Eine lange Ära endet in Schonach: Elisabeth Wehrle hat nach über 40 Jahren die Vermietung von Appartements im Terrassenpark in die Hände von Jeannette Nock übergeben.

Abschied mit den Weihnachtsgrüßen

Elisabeth Wehrle (66) ist ein gutes Beispiel für eine Vermieterin, die sich jahrzehntelang, leidenschaftlich dafür einsetzte, dass sich Urlaubsgäste hier in Schonach wohlfühlten, immer wieder kamen und noch kommen. Bereits Ende 2020 hatte die Schonacherin ihre Gäste und Freunde darüber informiert, dass „große Änderungen“ anstehen. Denn zum letzten Mal würden sie von ihr dieses Jahr die gewohnte Weihnachtspost erhalten. „Dies bedeutet allerdings nicht, dass es mit dem Terrassenpark nicht weiter geht“, beruhigte die Vermieterin die treuen Gäste und stellte ihnen gleich ihre „ideale“ Nachfolgerin vor: Jeannette Nock (42) aus Schonach.

Vom Terrassenpark aus hat man einen herrlichen Blick auf die Gemeinde Schonach und in die Ferne.
Vom Terrassenpark aus hat man einen herrlichen Blick auf die Gemeinde Schonach und in die Ferne. | Bild: Christel Börsig-Kienzler

„Es ist für mich ein wunderbares Geschenk, nach über 40 Jahren ‚Leben für den Terrassenpark‘ jemanden gefunden zu haben, der diesen Gedanken mit mir teilt und in diesem Sinne weiterführen will“, schrieb Wehrle. „Dabei handelt es sich bei Jeannette um eine Frau, die in der Vergangenheit mit mir einige Jahre aktiv im Park mitgearbeitet hat, die Anlage und interne Details kennt.“

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Die offizielle Übergabe der Appartementvermietung sollte eigentlich schon zum 1. April erfolgen. Doch daraus wurde aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen, zweiten Lockdown zunächst nichts. Die Corona-Zwangspause konnte Wehrle teilweise durch die Vermietung von Appartements an Handwerker überbrücken, die derzeit bei den Arbeiten an der Schwarzwaldbahn tätig sind.

„Ich wünsche Jeannette, dass mein Traumjob auch zu ihrer Berufung wird.“
Elisabeth Wehrle

Erst mit den fallenden Inzidenzzahlen konnten die Corona-Maßnahmen gelockert und somit seit Ende Mai auch wieder Ferienwohnungen vermietet werden. Daher stand nun der Übernahme der Appartementvermietung durch Nock zum 1. Juli nichts mehr im Wege. „Ich wünsche Jeannette, dass mein Traumjob auch zu ihrer Berufung wird“, sagt Wehrle.

Die Anfänge

1973 wurde der Terrassenpark mit Hotel, Restaurant und Hallenbad erbaut. 1977 hatte Wehrle damit begonnen, Zweitwohnungen für deren Eigentümer zu vermieten. Dazu gekommen ist sie durch ihren Vater und Geschäftsmann Helmut Weisser, der damals die Appartements mit Möbeln einrichtete.

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„Anfangs waren es zehn, dann bis zu 60 Ferienwohnungen für zwei bis acht Personen, die unterschiedlich lange in Schonach Urlaub machten und den Schwarzwald bereisten“, erzählt Wehrle. Bis zu 30 Anreisen gab es an manchen Samstagen. „Einmal, das war 2014, waren es sogar 25.000 Übernachtungen.“ Mittlerweile sind es noch 25 Wohnungen, eine Festangestellte und drei Teilzeitkräfte, die Jeannette Nock nun von Wehrle übernahm.

„Ich war quasi rund um die Uhr im Einsatz.“
Elisabeth Wehrle

Wenn der Job von der gelernten Bauzeichnerin, zweifachen Mutter und bereits fünffachen Großmutter auch einiges abverlangte, hat Wehrle ihn stets gerne ausgeübt. „Das Vermieten war meine große Leidenschaft, hat mich glücklich gemacht“, verrät die Schonacherin. „Ich war quasi rund um die Uhr im Einsatz, die Anlaufstelle für alle möglichen Wünsche der Gäste, das Mädchen für alles“, sagt sie.

Fliegende Wechsel

In über vier Jahrzehnten hat die Appartementvermieterin selbstredend einiges erlebt. Sie könnte ein Buch darüber schreiben. Von der Werbung mit Angeboten, Korrespondenz, Reisebestätigung, nächtlicher Anreise und Abholung von Fluggästen, persönlicher Betreuung vor Ort bis hin zur Abrechnung mit den Eigentümern erledigte sie alles selbst. Auch beim Putzen packte sie mit an und war froh, wenn ihr beim „fliegenden Wechsel“ der Gäste Familienangehörige und Freunde unter die Arme griffen.

Bei Jeannette Nock (von links) im Terrassenpark wird die Braut mit einem von Elisabeth Wehrle organisierten Oldtimer abgeholt und zur ...
Bei Jeannette Nock (von links) im Terrassenpark wird die Braut mit einem von Elisabeth Wehrle organisierten Oldtimer abgeholt und zur Trauung gefahren. | Bild: privat

„Es gab Herausforderungen wie die Weltcups um den Schwarzwaldpokal, zwei Junioren-Weltmeisterschaften 1981 und 2002 und “Jugend trainiert für Olympia„ mit jeweils mehreren hundert Teilnehmern, aber auch Schlagerstars wie die Jacob Sisters und ein Fernsehteam, das den Film „Viehjud Levi“ hier in Schonach drehte und übernachtete.“ Die Touristen kamen aus aller Herren Ländern wie Spanien, Italien, Holland, Frankreich, Belgien und Dänemark. „Wobei der Schwerpunkt zwölf Jahre lang bei israelischen Gästen lag“, sagt Wehrle. Treue Stammgäste waren bis zu 70-mal in Schonach. Mit manchen ist sie befreundet.

Gäste kommen Jahre später noch

„Es gibt auch junge Leute, die mit ihren Eltern und Großeltern immer wieder gerne nach Schonach kommen“, hat Wehrle die Erfahrung gemacht. Ein Gast, der kürzlich mit seiner Frau wieder vor Ort war, ließ ihr ein Foto von 1985 zukommen. Es zeigt ihn, wie er als kleiner Junge an ihrer Hand bei der Fronleichnamsprozession mitläuft.

Der kleine Gast neben Elisabeth Wehrle kommt noch als Erwachsener nach Schonach.
Der kleine Gast neben Elisabeth Wehrle kommt noch als Erwachsener nach Schonach. | Bild: privat

Wehrle ist allen dankbar, die sie über die Jahre tatkräftig unterstützt haben – ihrer Familie, ihren Freunden, ihren Mitarbeitern, örtlichen Handwerkern und deren Vätern und insbesondere Rita Zandonella. Die habe ihr stets pünktlich frische Wäsche geliefert.

Mit Respekt an die neue Aufgabe

Ihrer Nachfolgerin, die für sie ein „Glücksfall“ ist und der der Umgang mit den Gästen ebenso großen Spaß macht, wünscht Wehrle viel Erfolg, besonders mit der ersten Saison, die gut gebucht ist und gleich mit der Beherbergung einer italienischen Hochzeitsgesellschaft aus Genua startete. Nock, die aktuell noch tageweise als Operationstechnische Assistentin am Schwarzwald-Baar-Klinikum arbeitet und sich nun zusätzlich Anfang Juli selbstständig machte, freut sich auf die weitere Aufgabe. „Vor dieser habe ich allerdings Respekt, nachdem ich nun weiß, was alles auf mich zukommt“, verrät sie im Gespräch. Beruhigend für sie sei jedoch, dass sie in ihrer Vorgängerin eine Ansprechpartnerin habe und ihre Familie sie unterstützen wird.