Ein Stier stoppt die Schwarzwaldbahn. Die Polizei muss das Tier, das zusammen mit einem Artgenossen aus dem Villinger Schlachthof entlaufen war, letztendlich erschießen. Doch musste das sein. Schließlich konnte der andere Stier auch gefangen werden.
„Wir hatten keine andere Chance“, erklärt Karsten Binder. Er ist Geschäftsstellenleiter in Rottweil und war am Mittwochmorgen in Villingen. Binder schildert am Donnerstag, wie die beiden Jungtiere überhaupt flüchten konnten.
„Es war beim Abladen, als sie über das Gatter sprangen“, schildert er. Das Gatter sei „brusthoch“. Aus Binders Sicht sind die Tiere nicht in Todesangst vor dem Fleischermesser geflüchtet. Er räumt aber ein, dass vielleicht auch der Freiheits-Drang die Tiere veranlasst haben könnte, das Weite zu suchen.
Wie ein Tier ganz einfach gefangen werden konnte
Karsten Binder sagt, er habe selbst das eine Tier eingefangen. „Das war relativ leicht. Ich bin ihm mit Wagen hinterhergefahren. Dann ist er wieder in den Hänger gelaufen“, erzählt er.
Grundsätzlich anders gelaunt gewesen sei das zweite Tier. „Der war sehr aggressiv“, stellt Binder fest. Dies habe sich durch „den gesenkten Kopf“ und heftige Bewegungen mit den Beinen geäußert. Der Bulle sei umher galoppiert und eine Annäherung an das Tier schien unmöglich, fasst der Schlachthof-Chef weiter zusammen.
Mit dem Schwenninger Polizei-Gewehr
Weshalb schoss die Polizei mit einem Gewehr und nicht mit der Dienstpistole? Jörg-Dieter Kluge erklärt die Waffenwahl mit „der erforderlichen, größeren Durchschlagskraft für Großtiere“. Das Gewehr, Modell G 3, sei ausschließlich im Schwenninger Revier im Waffenschrank deponiert, erklärt er weiter.
Der Schütze, ein erfahrener Jäger und Polizist, sei zudem „so nahe wie möglich an das Tier herangegangen, wir müssen da sehr aufpassen, die Kugel fliegt sehr weit“, umreißt der Polizeisprecher die Einsatzherausforderungen.
Was wurde aus dem erschossenen Stier, den die Kugel im Bereich der Firma Wieland tötete? Karsten Binder scheint die Frage erwartet zu haben. Nein, sagt er sofort, das Tier sei nicht verarbeitet worden. „Natürlich nicht“, betont er zusätzlich. Der wilde Stier, der von dem Schlachter flüchtete und dessen Leben doch ein Ende nahm, sei zur Tierkadaver-Entsorgung gebracht worden.
Die Vorgeschichte: Stier stoppt am 1. März die Schwarzwaldbahn
Massive Staus auf den Straßen in Villingen morgens im Berufsverkehr – und an vielen Bahnübergängen waren die Schranken ab 6.30 Uhr geschlossen. Der Grund für die Probleme lag nicht bei den Autofahrern, sondern auf den Bahngleisen bei Villingen. Hier kam es zu einer ungewöhnlichen Morgen-Blockade.

Laut Jörg-Dieter Kluge, Sprecher des Polizeipräsidiums, stand ein Stier im Bereich der Firma Wieland auf den Gleisen und stoppte so die Schwarzwaldbahn. Das Tier habe durch einen Polizisten des Schwenninger Reviers mit Jagderfahrung getötet werden müssen. Am Morgen hatte die Polizei zunächst erklärt, der Todesschuss sei durch die Bahnpolizei erfolgt. Dies wurde später von einem Sprecher korrigiert.
Der Schuss sei um 8.35 Uhr abgefeuert worden. Das Tier war aus dem Schlachthof in der Nähe entlaufen. Ausgebüxt sein soll er mit einem weiteren Rind. Dieses habe aber eingefangen werden können.
Viele Verspätungen und Zugausfälle auf der Schwarzwaldbahn
Ein Zug stand auf freier Strecke unterhalb der Terra-Häuser lange Zeit still. Auch in St. Georgen wurden die Züge in Richtung Villingen gestoppt. In Donaueschingen wurden Bahnfahrgäste noch um 8.30 Uhr aus den Zügen in Busse gebeten.
Gegen Mittag erklärte sich auch die Bahn AG auf Anfrage dieser Redaktion. Laut einer Sprecherin seien die „Strecken Villingen–Donaueschingen und Villingen–Schwenningen von kurz nach 6 Uhr bis circa 8.40 Uhr gesperrt“ gewesen. Und, so heißt es weiter: „Der Zugverkehr war davon stark beeinträchtigt, es kam zu Verspätungen und Zugausfällen. Betroffen waren sowohl DB- als auch SWEG-Züge.“
Auswirkungen auf den Berufsverkehr
Die Folgen des unplanmäßigen Stopps waren massiv. Vor Villingen war etwa in Marbach der Bahnübergang am Wiesengrund geschlossen. Viele Autofahrer wendeten erst kurz vor der Schranke. Der Verkehr arbeitete sich dann über die Niederwiesen- und Schwedendammstraße in die Stadt voran. An der Tonhalle gab es an der Einfahrt zur Bertholdstraße massive Rückstaus. Viele Ortskundige umfuhren die Stelle und zwängten sich durch die Südstadt, wo teils dichter Verkehr herrschte.

Auch die B33 durch Villingen bekam die Folgen zu spüren. An der Anfahrt zum Landratsamt stauten sich viele Autos von der Schwenninger Straße bis auf die Bundesstraße.
Wann die Schwarzwaldbahn das nächste Mal nicht fährt
Fahrergäste der Schwarzwaldbahn müssen sich übrigens darauf einstellen, dass die Bahn zwischen Triberg und Villingen vom 17. April und dem 11. Mai nicht fährt. Alles dazu lesen Sie in unserem Artikel „Schon wieder: Schwarzwaldbahn wird wieder wochenlang gesperrt„.