Von einem Spalier aus rund 30 Traktoren begrüßt wurden am Sonntagmorgen die Besucher des Neujahrsempfangs der Gemeinde Immendingen und des Landkreises Tuttlingen. Landwirte aus der Region nutzten die Gelegenheit des Eintreffens von rund 250 Besuchern aus Politik, Wirtschaft, Behörden, Verbänden, Schulen, Kirchen und Vereinen zu einem friedlichen Protest gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Bundesregierung. Der rund zweistündige Empfang war geprägt von Rück- und Vorschauen von Bürgermeister Manuel Stärk und Landrat Stefan Bär sowie von Professor Martin Riedmillers Impulsreferat über Künstliche Intelligenz (KI).
Der Immendinger Bürgermeister Manuel Stärk kritisierte zu Beginn seiner Rede politische Entscheidungen auf Bundesebene, die ein Schlag ins Gesicht der Mittelschicht, der Leistungsträger unserer Gesellschaft und der mittelständischen Wirtschaft seien. Stärks Sympathiebekundung für die vor der Tür protestierenden Landwirte kommentierte das Publikum mit Applaus. In der Gemeinde Immendingen habe man trotz der Krisenzeiten viel erreicht, betonte der Bürgermeister. Als wichtige Projekte 2023 nannte Stärk die Schaffung des Waldkindergartens, den Neubau des Feuerwehrhauses, die Anschaffung des neuen Löschfahrzeugs, die Erschließung des Gewerbegebiets Donau-Hegau II und den Baustart für die Service-Appartements im Freizeitzentrum, dem bisher als Boardinghouse bekannten Gebäude.
Er ging weiter auf die Investitionen in Höhe von 7,5 Millionen Euro ein, die 2024 geplant sind, unter anderem für den Breitbandausbau, den neuen Zimmerer Kindergarten, die Umstellung von Straßenbeleuchtungen auf LED-Lampen, den Infopoint zur Donauversinkung sowie die neue Radwegbrücke beim Anwesen Scheuch. „Wir bleiben auch hartnäckig, was die Ortsumfahrung für Immendingen und Zimmern angeht“, so Stärk. Den Dank an Funktionsträger und Ehrenamtliche ergänzte Stärk mit einem Aufruf zur Bereitschaft, als Kandidat bei den Kommunalwahlen anzutreten.
„Künstliche Intelligenz – unausweichlich oder unberechenbar?“ lautete das Thema des interessanten Impulsreferats von Professor Martin Riedmiller. Der in Spaichingen geborene Wissenschaftler und Informatiker war unter anderem als Professor für Neuroinformatik und Maschinelles Lernen an den Universitäten Dortmund, Osnabrück und Freiburg tätig und absolvierte internationale Forschungsaufenthalte, ehe er zur Alphabet-Tochter DeepMind wechselte, einem weltweit führenden Forschungslabor für Künstliche Intelligenz. An Beispielen wie fußballspielenden Robotern oder durch KI verfassten Texten und geschaffenen Bildern erläuterte Riedmiller das komplizierte Thema lebensnah.
Angesichts der auslaufenden Legislaturperiode des derzeitigen Kreistags blickte Landrat Stefan Bär in seiner Rede auf die letzten fünf Jahre zurück und nannte als Großthemen die Neustrukturierung des Gesundheitswesens, die Schaffung des regionalen Tarifverbunds „Move“ im öffentlichen Personennahverkehr sowie die neue regionale Kooperation bei der Abfallwirtschaft. Was die Flüchtlingsunterbringung angehe, seien auch beim Kreis Tuttlingen die Kapazitäten nahezu erschöpft, man müsse aber noch keine Hallen nutzen.
Für 2024 erwähnte Bär den Baustart für das Bettenhaus am Klinikum Tuttlingen, die Einführung des „On-Demand-Verkehrs“ mit abends und an Wochenenden verkehrenden Kleinbussen sowie den Neubau der Werkstätten der Steinbeisschule. Auch er befasste sich mit den Kommunalwahlen und appellierte: „Unsere Demokratie braucht Repräsentanten.“ Abschließend ging er auf das gesellschaftliche und politische Klima ein und meinte, für anstehende Veränderungen seien mutige Entscheidungen und Pragmatismus statt dogmatischer Prinzipien und Parteipolitik nötig.