsicher und redegewandt berichtet Moritz, wie es überhaupt möglich wurde, dass er schon mit 12 Jahren den Führerschein für die Rennstrecke absolvierte. „Der Fahrerlehrgang für 12- bis 18-Jährige dauerte zwei Wochenenden“, erzählt er. „Zur Theorie gehörten Themen wie Flaggenkunde oder Regeln auf der Rennstrecke“.

Die Praxis wurde zunächst mit einem regulären Fahrlehrer und Fahrzeug auf dem Kurs geübt, danach durfte Moritz im eigenen Auto weitere Fahrten auf der Strecke unternehmen. Den straßentauglichen VW Lupo hat sein Vater für den Jungen umgebaut. Markus Scheuch: „Nach einem Reglement wurde das Fahrzeug angepasst. Die Sitze habe ich erhöht, die Pedalerie abgestimmt.“ So besaß der Nachwuchs-Rennfahrer schließlich bereits in der Saison 2020/21 einen Führerschein fürs Auto-Cross-Fahren. Dann aber bremsten die Corona-Einschränkungen erste Rennerfolge aus. Umso siegreicher entwickelten sich die Rennen 2022 und 2023. Autocross-Rennen werden auf Rundstrecken gefahren, über Erde, Sand, Schotter, Asphalt- und Betonpassagen. Moritz fährt in der Klasse Jugend 1 für 12- bis 16-Jährige mit Serienwagen bis 1400 Kubikzentimeter. Er gehört zum Rennteam „Hot Drivers Hegau“ mit sieben Fahrern aus den Landkreisen Konstanz, Sigmaringen und Tuttlingen. Er ist der Jüngste des Teams, das unterschiedliche, aber durchweg rot-gelb lackierte Autotypen fährt und dessen Senior 60 Jahre zählt. Beim Drei-Nationen-Cup werden sechs Rennen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich gefahren. 2023 waren das in Hoch-Ybrig, Pfäffelbach, Bure, Albbruck und zweimal in Neuenburg. „Nach der Anreise wird im Fahrerlager aufgebaut“, so Markus Scheuch. Am Samstag folgen das Zeittraining und der erste Vorlauf, am Sonntag dann der zweite Vorlauf und der Wertungslauf. Dazwischen wird viel gewerkelt und geschraubt, aber es gibt auch Zeit für privates Miteinander im Team, beim Grillen und Zusammensitzen, nach den Rennen oder sogar im Urlaub.

Besonders spannend wurde es für Moritz beim letzten Rennen der Saison 2023, als es für ihn um den Sieg ging. „Für jedes Rennen erhalten die Fahrer je nach Platzierung Punkte“, erläutert der junge Rennsportler. Dann hatte sein Auto ausgerechnet am Finalwochenende einen Getriebeschaden. „Alle halfen mit, dass wir das Fahrzeug wieder auf die Strecke bringen konnten“, so Moritz Scheuch, der dafür dem Team einen ausdrücklichen Dank aussprach. Mit drei Siegen, einem zweiten und zwei dritten Plätzen, holte der Immendinger in seiner Klasse schließlich den Meistertitel. Ziel von Moritz ist es, den Erfolg zu wiederholen. An professionellen Rennsport denkt er nicht. „Alles soll ein Hobby bleiben“, so Tanja Scheuch. Bei deutschland- oder europaweiten Rennen, die man im Autocross ohne Qualifikation fahren könnte, wäre der Aufwand für Anfahrten, Ersatzteile, Reifen und Sonstiges zu hoch, so Markus Scheuch, der als Geschäftsführer ein im Maschinenbau tätiges Familienunternehmen leitet. Über die Unterstützung von Nachwuchsfahrer Moritz durch einen Sponsor würde sich die Familie dennoch freuen.