Schonach – Die Langenwaldsprungschanze in Schonach gehört zum Ortsbild und steht als unübersehbares Symbol für die Wintersportverbundenheit der Gemeinde. Dieses Jahr feiert sie Geburtstag: Vor genau 100 Jahren wurde im Skidorf die erste Skisprungschanze gebaut.
Im Oktober 1924 forderte der Vorsitzende des damals noch jungen Skiclubs Schonach, Arthur Schyle, die Erstellung eines neuen Sprunghügels in der Kuttlematte. Der Gesamtvorstand befand Ansinnen und Antrag gut und bewilligte die erforderlichen finanziellen Mittel, die sich laut Voranschlag auf rund 200 Mark belaufen sollten. Die Anlage sollte sofort erstellt werden. Eröffnet wurde die neue Anlage noch im selben Winter mit einem Sprungwettbewerb, eingebettet in die Ortsgruppenwettläufe.
Besonders stolz wurde im Protokoll vermerkt, dass man auf der nagelneuen Anlage Sprünge von bis zu 27 Metern gestanden hatte – andernorts waren es auf vergleichbaren Anlagen nur 25 Meter.
Wandel im Laufe der Zeit
In den Jahren 1931/32 wurde die Schanze zum ersten Mal umgebaut. Mitte März 1932 ging dann der erste Wettbewerb über die Bühne. Dabei kam Artur Scherer auf stolze 37 Meter Bestweite. Ein Jahr später wurde die Bestweite durch den Norweger Einstein Raabe auf 43 Meter erhöht. Nur knapp sechs Jahre später erfolgte ein weiterer Umbau der Schanze, 1937 wurde sie ein weiteres Mal erweitert. 1950 wurde die Anlage mit einer Beleuchtung versehen, so konnte man die Trainingsmöglichkeiten verbessern, aber auch Nachtspringen ausrichten.
Nach weiteren Umbauten in den Jahren 1955, 1963 und 1967 legte man 1972 größere Hand an und machte die Schanze fit für internationale Veranstaltungen, passte sie den Normen der FiS (Fédération Internationale de Ski/internationaler Skiverband) an. Glanzpunkt war die Installation eines beweglichen Startschlittens am Anlaufturm, der das Problem der Anlaufkorrektur nahezu perfekt löste und die Langenwaldschanze zur ersten Anlage mit solch einer Anlaufvorrichtung machte.
Doch die Normen der FiS änderten sich rasend schnell. 1979 musste erneut Hand angelegt werden – im Hinblick auf die nordischen Ski-Junioren-Weltmeisterschaften, die 1981 in Schonach stattfinden sollten. Aber auch hinsichtlich des Schwarzwaldpokals genügte die Anlage nicht mehr den Anforderungen. Die alte Schanze wurde kurzerhand abgerissen.
An gleicher Stelle – allerdings seitlich etwas verschoben – entstand eine komplett neue K-90-Schanzenanlage mit dem sogenannten Hillsize HS 96, die damals als Schmuckstück der Schwarzwälder Schanzen galt. Die neue Anlage, die in der Saison 1979/80 erstmals besprungen wurde, fügte sich optimal in den Taleinschnitt ein, umgeben von Wald thront sie über der Gemeinde.
1992 erhielt die Schanze dann etwas Kosmetik: Der Anlauf musste renoviert werden, im gleichen Zug verbreiterte man sowohl den Schanzentisch als auch die Anlaufspur, das Aufsprungbett wurde mit einer Holzbande versehen. Im gleichen Jahr wurde auch die Schanzenhütte umgebaut und vergrößert. Zehn Jahre später (2002) erfolgte der nächste Umbau. Für die zweite nordische Ski-Junioren-WM in Schonach wurde die Schanze erneut neuesten Vorgaben angepasst und mit einer Flutlichtanlage versehen. In Zusammenarbeit mit der Firma BIW wurde außerdem ein modernes Spurgerät entwickelt und gebaut.
Wiederum neue Vorlagen der FiS machten dann die vorerst letzten Umbauarbeiten im Jahr 2010 nötig. Und dieses Mal ging es richtig zur Sache: Der Schanzentisch wurde verlängert, der Aufsprunghügel komplett neu konzipiert und vor allem der Auslauf etliche Meter tiefer gegraben.
Über 4000 Lastwagenladungen Aushub wurden abgefahren. Im Aufsprunghügel wurden dagegen mehrere Tausend Kubikmeter Boden in sechs Schichten aufgebracht, um den Radius zu ändern. Das eingebaute Material wurde mit Dutzenden von bis zu sechs Meter langen Ankern gesichert. Neue Kabel zur Versorgung mit Strom und Wasser wurden gezogen, ein neues Trainerpodest wurde gebaut. Die Anlaufspur wurde komplett erneuert und mit einer Kühlung versehen.
Nach monatelangen Umbauarbeiten war nach neun Monaten Bauzeit die Schanze rechtzeitig zur 45. Auflage des traditionsreichen Schwarzwaldpokals fertig und präsentierte sich als moderne Schanze mit einem Hillsize von 106 Metern. Der Schanzenrekord liegt bei 111 Metern und wurde vom Japaner Ryota Yamamoto im März 2022 aufgestellt.
Platz für 8000 Zuschauer
Der Zuschauerraum ermöglicht es, bis zu 8000 Skisprungbegeisterten, die Wettkämpfe auf terrassenförmig angebrachten Rängen zu verfolgen. Und derer hat die Schanze in ihrer Geschichte schon etliche erlebt. Zahlreiche Schwarzwaldmeisterschaften fanden statt, DSV-offene Wettbewerbe im Spezialspringen und in der Nordischen Kombination. Deutsche nordische Jugendmeisterschaften, baden-württembergische und deutsche nordische Meisterschaften, die international Schwarzwald-Jugendspiele Nordische Kombination, Deutschlandpokale und Alpencups, aber auch der FiS-Ladies-Grand-Prix und nicht zu vergessen zwei nordische Ski-Junioren-Weltmeisterschaften. Hauptakt auf der Schanze ist aber nach wie vor der Schwarzwaldpokal, der Jahr für Jahr tausende von Zuschauern an den Fuß der Langenwaldsprungschanze lockt.
Virtueller Skisprung
Auch für eine Sommernutzung machte man sich in der Gemeinde immer wieder Gedanken. So war der Auslauf Anfang der 2000er-Jahre drei Mal Veranstaltungsort für die Radio-Regenbogen-Schanzenparty. Dort traten unter anderem sogar schon solche Stars wie Max Mutzke, Reamonn mit Frontmann Rea Garvey, Jeanette Biedermann, Bro`Sis oder Wonderwall auf. Und im Jahre 2003 wurden Teile der SWR-Produktion „Steiner gegen alle“ an der Schanze gedreht.
Seit 2022 gibt es außerdem das Angebot des virtuellen Skisprungs, und in diesem Jahr wurde außerdem im Mai anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Feuerwehr Schonach der erste Schonacher Schanzenlauf an der Langenwaldsprungschanze erfolgreich veranstaltet.