Löffingen (pm/feu) In der kommenden Wahlperiode beträgt der Frauenanteil im Löffinger Gemeinderat 31,6 Prozent. Damit übertrifft man den Landesdurchschnitt, der laut Statistischem Landesamt bei 24,7 Prozent liegt deutlich. Dies war nicht immer so, weshalb die Löffinger Frauen 1999 eine Frauenliste ins Leben riefen.
Zwar gab es schon immer wieder Frauen im Gemeinderat, wie Helga Beck oder Elvira Fischer, doch wie waren „Exotinnen“ in der Männerwelt des Gemeinderats, wie es in einer Mitteilung heißt. Es war die damalige Tourist-Fachwirtin Rosita Weitzel aus Dittishausen, die als Initiatorin der neu gegründeten Frauenliste den Bürgerinnen mehr politisches Gewicht geben wollte. So hieß ein Werbeslogan: „Um lokale Politik ausgewogen zu gestalten, gehören Frauen in den Gemeinderat“. Gleich 14 Kandidatinnen aus Löffingen, Dittishausen, Reiselfingen und Göschweiler stellten sich am 24. Oktober 1999 zur Wahl. Dabei musste sich die neue Frauenliste nicht nur gegen die etablierten Parteien von CDU, FDP/FW und SPD durchsetzen, sondern auch gegen die vom langjährigen Bürgermeister Dieter Mellert gegründete neue Partei der Offenen Liste.
Auf Anhieb schafften es bei der Frauenliste die damals 32-jährige, zweifache Mutter und Bautechnikerin Verena Rosenfelder-Keller und die damals 42-jährige Mutter und Röntgen-Assistentin Silvia Bächle. Die Initiatorin und damalige Geschäftsführerin des Verkehrsvereins Rosita Weitzel schaffte den Sprung in den Gemeinderat nicht. Auch der Wiedereinstieg der Politik-erfahrenen Elvira Fischer klappte bei der Frauenliste nicht.
Mit den beiden unerfahrenen Kandidatinnen der Frauenliste zog auch Ex-Bürgermeister Mellert mit Inge Sibold als fünfte Fraktion in den damaligen Gemeinderat ein. Zusammen mit den beiden Gemeinderätinnen der SPD, Petra Vetter aus Dittishausen und Anette Heiler (sie gehörte dem Rat 25 Jahre an), wurde die Männerdomäne im Gemeinderat mit gleich fünf Frauen „aufgemischt“, später kam noch die CDU-Nachrückerin Anneliese Neef aus Bachheim dazu.
Die damalige Konstellation im Gemeinderat, da sind sich Verena Rosenfelder-Keller und Silvia Bächle einig, sei nicht einfach gewesen: „Große Aufgaben, erfahrene langjährige Gemeinderäte und ein unerfahrener junger Bürgermeister prägten das Gremium“. Der damalige Bürgermeister Frank Schmitt hatte sich im Frühjahr 1999 gegen den langjährigen Bürgermeister Mellert (24 Jahre Amtszeit) und langjährigen Bürgermeisterstellvertreter Norbert Brugger (19 Jahre Gemeinderat und 15 Jahre Kreisrat) mit 50,47 Prozent der Stimmen durchgesetzt. Dieses große kommunalpolitische Wissen, dass durch Emil Frei (30 Jahre Kommunalpolitik) ergänzt wurde, konnte der unerfahrene Bürgermeister nicht nutzen.
„Von den damaligen Fraktionen wurden wir gleich akzeptiert und bekamen den Fraktionsstatus, der eigentlich bei drei Gewählten liegt“, so die damalige Fraktionssprecherin Silvia Bächle. Natürlich mussten die Neulinge viel lernen und sich mit Themen wie Etat, Forst und Energie oder Großprojekten wie die Schulentwicklung mit Schulneubau befassen. Hart umkämpft war im Gemeinderat das Schulkonzept, der Gedanke der Dreigliederung oder der Gesamtschule, wobei man sich letztlich für den Neubau der Hauptschule und die Sanierung der Grundschule entschied.
Aktiv setzte sich die Frauenliste für den Jugendraum ein. Damals musste der Jugendförderverein gegründet werden, der die Verantwortung trug. Hier wurde die Basis für die vorbildliche Jugendsozialarbeit in Löffingen gelegt.