Scharen von Bauern haben sich am Mittwochabend, 3. Januar, beim Bräunlinger Ortsteil Döggingen versammelt. Es war eine Protestkundgebung auf einem Feldweg neben der B31, bei der die Landwirte ihren aktuellem Unmut rund um ein Mahnfeuer zum Ausdruck brachten.
Mit rund 300 Traktoren und Lastwagen aus dem gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis sowie den Landkreisen Tuttlingen und Waldshut forderten die Bauern, dass ihre Steuerprivilegien beim gängigen Traktor-Treibstoff erhalten bleiben.
Damit wollten die Bauern ein Zeichen gegen die Abschaffung der Agrardieselvergütung setzen, die die Bundesregierung beschlossen hatte.
Vorbeifahrende sollen den Protest mitbekommen
Dazu wurden die Traktoren rechts und links neben der Bundesstraße Freiburg-Donaueschingen im Spalier sowie auf einem Feld geparkt, damit vorbeifahrende Bürger den Protest mitbekommen konnten.
Manche der Traktoren waren mit Schildern bestückt, mit denen die Landwirte ihre Wut deutlich machten. Die Plakate waren beschriftet mit Sprüchen wie: „Zu viel ist zu viel“ oder „Kein Mensch ist so reich in diesem Land, dass er nicht lebt aus Bauernhand.“

Die Versammlung an der Bundesstraße war der Höhepunkt einer großen Sternfahrt, bei der sich Bauern, Lohnunternehmer und Unterstützer aus allen Richtungen auf nach Bräunlingen zum Mahnfeuer und zur Kundgebung aufgemacht hatten.

Landwirte wollen Druck auf Bund erhöhen
Die mehreren hundert Teilnehmer verfolgten dann auch die Ansprachen, die die Bedeutung der Bauern betonten. Die Redner schworen die Anwesenden auf weitere Aktionen ein.
Ziel sei es, so lange zu protestieren, bis die Pläne der Bundesregierung ersatzlos gestrichen würden. Durch die Pläne würden deutsche Bauern deutlich stärker belastet als in anderen Ländern der Europäischen Ländern.

Bernhard Bolkart, Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) rief die Teilnehmenden dazu auf, am 15. Januar zu einer Großdemonstration in Berlin zu kommen.
Auch eine Aktionswoche vom 8. bis zum 12. Januar mit vielen einzelnen Protesten soll die Bundesregierung zum Umdenken bewegen. „Wir müssen mehr Druck auf den Kessel bringen“, sagte Bolkart.

Zum Abschluss der Kundgebung riefen die Teilnehmenden drei Mal lautstark Attacke, um ihre Entschlossenheit zu symbolisieren.
Bauern erleben viel Rückhalt von Bevölkerung
Für die Veranstalter war der Protest nach eigenen Angaben ein voller Erfolg. Besonders, weil rund ein Drittel der Teilnehmer keine Landwirte seien, sondern Unterstützer, so Johannes Schwörer vom BLHV.
Der BLHV hatte zu dem Protest gegen die Streichung der Agrardieselvergütung aufgerufen. Man habe keine konkreten Erwartungen gehabt, die Veranstalter hatten nach eigener Aussage nur gehofft, dass sich möglichst viele Landwirte beteiligen. Doch die Anteilnahme gerade auch aus der Bevölkerung sei großartig, so Schwörer.

Es gebe derzeit großen Rückhalt für die Landwirte in der Bevölkerung, sagte der BLHV-Vertreter. Das sei nicht immer so gewesen in den vergangenen Jahren. „Man braucht die Bauern in der Gesellschaft“, sagt Johannes Schwörer.
Der Rückhalt zeigte sich auch bei einigen Autofahrern auf der B31, die mit Hupen und Winken ihre Solidarität bekundeten.

Streichung der Diesel-Subvention würde stark belasten
Johannes Schwörer hat selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bräunlingen. „Wir brauchen eine gesunde Landwirtschaft“, sagt er. Die Bauern hätten mit den gleichen Belastungen durch höhere Energiepreise und die Inflation zu kämpfen wie andere auch. Da sei die Belastung durch die Streichung der Agrardieselvergütung eine enorme zusätzliche Bürde, sagt Schwörer.
Für ihn konkret bedeutet dies Mehrkosten von rund 6000 Euro im Jahr. Sein Betrieb sei jedoch verhältnismäßig klein, betont Schwörer. In anderen Betrieben müsse deutlich mehr bezahlt werden.

Schwörer ist auch wichtig zu betonen, dass der Protest mit den Traktoren mehr als nur ein Symbol sei: „Die Traktoren sind für unsere Arbeit notwendig.“ Viele Landwirte müssten die Traktoren finanzieren, da sie sich diese sonst nicht mehr leisten könnten.
Auch sei das Problem der Landwirte umfangreicher als nur der Agrardiesel, so der Bräunlinger Landwirt: „Die Vorgaben, beispielsweise zu Düngemitteln, kosten richtig Geld.“
Erzeugerpreise nicht hoch genug
Auch seien die Preise für die Erzeugnisse nicht hoch genug um diese Vorgaben umsetzten zu können. „Wir haben seit 30 oder 40 Jahren den gleichen Preis für Milch“, erklärt Johannes Schwörer.
Unterstützung für Bauernprotest
Einer der Teilnehmer an der Entzündung des Mahnfeuers ist Erwin Wohinger. Er ist kein Landwirt, doch für ihn ist es eine Ehrensache bei dem Protest dabei zu sein: „Ich will die Bauern unterstützen“, sagte Wohinger. Er habe ein Zeichen setzen wollen, da seiner Meinung nach die Landwirte zu sehr unter Druck stehen.
Der Landwirt Klaus Grieshaber, der sich ebenfalls an dem Protest beteiligt, sieht in solchen Aktionen die einzige Chance für die Bauern.
„Der Agrardiesel hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt er. Die Regelungen müssen auf dem jetzigen Stand bleiben. „Sonst geben wir keine Ruhe“, so Grieshaber.
Und wie beurteilt die Polizei die Lage? Für sie war es eine ruhige Demonstration. Es habe keine Probleme gegeben und die Straßen seien nicht blockiert worden, hieß es auf SÜDKURIER-Nachfrage.