Wenn der Chef der Stadtwerke Villingen-Schwenningen, Gregor Gülpen, manchmal durch die Vergleichsportale für Stromanbieter scrollte, hat es ihn mitunter ein wenig geschüttelt. Nicht so sehr ob der niedrigeren Preise der Konkurrenz – also auch – aber vor allem wegen der Namen. „Der kleine Grüne zum Beispiel“, sagt er. „Den würde ich nicht mal trinken.“
Geschweige denn dem Anbieter genug Vertrauen zu schenken, seine Grundversorgung zu decken. Nun muss er das natürlich qua Amtes sagen. Aber nachdem was in den vergangenen Wochen passiert ist, kann er das wohl auch qua Amtes sagen. Schließlich stehen die Kunden der Konkurs gegangenen Anbieter jetzt bei ihm in der Kundenkartei.
„Immer billig, billig, billig, macht keinen Sinn. Die Leute zahlen jetzt wirklich bitteres Lehrgeld.“Gregor Gülpen, Geschäftsführer der Stadtwerke VS
Warum steigen die Strompreise?
Die Situation ist ähnlich wie bei den Gaspreisen. Zum einen sind die Beschaffungskosten gestiegen, sagt Gülpen. Zum anderen die Zahl der Kunden, die ihnen, wie er sagt, zugelaufen sind. „Stromio zum Beispiel hat uns 300 Kunden gebracht.“
Auch bei den Stadtwerken werden die Preise in den kommenden drei Wochen steigen. Aktuell wird der neue Preis kalkuliert. Das ist die schlechte Nachricht. Die Gute: „Es wird nicht ansatzweise in der Größenordnung steigen wie der Gaspreis.“ Denn beim Strom sind die Abhängigkeiten nicht so groß wie beim Gas beispielsweise von Norwegen und Russland. „Strom können wir ja selber produzieren.“
Dass es trotzdem eine Mehrbelastung für beispielsweise Geringverdiener, Rentner und Alleinerziehende darstellt, das ist Gregor Gülpen bewusst. Auch der Staat überlegt, besonders Betroffene mit Einmalzahlungen zu unterstützen. „Da sieht man ja die Dramatik.“
Warum zahlen Neukunden mehr?
Rund 40.000 Stromkunden haben sie insgesamt. Vor ein paar Wochen kamen auf einen Schlag 300 dazu. „Wir freuen uns über jeden Kunden, weil wir glauben, dass die Lernkurve jetzt da ist“, sagt Gülpen.
„Die Leute zahlen jetzt wirklich bitteres Lehrgeld.“ Wer in die Grundversorgung der Stadtwerke rutscht, muss ein paar hundert Euro mehr bezahlen, als die Bestandskunden.
Wie beim Gas nehmen die Stadtwerke auch beim Strom – außerhalb ihres Einzugsbereichs als Grundversorger – keine Neukunden mehr auf. „Weil es auch keinen Sinn machen würde“, sagt Gülpen. Die Preise sind aktuell überall gleich hoch.
Was, wenn man nicht mehr bezahlen kann?
Rund 200 Strom- und Gaskunden müssen die Stadtwerke im Jahr die Versorgung abklemmen. Bei rund 53.000 Kunden insgesamt entspricht das etwa einem halben Prozent. Abstellen ist die Ultima Ratio. Gülpen weiß das.
Er sagt: „Nicht zahlen ist das Unschlauste, was du machen kannst, mit Verlaub.“ Vor allem, weil mit dem Abstellen und dem Wiederanschließen auch nochmal Kosten auf den Kunden zukommen. Etwa 100 Euro werden dafür berechnet.
„Es gibt Möglichkeiten, man muss nur miteinander reden“, sagt Gülpen. Abschläge können zum Beispiel gesenkt werden. Wenngleich dann natürlich die Endrechnung höher ausfällt. Sein Appell: „Bitte, wenn es nicht geht, lasst uns vorher reden. Das ändert nichts am Preis. Aber vielleicht findet man ein vertretbares System.“
Tipp zum Stromsparen vom Experten
Manchmal wundert sich Jonas Pischner wenn er irgendwo zu Besuch ist, dass es doch noch den ein oder anderen gibt, der nicht weiß, dass man die Kühlschranktür am besten so schnell wie möglich wieder schließen sollte.

Pischner ist Gebäudeenergieberater bei Energieberater BW mit Bürositz in Villingen. Er erklärt, was man beim Kühlschrank sonst noch beachten sollte und wo im Alltag weitere Stromfresser lauern. Rund 50 Prozent der Kosten lassen sich seiner Einschätzung nach sparen, wenn man ein paar einfache Dinge im Alltag beachtet.
Der Kühlschrank
- Die Tür so schnell wie möglich wieder schließen.
- Die Temperatur des Kühlschranks richtig einstellen. Sieben Grad sind optimal. Ein Grad mehr, sagt der Experte, bedeuten sechs Prozent mehr Verbrauch.
- Den Kühlschrank so voll wie möglich machen.
- Keine warmen Essensreste hineinstellen.
- Regelmäßig abtauen und beim Kauf auf eine „no-frost-Funktion“ achten.
Der Backofen
- Vorheizen oder nicht? Das sei am Ende eine Glaubensfrage, sagt der Energieexperte. Bei einer Pizza beispielsweise, sei es durchaus sinnvoll, vorzuheizen, bei anderen Dingen eher nicht. Wenn der Ofen die Temperatur einmal hat, dann mache es nicht so viel aus, wenn er die halten muss, so der Experte.
Computer und Co.
- Lieber Laptop und Smartphone nutzen, als den Desktop-PC. Beides spart Strom.
- Außerdem auf den Standby-Verbrauch elektronischer Geräte achten. Alles was über 0,5 Watt liegt sollte ausgeschalten werden.
Die Spülmaschine
- Die Spülmaschine sollte immer richtig voll sein.
- Energiesparprogramme, die länger brauchen aber eine niedrigere Temperatur benötigen, sind ratsam.
- Kurzprogramme vermeiden. Der Wasser- und Stromverbrauch ist dann höher.
Beim Kochen
- Am besten immer mit Deckel auf dem Topf kochen.
- Bei Gemüse oder Kartoffeln so viel Wasser in den Topf geben, dass es gerade bedeckt ist.
- Das Wasser im Wasserkocher vorzukochen sei ebenfalls ratsam.
- Ein Induktionsherd ist zudem effizienter als ein Elektroherd.